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Aktueller Fokus

Augusto Giacometti. Freiheit | Auftrag

Augusto Giacometti. Freiheit | Auftrag, 27.1. – 20.5.2024 im Aargauer Kunsthaus (Rundgang)


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Augusto Giacometti

Freiheit | Auftrag
27.1. – 20.5.2024

Die umfassende Präsentation lenkt den Blick auf eine facettenreiche Künstlerpersönlichkeit, deren Werk zu den Höhepunkten in der Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählt. 

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Kooperation

In Kooperation mit dem Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaften (SIK-ISEA)

Partnerin Aargauer Kunsthaus

UBS

 

Öffentliche Führungen

Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Stranger in the Village

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Video: Roman Hodel

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Video: Nordhang

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Video: Thomas Kern

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Pierre Koralnik, Stranger in the village, 1962
Video in ganzer Länge auf RTS Radio Télévision Suisse ansehen

Stranger in the Village

Rassismus im Spiegel von James Baldwin
3.9.2023 – 7.1.2024

In seinem berühmten Text Stranger in the Village (Fremder im Dorf) verarbeitete der US-amerikanische Schriftsteller James Baldwin seine von Rassismus durchzogene Erfahrung in der Schweiz der 1950er-Jahre. Baldwins Worte sind bis heute Inspiration für viele Kunstschaffende. Sie halten uns als Gesellschaft einen Spiegel vor und haben nichts von ihrer Brisanz verloren. Die Gruppenausstellung thematisiert Zugehörigkeit und Ausgrenzung anhand aktueller Werke von Kunstschaffenden aus der Schweiz und der internationalen Szene. Sie stellt Fragen, die uns alle angehen.

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Kuratorin

Dr. Celine Eidenbenz, im Dialog mit dem Advisory Board 

Kuratorische Assistenz 
Sarah Mühlebach 

Vermittlung 
Laura Arminda Kingsley 

Advisory Board
Mandy Abou Shoak, Sozialpädagogin und Anti-Rassismus-Coach, Zürich 
Joshua Amissah, Bildredaktor, Editor, Kurator, Berlin und Zürich 
Sasha Huber, Künstlerin, Helsinki 
Laura Arminda Kingsley, Künstlerin und Vermittlerin, Dübendorf 
Nayansaku Mufwankolo, Beauftragte/r für Inklusion und Lehrbeauftragte/r für Kulturwissenschaft und Kritische Theorie, Haute ecole d'art et de design (HEAD), Genf 
Mit der Beratung von CARAH, Collective for Anti-Racist Art History, Universität Zürich, Kunsthistorisches Institut 

Partnerin Aargauer Kunsthaus
Credit Suisse (Schweiz) AG

Öffentliche Führungen

Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Wiedereröffnung Aargauer Kunsthaus

Wiedereröffnung

Aargauer Kunsthaus
2./3.9.2023

Die umfassenden Sanierungsarbeiten an Böden, Licht und Fassade im Aargauer Kunsthaus stehen kurz vor dem Abschluss. Wir freuen uns, Ihnen das Kunsthaus schon bald in neuem Glanz zu präsentieren: mit einer modernen, energiesparenden Beleuchtung und frisch geschliffenen Böden.

Am Eröffnungswochenende empfangen wir die Besuchenden mit einem Open House und freiem Eintritt. Neu zu entdecken ist die Ausstellung Stranger in the Village. Rassismus im Spiegel von James Baldwin. Ausserdem ist die Sammlung 23 wieder zugänglich.

Sonderbeilage vom 26. August 2023 lesen

Stranger in the Village

Rassismus im Spiegel von James Baldwin
3.9.2023 – 7.1.2024

In seinem berühmten Text Stranger in the Village (Fremder im Dorf) verarbeitete der US-amerikanische Schriftsteller James Baldwin seine von Rassismus durchzogene Erfahrung in der Schweiz der 1950er-Jahre. Baldwins Worte sind bis heute Inspiration für viele Kunstschaffende. Sie halten uns als Gesellschaft einen Spiegel vor und haben nichts von ihrer Brisanz verloren. Die Gruppenausstellung thematisiert Zugehörigkeit und Ausgrenzung anhand aktueller Werke von Kunstschaffenden aus der Schweiz und der internationalen Szene. Sie stellt Fragen, die uns alle angehen.

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Sammlung 23

Kunst aus der Schweiz vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart
3.9. – 12.11.2023

Eine Sammlung aus über 20 000 Werken ist ein lebendiger, sich stets wandelnder Organismus: Sie wird ausgestellt und eingelagert, konserviert und restauriert sowie stetig erweitert, neu kombiniert und vermittelt. Das Aargauer Kunsthaus zeigt jedes Jahr eine andere Auswahl an Sammlungswerken im Ober- und Untergeschoss. Schlüsselwerke, Neuzugänge und selten oder noch nie ausgestellte Arbeiten treten miteinander in einen abwechslungsreichen Dialog.

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Öffentliche Führungen

Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Augustin Rebetez, Good Vibes for a Good Life

Text von Marion Zilio (version française en bas)

Stroboskopisch und überdopaminiert, nur so von Monstern, Herzen und Kreuzen, von altersschwachen Diktatoren sowie cute creepy cats wimmelnd: Die Werke von Augustin Rebetez gehen an einem nicht spurlos vorbei. Man verlässt die Ausstellung Vitamin mit der unbändigen Lust, dumme Dinge zu tun, mit dem Feuer zu spielen, Bierdosen zu zersägen oder Milchkartons mit dem Wagen zu zerquetschen, nur um zu sehen, was daraus wird, um der Störung willen. Denn ganz in der Tradition von Jean Tinguely gibt es bei Augustin Rebetez einen selbstzerstörerischen Willen, der dazu neigt, die rationale und utilitäre Dimension unserer heutigen Gesellschaften ins Lächerliche zu ziehen. Daher bewegt, recycelt, belebt, verwandelt sich alles von Raum zu Raum. Rebetez bastelt, arrangiert sich «mit den zur Verfügung stehenden Mitteln», wie Lévi-Strauss sagte, Materialien werden zweckentfremdet. Und das ist gut so, denn der jurassische Künstler hat sein Haus in ein Ateliermuseum und die Welt in einen Spielplatz verwandelt.

Im ruhigen Aargauer Kunsthaus hat Augustin Rebetez einen Initiationspfad eingerichtet, der den weissen Wänden des Hauses trotzt und den Bourgeois schockiert: der Raum ist vom Boden bis zur Decke derart übersättigt, dass es von überall her blitzt und brüllt.

Mit ihrer von Geisterbahn- und für das Internet typischer What the Fuck-Ästhetik versteht sich die Ausstellung als Energieschub, der uns einerseits schmeichelt und andererseits fuchst. Als Spiegel der verschiedenen uns durchdringenden Emotionen - von chillen zu feiern, von satanisch bis spirituell – ist das Gesamtwerk des Künstlers eine geballte Mischung aus Humor und Liebe, bevölkert mit Gespenstern und drolligen Vögeln im Ballen’schem Sinn. Aber anders als der Fotograf Roger Ballen, der in den Johannesburger Slums tätig war, um deren latente Mängel aufzudecken, beschwört Rebetez das Sonderbare, um somit den substanziellen Lebensimpuls noch besser freizusetzen.

