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Sophie Taeuber-Arp###Erica in Kostüm, Zürich, 1920 – 1929

Zum Konvolut von Sophie Taeuber-Arp, das mit der Schenkung der Sammlung Raguse-Stauffer ins Aargauer Kunsthaus gelangte, gehören 98 Fotografien aus der Zeit zwischen 1891 und 1942, die das Leben der Künstlerin von ihrer Kindheit in Trogen bis zu den Jahren in Zürich nachzeichnen. Sie stellen eine wichtige Dokumentation von Taeuber-Arps Biografie und der Entwicklung ihrer künstlerischen Arbeit dar.

Aus der Zeit in Trogen stammen von der Mutter aufgenommene Fotografien, die die Künstlerin als junges Mädchen in verschiedenen Verkleidungen zeigen: Ihre Faszination für Kostüme begann schon im kulturell aufgeschlossenen Elternhaus. Scharaden und Verkleidungen gehörten zum Alltag der Familie Taeuber. In ihrem Zimmer richtete Taeuber-Arp auch eine Wand mit Porträts von Indianern, Federschmuck und gewebten Halsbändern ein.

Während ihrer Ausbildung in München, wo sie von 1910 bis 1914 die angesehene Debschitz-Schule besuchte, verstärkte sich diese Leidenschaft weiter. Die Kostümfeste der Fasnacht wurden in der Debschitz-Schule aufwendig inszeniert und die Verkleidungen von den Studentinnen und Studenten selbst angefertigt. Aus dieser Zeit stammt beispielsweise eine Aufnahme der Künstlerin in orientalischem Kostüm. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz verfolgte Taeuber-Arp ihre Faszination für den performativen Charakter der Kunst weiter, etwa im Kontext ihrer Beteiligung an der Zürcher Dada-Bewegung. Für das Marionettenspiel «König Hirsch» realisierte sie 1918 die expressiven Dada-Figuren, wenig später entstanden die Kostüme «Hopi-Indianer», welche die Künstlerin und ihre Schwester Erica auf einer der Fotografien aus dem Sammlungsbestand tragen.

Als die Fotografie Erica in Kostüm aufgenommen wurde, war Sophie Taeuber-Arp bereits erfolgreich: Sie wirkte in der Dada-Szene und arbeitete als Lehrerin für textiles Entwerfen und Sticken an der Gewerbeschule in Zürich. Dort forderte sie ihre Schüler auf, sich von traditionellen Mustervorlagen loszulösen und eine abstrakte, geometrische Formensprache zu entwickeln. Die Vereinfachung auf die elementaren Formen ist ein fundamentales Prinzip von Taeuber-Arps gattungsübergreifendem Schaffen. Auch das Kostüm, das Erica auf dem Bild trägt, weist auf diese Ästhetik der Grundformen hin. Erica posiert in einem schlichten Kleid, das aufgrund ihrer Haltung nicht gut erkennbar ist. Nur die ausgefallene Kopfbedeckung präsentiert sie den Betrachtenden. Die Fotografie dokumentiert eine der textilen Arbeiten Sophie Taeuber-Arps und die Vielfältigkeit ihres künstlerischen Werks, das nicht nur Kunstgewerbliches wie Textilien oder Schmuck umfasst, sondern sich von abstrakter Malerei bis Tanz erstreckt. Erst seit wenigen Jahren wird ihr breit gefächertes Œuvre in der Kunstgeschichte neu aufgearbeitet und bewertet.