Alles ist lebendig, verbunden, verknüpft, in einem Netzwerk aus Freundschafts- und Liebesbanden, aber auch aus Verflechtungen und Kettenreaktionen verfangen. Auf halbem Weg entstammt ein in milchigen Tönen gestalteter Raum einer engen Zusammenarbeit mit seiner Mutter, der Kunstmalerin Michèle Martin. Im zentralen Innenhof wurden in Kooperation mit der Glockengiesserei Rüetschi AG in Aarau bronzene Vögel gefertigt, die ihn an die Familie oder die Verbindung zwischen Himmel und Erde erinnern.

In einem anderen Raum ist Rebetez eine Partnerschaft mit marokkanischen Weberinnen von Beni Ourain-Teppichen eingegangen, um das Kunsthandwerk und die Symbolkraft der Geheimschriften zu würdigen. So lässt er die Erinnerung an Ahnen und vergessene Kosmogonien wieder lebendig werden, als wolle er die Aneignung traditioneller Berbermotive durch IKEA abwehren. Zwischen den einzelnen Räumen bilden Teppiche Übergänge oder Schwellen zu einem neuen Universum, während wir von der Dunkelheit in die Helligkeit, vom Getöse in die Stille hinübertreten. Die Erfahrung ist immersiv, total, spirituell und abwechslungsreich. Stellenweise verquer und anderswo «ernst», ahmt sie die Zauberlogik nach und untergräbt sie zugleich.

Denn unsere globalisierte Welt ist in sich kaleidoskopisch, voller Widersprüche, Dummheit und Niedlichkeit, die unsere Aufmerksamkeit sowohl binden als auch verzehren und uns dabei in eine tiefe, zugleich hypnotische und halluzinierte Lethargie versetzen. Ironie und Spott werden nun zu Weggefährten, die das Verhältnis zur Schöpfung und Handlung in einer Art Dostojewski’sche Idiotie revitalisieren, die Risse, Doppelgänger, epileptische Strukturen verherrlicht.

Und um die Übel zu heilen, errichtet Rebetez mit Léo Regazzoni eine Kapelle «für die Gesundheit der gefährdeten Seelen» oder erteilt seine guten Ratschläge im praktischen Führer, der als Ausstellungskatalog dient. In einem nervösen, punkigen und kindlichen Stil schwärzt er die Seiten mit Zeichenkohle und schmückt sie mit diversen Mantras, aus denen die oder der Einzelne das machen wird, was sie oder er kann. «Practices Vandalism», «Make a table», «Expand the Ritual», «Delete your Data», «After Death Stay a Ghost», «Print Newspapers Fake Money Manifestos and Books»…

Die überbordende, wenn nicht gar irrsinnige Dimension seiner Arbeit ist im Grunde nur das Spiegelbild unserer TikTok-Ära. Rebetez beobachtet ihre Absurdität, ohne zu urteilen. Er manipuliert aber dennoch ihre Diskrepanzen und deckt dabei ihre verborgenen Mechanismen auf. Durch Humor und Satire umgeht er Räderwerk und Bilder, um good vibes for a good life preiszugeben.

Augustin Rebetez. Vitamin

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Trailers Augustin Rebetez

Rundgang: Terlingua Films

Trailer 1: Anfangs November gab uns der Westschweizer Künstler Augustin Rebetez in seinem Atelierhaus im Jura einen persönlichen Einblick in sein multimediales Schaffen in den Bereichen Malerei, Skulptur, Fotografie und Video und wie er seine Ausstellung im Aargauer Kunsthaus vorbereitet.

Trailer 2: Für die Ausstellung Vitamin hat er fünf Vögel in Bronze gegossen, in Zusammenarbeit mit der Glockengiesserei Rüetschi, Aarau. Sie stehen jetzt im Innenhof des Kunsthauses. Sein neues Werk heisst THE FAMILY.

Trailer 3: Wir erhalten Einblick in den Aufbau und die Ausstellung Vitamin von Augustin Rebetez im Aargauer Kunsthaus.

Kamera und Produktion: Severin Kuhn
Copyright: Aargauer Kunsthaus, 2023

Augustin Rebetez

Vitamin
18.2. – 29.5.2023

Es kann laut und unbequem werden. Augustin Rebetez (*1986) ist das recht: Er hat keine Angst davor, sein Publikum herauszufordern, und bekämpft gerne Feuer mit Feuer. So wird es im grauen Winter plötzlich wohlig warm. Rebetez’ Werke spenden Energie und zeigen seine Freude, die Überforderungen und Widersprüche des modernen Lebens zu einem Sinnesgewitter aufzubauen. Die Arbeiten des Westschweizer Künstlers lassen fantastische Welten entstehen und lösen Alltagskonventionen mit düsterer Leichtigkeit auf. Im Zeichen der belebenden und universellen Wirkung von Kunst vereint die grosse Einzelausstellung Vitamin eine Fülle neuer Arbeiten zu einem einmaligen Kunsterlebnis.

Öffentliche Führungen

Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Action!

Rundgang und Screening Videoarbeiten mit dem Künstler (in Englisch)
13.4.2023 um 18 Uhr

Weitere Veranstaltungen

Kunst über Kunst - Zwischen Kuratieren, Zitieren und Inszenieren

THOMAS HUBER, ERNST MAASS, GUIDO NUSSBAUM, RELAX (MARIE-ANTOINETTE CHIARENZA & DANIEL HAUSER & CO)

Fünf Werke – drei Fotografien und zwei Gemälde – wurden ausgewählt, um verschiedene künstlerische Positionen zum Thema «Kunst über Kunst» zu präsentieren. Die ironische Selbstinszenierung der Kunst in der Kunst erlaubt es, Beziehungen zwischen der Kunstschaffenden und dem Werk, als auch uns selbst und dem Bild im Ausstellungsraum zu hinterfragen und neu zu denken. 

Die Ausstellung ist im Rahmen der Lehrveranstaltung Museumspraxis im Aargauer Kunsthaus: die Sammlung pflegen – ausstellen – vermitteln entstanden, welche das Aargauer Kunsthaus für 18 Studierende des Monomaster-Studienprogramms der Universität Bern im Herbstsemester 2022 durchgeführt hat.

Handout
Download PDF

Kunst über Kunst

Zwischen Kuratieren, Zitieren und Inszenieren
5.12.22 – 02.01.23

Gastkuratorinnen und -kurator

Eleonora Bitterli, Vincent Eringfeld, Annine Soland

In Zusammenarbeit mit

Aargauer Kunsthaus und Institut für Kunstgeschichte, Universität Bern

Kuratorinnen-Führung

Donnerstag, 29.12. 18 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Dialogischer Rundgang mit Gastkuratorin Elisabeth Bronfen und Kunsthistorikerin Jacqueline Burckhardt

Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau… Eine Geschichte der Künstlerinnen

Audioaufzeichnung hören

Elisabeth Bronfen (EB): Jacqueline Burckhardt, ich freue mich, dass wir heute gemeinsam durch die Ausstellung Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau… Eine Geschichte der Künstlerinnen gehen können.

Jacqueline Burckhardt (JB): Vielen Dank, Elisabeth Bronfen. Ich bin sehr geehrt, dass ich mit dir diesen Rundgang machen darf.

EB: Jacqueline, du kommst ja auch aus dieser Zeit von 1970 bis 2000, in der die Kunstszene in Zürich sehr lebendig war. Ich habe mich bei meinem ersten Durchgang durch die Sammlung im Aargauer Kunsthaus auf die Teilsammlung von Andreas Züst konzentriert. Und habe dann entschieden, dass ich die Künstlerinnen aus dieser Sammlung raushole und davon ausgehend noch weitere Künstlerinnen der Sammlung und Leihgaben von ausserhalb dazunehme.

Ich hätte jetzt gerne einfach mal einen ersten Eindruck von dir. Die Ausstellung ist ja eine Art Zeitreise zurück in eine Welt, die vorbei ist. Es gibt ein paar Arbeiten aus dem 21. Jahrhundert, aber es hört im Grossen und Ganzen mit den Jahren 1999 und 2000 auf, und wir merken, wir sind jetzt – 20 Jahre später – in einer ganz anderen Zeit. Wie siehst du das?

JB: Es ist natürlich sehr berührend, weil ich viele der Künstlerinnen kenne – oder gekannt habe, da einige leider nicht mehr da sind. 

Gerade hier im ersten Raum, bei Hannah Villiger und Susan Wyss. Es gab eine Zeit, in der ich sehr viel mit ihnen zusammen war, und das berührt einen dann natürlich, diese Künstlerinnen so geballt vorzufinden.

Es ist eine Begegnung mit den 80er- und 90er-Jahren, die ich dank dir vollziehen kann. Ich sehe mit grosser Neugier, wie du die Zusammenstellung gemacht hast. Ich bin vom Aarauer Bahnhof her gekommen und habe die Schrifttafeln von Rémy Zaugg oben auf der Dachterrasse gesehen. "Ich, ich, nicht ich". Da dachte ich mir: "Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau" ist eigentlich derselbe Titel. Du hast mit dieser Arbeit also gewissermassen ein Plakat zu deiner Ausstellung, das schon lange hier hängt.

EB: Der Titel kommt von Gertrude Steins "A rose is a rose is a rose…". Der Gedankengang dahinter ist, dass das, was eine Frau ist, nicht festgelegt ist, sondern dass man es immer weiterdreht: Sie ist das… Sie ist das… Sie ist das…

Mich hat gar nicht so sehr interessiert: Sind das jetzt Feministinnen, sind das engagierte Künstlerinnen? Ich war eher erstaunt, was ich alles gefunden habe. Zuerst bin ich vom Bestand ausgegangen und dann habe ich auch Ähnlichkeiten gesehen oder Analogien, Korrespondenzen. Mich hat nicht interessiert, ob die Künstlerinnen explizit miteinander gearbeitet haben, sondern einfach: Was passiert, wenn man sie nebeneinander ausstellt?

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Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau...

Rede zur Eröffnung der Ausstellung «Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau... Eine Geschichte der Künstlerinnen»​​​​​​​ im Aargauer Kunsthaus, Aarau am 26.8.2022

Von Prof. Dr. Elisabeth Bronfen

«Es war mir eine grosse Freude und eine grosse Ehre, diese Ausstellung am Aargauer Kunsthaus zu kuratieren, und von Anfang an eine hinreissende Zusammenarbeit mit verschiedenen Menschen, denen ich gleich zu Beginn meiner kurzen Rede danken möchte. Begonnen hat es mit der damaligen Kuratorin Yasmin Afschar, die mich vor etwa anderthalb Jahren gebeten hat, meinen eigenen – auch eigenwilligen – Blick auf eine Teilsammlung zu werfen: die Dauerleihgabe von Andreas Züst. Mein Dank auch an Katharina Ammann, die als Direktorin sofort dieses Thema aus drei Vorschlägen, die ich daraufhin machte, ausgewählt hat. An Simona Ciuccio, die als Sammlungskuratorin mein Projekt so kreativ und energisch begleitet hat. An Bassma El Adisey, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin immer noch weitere Funde machte und zugleich alle Fäden in der Hand halten konnte. Vielen Dank für euer Vertrauen und eure Unterstützung. Die Arbeit mit euch war beglückend und äusserst entdeckungsreich. Danken möchte ich aber auch allen, die in der Kommunikation, in der Vermittlung und in der Technik geholfen haben, um diese Ausstellung möglich zu machen.

Nun könnten Sie sich fragen: Wir kommt eigentlich eine Professorin für Englische Literatur dazu, solch eine Ausstellung als Gast zu kuratieren? Lassen Sie mich deshalb etwas ausholen. Seit der Veröffentlichung des Buchs Nur über ihre Leiche. Tod, Weiblichkeit und Ästhetik (2004) haben Museen mich immer wieder für einen Katalogbeitrag oder einen Vortrag im Rahmenprogramm angefragt. Warum? Weil diese Habilitationsschrift mit einer sehr sorgfältigen und präzisen Analyse eines Gemäldes - eines Anatoms von dem deutschen Salonmaler Gabriel von Max - einsetzte. Und dann im dritten Kapitel – und so komme ich zur Schweizer Kunst – gleich den gesamten Zyklus der Sterbe- und Todesgemälde behandelte, die Ferdinand Hodler von seiner geliebten Valentine Godé-Darel malte. Ganz am Anfang war übrigens dieses Leichenbild aus der Sammlung des Aargauer Kunsthauses noch Teil meiner Konzeption. Jetzt findet sich diese Thematik verdichtet in dem «Vanitas-Raum» am Ende der Kabinetträume.

Nach meinem zweiten Buch zur Hysterie als ästhetische Ausdrucksform haben mich auch zunehmend Künstlerinnen und Künstler, die sich mit Tod, Trauma, Gewalt, Körperlichkeit, Gender-Performativität auseinandersetzen, gebeten, mit ihnen ins Gespräch zu treten, über sie zu schreiben. So auch die japanisch-schweizerische Leiko Ikemura, die u.a. auch mit privaten Leihgaben in dieser Ausstellung vertreten ist.

Noch ein weiterer Aspekt meiner wissenschaftlichen Arbeit der letzten drei Dekaden ist in die Konzeption dieser Ausstellung eingeflossen: Mein hartnäckig und zugleich spielerisches, feministisches Anliegen. So kann ich nun doch noch etwas englische Literatur in meine Rede einbringen: Ein Zimmer für sich allein, das berühmte Manifest von Virginia Woolf, das 1929 veröffentlicht wurde. Von ihr übernehme ich den Versuch, einen anderen, neuen Blick auf die bereits bestehende Sammlung dessen zu werfen, was Frauen in der Vergangenheit geschaffen haben, wie sie sich künstlerisch ausgedrückt haben, in welchen Lebenssituationen dies geschah; aber auch welche Lebenssituationen, welche Vorurteile verhindert haben, dass es ebenso viele Künstlerinnen wie Künstler in den letzten Jahrhunderten gegeben hat. Woolf macht sich stark für ein «räumliches Interieur», in dem Künstlerinnen sich entfalten können; aber auch für eine eigene körperliche Ausdrucksweise. Ihr Manifest hat einen utopischen Zug. Nachdem Woolf ihre spekulative Fiktion davon anbietet, wie eine Schwester Shakespeares, die sie Judith nennt, in der frühen Neuzeit nicht die Karriere ihres Bruders hätte haben können, sondern mit einem unehelichen Kind schwanger sich eines kalten Morgens das Leben nehmen musste, appelliert sie an ihre Leserschaft. Vergessen wir nicht, es ist das Jahr 1929: Sie ruft uns dazu auf, daran zu arbeiten, dass diese Schöpfungskraft, die sich weiterhin noch nicht recht entfalten konnte, dies in der Zukunft tun würde. Judith Shakespeare würde kommen, wenn wir für sie arbeiten, und diese Arbeit - selbst wenn sie im Verborgenen stattfindet - davon ist sie überzeugt, wird es wert gewesen sein.

Mein ethnografischer Blick in die Teilsammlung von Andreas Züst, sowie auch in weitere Bestände des Aargauer Kunsthauses, hat mir gezeigt, wie recht Woolf gehabt hat. Ich habe Entdeckungen gemacht, die mir zeigten: Künstlerinnen haben im «Geiste» Judith Shakespeares gearbeitet. In den 1970-1990er Jahren zeigt sich, wie vielfältig die Kreativität von Frauen sich ausdrücken kann. Doch weil mir auch immer daran gelegen ist, unsere Vorfahrinnen nicht zu vergessen, wollte ich auch Querverbindungen zurück zur klassischen Moderne und den an diese anschliessenden Nachkriegsjahre hervorheben. Die fliessenden Übergänge, die Blickfluchten zeugen von diesem Anliegen.

Die einzelnen Kapitel dieser Geschichte der Künstlerinnen, die ich wie Zentren kreativer Intensitäten verstehe, finden sie in dem Booklet in der Einleitung kurz erklärt. Grundsätzlich sind mit meiner Kuration zwei Anliegen verbunden. Einerseits hat es mich interessiert zu fragen, was es heisst, von meinem feministischen Anliegen geleitet den Bestand des Aargauer Kunsthauses neu zu lesen, ausgehend von den Werken, die ich dort angetroffen habe. Der Fokus liegt also auf der Sammlung; es hätte auch ganz andere Positionen von Schweizer Künstlerinnen gegeben. Andererseits galt es, die Werkliste mit Leihgaben zu ergänzen; also das, was in der Sammlung vorhanden war, zu vertiefen oder zu erweitern. So war mir von Anfang an klar: Ein Werk von Heidi Bucher wie Borg musste dabei sein. Deren spannende Entsprechung von Haut und Wand war programmatisch für den Übergang zwischen Körper und Raum, also für die Konzeption der ersten beiden Kapitel der Ausstellung.

Lassen Sie mich mit einer letzten Danksagung abschliessen, hatte ich doch auch weitere Weggefährtinnen und Weggefährten: Franz Diegelmann, der mich ermunterte, von allen möglichen Themen, welche ich mir für meinen ursprünglichen Pitch ausgedacht hatte, Künstlerinnen hervorzuheben. Raphael Tandler, an dem ich immer wieder Bildsequenzen ausprobiert habe. Griselda Pollock, emeritierte Kunsthistorikerin aus Leeds, mit der ich monatliche Zoomgespräche zu diesem Projekt geführt habe, und mit der wir im Herbst eine Veranstaltung machen. Und – last but very much not least – Sissi Zöbeli, meine «silent consultant». In unseren Gesprächen habe ich so viel von ihr über die Schweizer Kunstszene des späteren 20. Jahrhunderts erfahren. Und einmal hat sie, nach einer morgendlichen Sitzung, bei der ich ihr meine Bildauswahl zeigte, meine Wohnung mit dem Hinweis verlassen, das hätte sie jetzt richtig glücklich gemacht.

In der Hoffnung, dass nun auch Sie Freude finden an dem, was wir zusammengestellt haben, für sich Entdeckungen machen werden, sich Ihren Gedanken hingeben können, bedanke ich mich auch bei Ihnen allen dafür, dass Sie heute zu dieser Vernissage gekommen sind. »

Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau...

Eine Geschichte der Künstlerinnen
27.08.22 – 15.01.23

Eine Gelegenheit, den kunsthistori­schen Kanon zu hinterfragen, bietet sich in der von der Kulturwissen­schaftlerin Elisabeth Bronfen kuratier­ten Ausstellung zu den Künstlerinnen in der Sammlung. Die Ausstellung beleuchtet das Ver­hältnis von visueller Kunst und sexuel­ler Differenz in der Moderne und Postmoderne.

Kunstschaffende

Silvia Bächli (*1956), Alice Bailly (1872–1938), Annemarie Balmer (*1931), Ina Barfuss (*1949), Suzanne Baumann (*1942), Binia Bill (1904–1988), Barbara Birrer-Schneider (*1945), Louise Bourgeois (1911–2010), Heidi Bucher (1926–1993), Miriam Cahn (*1949), Barbara Davatz (*1944), Marga Ebner (*1944), Marianne Eigenheer (1945–2018), Olivia Etter (*1956), Katrin Freisager (*1960), Silvia Gertsch (*1963), Gabrielle Grässle (*1956), Garance Grenacher-Werthmüller (*1943), Alis Guggenheim (1896–1958), Jerelyn Hanrahan (*1955), Cécile Hummel (*1962), Dorothy Iannone (*1933), Leiko Ikemura (*1951), Ruth Kruysse (1942–1992), Rosina Kuhn (*1940), Ella Lanz (1932–2009), MANON (*1940), Donatella Maranta (*1959), Muda Mathis (*1959), Nanne Meyer (*1953), Marianne Müller (*1966), Meret Oppenheim (1913–1985), Pipilotti Rist (*1962), Klaudia Schifferle (*1955), Sonja Sekula (1918–1963), Doris Stauffer (1934–2017), Sophie Taeuber-Arp (1889–1943), Hannah Villiger (1951–1997), Susann Walder (1959–2015), Ilse Weber (1908–1984), Eva Wipf (1929–1978)

Broschüre

Gastkuratorin Elisabeth Bronfen gibt in dieser Broschüre einen vertieften Einblick in ihr Konzept zur Ausstellung Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau... Eine Geschichte der Künstlerinnen. Die kurzen Biografien offenbaren überraschende Doppelungen, Überschneidungen und Parallelen in den Lebensläufen der vertretenen Positionen. Ausserdem regen gezielte Beobachtungen ausgewählter Arbeiten zu einer veränderten Wahrnehmung des Gezeigten an. Das Booklet erschliesst neue Perspektiven auf eine spezifisch Schweizerische Postmoderne und ein ganz eigenes Erbe der Moderne der Nachkriegszeit. Als eine Art Kompendium erhellt es blinde Flecken der Kunstgeschichtsschreibung und ergänzt den Ausstellungsrundgang mit wertvollen Informationen zu den Leih- und Sammlungswerken.

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Öffentliche Führungen

Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Das kann sich sehen lassen

Während andere streiten, hat das Aargauer Kunsthaus seine Sammlung beträchtlich gestärkt. Eine Ausstellung mit dem Fokus auf den Neuzugängen seit 2003 gibt Einblick.

Von Gerhard Mack

Ein Kunstmuseum im Glück! 2003 eröffnete das von den Architekten Herzog & de Meuron erweiterte Aargauer Kunsthaus seine Tore für die Kunstfreunde. Seither darf es sich nicht nur über erweiterte Ausstellungsmöglichkeiten freuen, auch die Sammlung hat namhafte Zugänge verzeichnet und ist auf über 20'000 Werke angewachsen. 2004 durfte man die Bestände des 2000 verstorbenen Künstlers, Produzenten und Sammlers Andreas Züst als Dauerleihgabe entgegennehmen. 2016 konnte das Kunsthaus sich aus der Sammlung Werner Coninx 127 Gemälde figurativer Schweizer Malerei aussuchen. 2020 schenkten Ellen und Michael Ringier dem Aargauer Kunsthaus 40 Werke aus der eigenen Sammlung und aus derjenigen der Firma. Die Zugänge von Andreas Züst waren 2009 unter dem Titel Memorizer, die Werke aus der Coninx-Sammlung 2020 repräsentativ ausgestellt. Der Bestand von Züst soll auch den Ausgangspunkt der Präsentation Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau ausmachen, die Elisabeth Bronfen zu den Künstlerinnen in der Sammlung für den Herbst 2022 vorbereitet.

Jetzt würdigt das Aargauer Kunsthaus die Schenkung Ringier mit einem grossen Auftritt im Rahmen einer Präsentation der Neuzugänge, die das Museum seit der Eröffnung des erweiterten Kunsthauses verzeichnen darf. Mit der Gabe wollten die Sammler Lücken schliessen. Am sichtbarsten stärkten sie mit Werken von Sylvie Fleury und Valentin Carron die Kunst aus der Romandie.

Wie Neuzugänge die Sammlung verändern
Die Sammlungsausstellung steht unter dem thematischen Titel Davor · Darin · Danach, der auf die narrative Struktur vieler Werke und der Kunstgeschichte allgemein als einer Ansammlung von Geschichten Bezug nimmt. Sie bietet mit rund 250 Exponaten auf allen drei Ausstellungsgeschossen aber auch Gelegenheit, die Neuzugänge im Hinblick auf die Entwicklung der Sammlung in Augenschein zu nehmen. Haben sich Sammlungskuratorin Simona Ciuccio und ihre Ko-Kuratorin Katrin Weilenmann doch auf Werke konzentriert, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind. Ganz aus der Überzeugung heraus, dass das Aargauer Kunsthaus sich als eine Institution versteht, die der jeweiligen Gegenwart verpflichtet ist.

Wer sich auf einen Spaziergang durch diesen Parcours der Neuzugänge begibt, trifft als erstes auf eine Konstellation, die zeigt, wie neue Entwicklungen sich mit vorhandenen Positionen verbinden. Besucherinnen und Besucher finden sich vor einer Installation von Shirana Shahbazi wieder, die Analogfotografien von gegenständlichen und abstrakten Kompositionen auf einer Wandmalerei zu einem spannungsreichen Ensemble verbindet.

Im Durchganz zum benachbarten Raum ist der Bildblock Arbeit (12tlg) von Hannah Villiger zu sehen, die 1980/81 mit ihren Fotografien von Körperfragmenten auf ganz andere Weise einen räumlichen Eindruck hervorruft. Sowohl die Nutzung der Fotografie als skulpturales Medium wie die Vielteiligkeit verbindet beide Werke. Die Arbeit von Hannah Villiger wirkt wie ein Ausgangspunkt, auf den sich viele Neuerwerbungen beziehen lassen: Von der Fotoarbeit zur Umarbeitung eines Stuhls durch Esther Kempf bis zu Valérie Favres Gemäldeserie Selbstmord.

Grenzen zwischen Gattungen und Disziplinen fallen
Die Öffnung von Genres, die verstärkte Einbeziehung von Handlungsformen und sozialen Fragen prägt viele Werke der letzten Jahrzehnte. Sie finden sich entsprechend auch unter den Neuzugängen des Aargauer Kunsthauses. Am schönsten vielleicht in den Kostümen, die die brasilianische Künstlerin Rivane Neuenschwander nach Erzählungen von Kindern als Schutzmäntel gegen ihre Ängste entworfen hat. Die fünf Bekleidungen The Name of Fear / Aarau knüpfen an die lange textile Tradition der Moderne an, die in Aarau mit Sophie Taeuber-Arp herausragend vertreten ist.

Fäden weitergesponnen werden auch bei der Zeichnung. Hier finden sich so stille Arbeiten wie die bis auf jeweils ein Wort aus übereinander getippten Buchstaben leeren Blätter von Christoph Brünggel, die zusammen den Satz When I Die 1000 Birds Will Fly Out Of My Mouth ergeben. Da sind die Tuschearbeiten von Andrea Heller, die Wimmellandschaft, die Didier Rittener mit Bleistift auf ein Riesenformat gezeichnet hat, oder die Lithografien von Michael Günzburger, der andeutungshaft tote oder betäubte Tierkörper darstellt. Oder die filmischen Zeichnungen einer Zilla Leutenegger. Alle erproben tradierte Medien auf ihre Tauglichkeit für heutige Erfahrungen.

Und da ist natürlich die grossartige Installation von Marc Bauer: Eine Zeitungsmeldung, dass der umstrittene Kunsthändler Hildebrand Gurlitt mit dem Maler Karl Ballmer freundschaftlich verbunden war, wurde zum Ausgangspunkt einer Recherche, die auf die Wand gepinnte Bleistift-Zeichnungen auf Papier ebenso umfasst wie beschriebene Blätter und eine grosse Kohlezeichnung auf der Wand. Karl Ballmers zwei Gemälde Sphinx, die für den Kontakt zu Gurlitt wichtig waren, hat Bauer nachgezeichnet. Das Aargauer Kunsthaus, das Ballmers Nachlass betreut, hat die Originale hinzugefügt. Entstanden ist so ein Resonanz- und Echoraum, der die Geschichte so konkret fasst wie möglich und doch in der assoziativen Schwebe belässt.

Museum und Gesellschaft
Verstärkt findet sich bei den Neuerwerbungen auch die Auseinandersetzung mit institutionellen Fragen. Dabei gehen verschiedene Arbeiten das bleierne Thema mit Ironie an: Thomas Müllenbach hat in einer Suite von Aquarellen seine Künstlerkolleginnen und -kollegen porträtiert: Dieter Roth mit einer seiner übervollen Matten, Urs Fischer mit tätowiertem Oberarm und Urs Lühti im Sport Tenue. Der Aktionskünstler San Keller stellt seine eigene Sammlung zur Verfügung. Sie hat sich als persönliches Museum bei seinen Eltern befunden und sucht jetzt eine neue Bleibe. Wir können uns um die Bilder und Archivalien bewerben. Da werden Fragen neu gestellt: Nach dem Verhältnis von Künstler und Museum, nach der Definitionsmacht über die Auswahl von Objekten, nach ihrem Status und ihrer Funktion, nach der Verantwortung von uns allen für unsere Kulturinstitutionen.

Schwerpunkt Malerei wird verstärkt
Malerei ist traditionell der Stolz der Aargauer Sammlung. Hier führen die Neuzugänge die Auseinandersetzung mit dem Medium fort. Das Obergeschoss zeigt, dass seine Anziehungskraft auch für junge und jüngere Kunstschaffende ungebrochen ist. Vom farbstarken Grossauftritt der Künstlerinnen Miriam Cahn, Pia Fries und Christine Streuli bis zum in Weiss verstummenden Atem eines Bruno Jakob erlebt man ein Fest der Malerei. Das intellektuelle Spiel mit dem Trompe L’oeil eines Hugo Suter beeindruckt ebenso wie die hintergründige Ironie eines Francisco Sierra oder die Positionen von Reto Boller und Mario Sala, die die Farbigkeit von Materialien einsetzen, um Bildwirkung zu erzielen, und diese mit dem Raum verbinden. Sie sind als Desiderata in Form von Leihgaben zugegen.

Medial ist im Übrigen alles vertreten, was Kunstschaffende heute verwenden. Gleichwohl sind Fotografie und Film/Video nur in ausgewählten Beispielen zu bewundern, die das Medium reflektieren. Das ist offensichtlich der Fall bei den Fotografien von Fiona Tan und Taiyo Onorato & Nico Krebs, bei der Filminstallation Eight von Alexander Birchler und Teresa Hubbard oder bei Roman Signer: Seine Aktionen sind durch Super-8-Filme dokumentiert. Sie setzen das temporale Element, das er dem Diskurs um die Skulptur und die Verwendung des öffentlichen Raums hinzufügt, in die Zeitform eines Mediums um. Und es zeigt sich bei 2-Kanal-Videoinstallationen: Bei Seline Baumgartner werden die ballettartig ritualisierten Begegnungen von Menschen, bei Uriel Orlow das Spiel eines Pianisten und einer Cellistin auf zwei winkelartig in den Raum gestellten Leinwänden gezeigt. Beide Werke verbindet Aspekte von Video, Bild und Skulptur.

Audiovisueller Zuwachs
Sound ist eine Erweiterung der Auseinandersetzung mit dem Raum in eine neue Dimension, die in der Sammlung vorher so nicht zu erleben war. Der Innenhof wurde Veronika Spierenburg für eine Soundinstallation zur Verfügung gestellt, die sich mit dem Einfluss von Musik auf die Entwicklung menschlicher Stammzellen auseinandersetzt. Besser war dieser Ort noch nie zu erleben. Hier könnte man sich durchaus eine Reihe von Auftragsarbeiten vorstellen – vorausgesetzt die Nachbarschaft legt sich nicht quer. Und von Christian Marclay konnte aus seiner Einzelausstellung eine Installation erworben werden, die die Comic-Wörter für Geräusche wie «Slam» und «Tshhhhh» zu einem visuellen Surround-Erlebnis macht.

Starker Auftritt für die Kunst in der Schweiz
Wie viele Neuzugänge Bestand haben, muss sich weisen. Natürlich kann man fragen, ob eine riesige Arbeit wie die Aluminium-Installation The Dancer and the Dance von Ugo Rondinone für das Verständnis seiner Position nötig ist. Oder ob Urs Fischer gegenläufig zu seinen grossformatigen Werken durch einen Zeichnungsblock nicht fassbarer wäre als durch sein ausgeschnittenes Loch in der Wand. Aber das sind Detailfragen, wie sie in jeder Sammlung aufscheinen. Die neuen Zugänge stehen für das Kunstschaffen ihrer Zeit und stärken den Anspruch des Hauses, das zentrale Museum für die Kunst des Landes zu sein. 


Wer das Aargauer Kunsthaus nach dieser opulenten Ausstellung verlässt, hat erlebt: Weder um die Kunst in der Schweiz noch um dieses Museum muss einem bang sein. Wenn Sammler Dauerleihgaben abziehen, wie es jüngst etwa bei den drei Gemälden von Caspar Wolf geschah, die bei Kornfeld in Bern auf den Auktionsblock kamen, oder bei den Kostümzeichnungen von Sophie Taeuber Arp, so ist das sicher bedauerlich. Das Aargauer Kunsthaus hat jedoch genug Substanz erworben, um den Schmerz zu besänftigen.

Podcast Ecoutez!

Herzlich willkommen zu unserer Podcastreihe Ecoutez! – 30 Werkgeschichten aus dem Aargauer Kunsthaus.

Wie Sie vielleicht wissen, ist das Aargauer Kunsthaus bekannt für seine herausragende Sammlung an Schweizer Kunst. Rund 20'000 Werke vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart finden sich mittlerweile in unseren Depots und haben in verschiedenen Ausstellungen ihren Auftritt. Jedes dieser Werke birgt seine eigene Biografie und Charakteristik. Auf unserer Sammlung Online machen wir diese Geschichten mittels Werkbeschreibungen zugänglich.

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Podcast ART'S COOL

Der unabhängige Podcast ART'S COOL hat junge Leute eingeladen, den Kunstschaffenden Fragen zu ihren Werken in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses stellen.

Noah hat eine Begegnung mit dem Werk Tired Activist Gets Energy Upload by Good Ghost (2020) von Sabian Baumann und er fragt sich ob die Szenerie die Erde darstellt. 

Sarah hat eine Begegnung mit dem Werk Kopf (2012) von Alexandra Meyer, und sie fragt sich, ob Alexandra Meyer slebst in dem Video zu sehen ist.

Larissa hat eine Begegnung mit dem Werk Handlauf Kürbis" (1995) von Christoph Rütimann, und sie fragt sich warum er gerade ein Kürbisfeld ausgewählt hat.

ART'S COOL spricht über zeitgenössische Kunst auf eine direkte, zugängliche, frische, schelmische und informative Art und Weise. Mit einem dynamischen Schnitt entfaltet jede Episode - mit einer maximalen Länge von zehn Minuten - die Begegnung eines Jugendlichen zwischen vierzehn und achtzehn Jahren mit einem Kunstwerk einer Schweizer Künstlerin oder einem Schweizer Künstler. Jeder Jugendliche betrachtet, beschreibt und hinterfragt das Kunstwerk anhand seiner eigenen Referenzen. Der Autor oder die Autorin des Kunstwerks erhält diesen Kommentar und beantwortet die gestellten Fragen auf ehrliche Weise.

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ART'S COOL ist eine Produktion des unabhängigen Podcast-Studios Young Pods.
Mit den Stimmen von Florence Grivel für die französische Version und Stephan Kyburz für die deutsche Version.
Musik und Sounddesign von Christophe Gonet.
Die Zusammenarbeit mit dem Aargauer Kunsthaus wurde durch die Vermittlerin Laura Kingsley ermöglicht.

Spendenaktion für Artists at Risk

Spendenaktion für ARTISTS at RISK


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Die Kriegsgeschehnisse in der Ukraine erfüllen auch uns im Aargauer Kunsthaus mit Sorge. Im Team haben uns gefragt, wie wir schnell und unbürokratisch helfen können.

Unsere Spenden gehen an die internationale Hilfsorganisation Artists at Risk. Diese hilft verfolgten oder geflohenen Kunstschaffenden mit Unterkunft und Arbeitsmöglichkeiten im Rahmen eines Residenzprogrammes. Im Rahmen einer europaweiten Solidaritätsaktion von Kultureinrichtungen unterstützt Artists at Risk auch Kunstschaffende aus der Ukraine. 

Die Aktion Artists at Risk unterstützen wir mit einem Geldbetrag, den wir im Team zusammengelegt haben und Spenden, die wir mit einer mit einem Aufruf und einer Spendenbox im Foyer des Kunsthauses sammeln. Wir würden uns freuen, wenn Sie in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis diese Hilfsaktion mit Verweis auf die website artistsatrisk.org aufmerksam machen und selbst auch dort die angeführten Möglichkeiten zur Spende nutzen würden.

Köpfe, Küsse, Kämpfe. Nicole Eisenman und die Modernen

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Videoeinblick in die Ausstellung

Nicole Eisenman und Dr. Katharina Ammann, Direktorin und Kuratorin der Ausstellung, geben spannende Einsichten in ausgewählte Werke der Ausstellung Köpfe, Küsse, Kämpfe. Nicole Eisenman und die Modernen im Aargauer Kunsthaus.

In enger Zusammenarbeit mit Nicole Eisenman und in Kooperation mit Kunsthalle Bielefeld, Fondation Vincent van Gogh Arles und Kunstmuseum Den Haag
 
Kamera und Produktion: Severin Kuhn
Fotografie: ullmann.photography
Skript und Produktion: Abteilung Kommunikation, Aargauer Kunsthaus
Statements Nicole Eisenman: aus dem Zoom-Gespräch mit Nicole Eisenman und Christina Végh, Direktorin Kunsthalle Bielefeld, 2021
Copyright: Aargauer Kunsthaus, 2022

Köpfe, Küsse, Kämpfe

Nicole Eisenman und die Modernen
29.1. – 24.4.2022

Die menschliche Existenz, gesellschaftliche Konventionen und soziale Konflikte sowie Identitätsfragen sind Themen des künstlerischen Schaffens von Nicole Eisenman (*1965). Dabei kommen Kompositionselemente von der Renaissance über die Historienmalerei bis zur Moderne ebenso zum Ausdruck wie aktuelle Aspekte der Pop- und Subkultur.  Die Ausstellung Köpfe, Küsse, Kämpfe setzt das Œuvre Eisenmans während der Ausstellungstournee im Aargauer Kunsthaus, in der Kunsthalle Bielefeld, in der Fondation Vincent van Gogh Arles und im Kunstmuseum Den Haag in einen Dialog mit moderner Kunst.

Öffentliche Führungen

Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Katalog

Die Publikation beinhaltet nebst zahlreichen Abbildungen von Werken Eisenmans sowie von historischen Positionen eine Einführung in das Ausstellungsprojekt, eine Gesprächsrunde zum Ausstellungskonzept mit Bice Curiger, Daniel Koep, Kolja Reichert und Beate Söntgen, und einen Essay von Christina Végh zu Nicole Eisenmans Werk. In Form eines Glossars werden verschiedene Begriffe in Bezug auf Eisenmans Schaffen, aber auch in einem allgemeineren kunsthistorischen Zusammenhang besprochen. Zur Kontextualisierung der ausgewählten historischen Werke aus den teilnehmenden Museen dienen schliesslich die Beiträge zu den jeweiligen Sammlungsbestanden sowie die kurzen Kommentare zu einzelnen Kunstschaffenden der Moderne.

CHF 45.00
Mitglied Kunstverein: CHF 35.00

Zum Webshop

Art as Connection: Thomas Hirschhorn

«Can I Trust You?», 2021
An die Aussenwand des Aargauer Kunsthauses wird ein temporärer Unterstand gebaut. Es gibt unter anderem Möbel, Bücher, Texte, Kopien von Caspar Wolf-Bildern, leere Regale,Trennwände und weitere  'Abstand einhaltende' selbstgebaute Elemente, unter anderem - vom Künstler so gennante, 'Distanzer'. Auf einem grossen Transparent steht die Frage «Can I Trust You?». Es verweist auf verschiedenenen Vertrauens-Krisen und wie wir - kollektiv und individuell - damit umgehen. Die Frage "Can I Trust You?"  ist der Ausgangspunkt für diese Skulptur im öffentlichen Raum. Die Arbeit hat eine resolut prekäre Form, haben wir doch spätestens im Umgang mit der letzten - andauernden - Krise lernen können, dass nichts für sicher, für immer oder für garantiert gehalten werden kann. Thomas Hirschhorn will uns mit seiner Arbeit ermutigen, das „Prekäre“ wahrzunehmen, es anzunehmen und es zu bejahen. Es geht ihm darum „Ja“ zu sagen - "Ja" zum Unbestimmten, "Ja" zum Unsicheren, "Ja" zum Instabilen, "Ja" zum Nicht-Garantierten und "Ja" zum Prekären.

Thomas Hirschhorn (*1957 in Bern) beginnt ab 1986 seine künstlerische Arbeit. Er verwendet einfache, alltägliche Materialien wie Karton, alte Zeitungen, Klebeband, Plastik- und Silberfolie und wählt damit eine Alternative zur Ästhetik der „klassischen“ Werkstoffe der Kunst. Im Laufe der 1990er-Jahre wird die Material- und Informationsflut in seinen Arbeiten immer grösser. Thomas Hirschhorn greift komplexe künstlerische, kulturelle, ökonomische, soziale, politische und gesellschaftliche Themen auf. Er arbeitet mit und in der 'Aesthetik der Beteiligung', er lehnt die - so nennt er sie - 'coole Aesthetik der Nicht-Beteiligung' ab.

Die Eröffnung der Installation «Can I Trust You?» (2021) von Thomas Hirschhorn findet am 27. November 2021 statt.
Mehr Infos

«Es ist das Unstabile, das uns schützt»

Das folgende von Michael Hunziker geführte Interview mit Thomas Hirschhorn erscheint mit freundlicher Genehmigung des Aargauer Kulturmagazins (aaku.ch).

Thomas Hirschhorn schlägt eine Bresche in die passive Konsumwelt und legt den Weg frei zum Unsicheren, Ungewissen und Fragilen. Klingt verheissungsvoll? Im Interview erzählt der Künstler, worauf man noch hoffen kann.

Thomas Hirschhorn, Sie werden vor dem Aargauer Kunsthaus einen Pavillon der Prekarität errichten. Was ist das genau?
Meine Arbeit heisst «Can I Trust You?». Es wird ein an der Spitze des Aargauer Kunsthauses angebrachter hautförmiger Anbau oder Puffer. Es wird eine dünne, fragile, prekäre Verdichtung oder eine Schwiele an der «Spitze» des Kunsthauses. Es ist eine Aussenarbeit, ein Kunstwerk im öffentlichen Raum, das vom Innern des Kunsthauses heraus, gegen aussen, in Richtung der Stadt gewachsen ist. «Can I Trust You?» ist eine selbstproduzierte, gewucherte Abhärtung oder auch eine selbstgenerierte Auslagerung, ein Auswuchs, auch eine Schutzzone. «Can I Trust You?» ist kein Pavillon.

Wie müssen wir uns das vorstellen?
«Can I Trust You?» ist eine prekäre Pufferzone mit ästhetischen Elementen, die aus Notwendigkeit, mit absoluter Dringlichkeit und Improvisation entstanden sind. Es werden Gewohnheiten, Absicherungen und angenommene Gesetzmässigkeiten abgeschafft oder ausgelagert und sie werden durch Fragen, Unsicherheiten, Unbestimmtheiten und Zweifel ersetzt. Und es sind genau diese Fragen, diese Zweifel, diese Unbestimmtheiten und diese Unsicherheiten, die die Zukunft ausmachen. Es ist – und das ist die Mission von «Can I Trust You?» – das Prekäre, das Unsichere und das Unstabile, das uns leitet, das uns hilft und das uns auch schützt. Ich denke an die ungewünschten und mehr als zweifelhaften E-Mail-Nachrichten, die uns täglich Reichtum und Wohlstand ohne Anstrengung versprechen und uns darüber hinaus fragen: «Can I Trust You?». Ich denke an die, aus unserer heutigen Sicht, unglaublichen, übertriebenen, erfunden scheinenden Bilder von Caspar Wolf mit den gewaltigen, angeschwollenen Gletschern und den riesigen Eismassen. Denn: Wider Erwarten ist es das Prekäre, das uns Hoffnung gibt! Wider Erwarten ist es das Unstabile, das uns schützt vor dem was wir wollen: Totale Absicherung, totale Sicherheit, totale Bewachung, totale Überwachung.

Inwiefern könnte man Georg Büchners «Friede den Hütten, Krieg den Palästen» in die Interpretation hineinnehmen?
Alle Assoziationen gegenüber meiner Arbeit oder entstehend aus meiner Arbeit heraus sind immer willkommen. Ich hoffe aber, Sie glauben mir: «Friede den Hütten, Krieg den Palästen» kenne ich nicht. Dafür liebe ich die wunderbar klare und schön Definition des Prekären in Giorgio Agamben’s Buch «Le feu et le récit».

Wir kennen solche Provisorien aus den Bildern von Slums in den grossen Metropolen. Ist das ein inhaltlicher Bezug?
Ich denke vielmehr an die vielen prekären Installationen, die ich kürzlich nach dem ersten 11-wöchigen «Lockdown» in Paris gesehen habe. Ich sah sie als eine hoffnungsvolle und zukunftsweisenden Geste, die die Menschen aufgebaut haben, um ins Leben zurückzukehren, mit Kreativität, mit Spontaneität und mit oft grosser Kompetenz für Improvisation. Ich denke an die improvisierten Abschrankungen, die spontan entstandenen Distanzhalter, die selbstgebastelten Wegweiser, die – in ihrer ernsthaftigen und sorgfältigen Fragilität – den Weg zurück ins Leben und in die Zukunft aufzeigten und der darin enthaltenen Hoffnung Form gaben. Das Prekäre ist es, was uns hoffen lässt.

Dass alles besser wird, dass wir in den Himmel kommen, dass wir nicht vergessen werden? Worauf dürfen wir heute noch hoffen?
Es geht nicht darum, zu hoffen, in den Himmel zu kommen oder dass wir woanders hin transportiert werden, denn das entspricht genau dem Klischee des passiven, kraftlosen und entmutigten «hoffen». Hoffnung aber ist im Gegenteil: Aktivität – menschliche Aktion! Ich sehe das Prinzip «Hoffnung» nur als ein Prinzip der Aktion. Etwas erhoffen heisst demnach, in Aktion zu treten. Etwas erhoffen heisst, etwas zu tun, selbst etwas zu tun, Verantwortung zu übernehmen, aufzustehen, etwas zu wagen, ein Risiko einzugehen, eine Behauptung aufzustellen, Form zu geben. Hoffnung heisst: Etwas zu bewirken, etwas ins Rollen zu bringen. Was mir Hoffnung macht, sind all die Menschen, die etwas tun, die arbeiten, die kämpfen, die ein Projekt, die einen Plan, die eine Mission haben. Auf etwas zu hoffen und dabei passiv zu sein, ist naiv und sinnlos.

Können Sie sich selbst als Obdachlosen vorstellen?
Die wichtige Frage für mich als Künstler ist: Kann ich mit und durch meine Arbeit auch einen obdachlosen Menschen einbeziehen? Kann ich mit und in meiner Arbeit ein nicht-exklusives Publikum erreichen? Schaffe ich es, in und mit meiner Arbeit, dass niemand ausgeschlossen wird? Die Frage, die ich mir stellen muss und der ich mich stellen will, ist die der Universalität meiner Arbeit. Es geht bei den Fragen an die Kunst oder bei den Fragen an Künstler*innen nie um deren persönliche Befindlichkeit.

Sie pflegen eine Ästhetik des Gebrochenen. Was macht sie aus?
Ich bin für eine Ästhetik der Beteiligung. Darin geht es um Implikation, um Einschliessen, um Kontakt, um Auseinandersetzung, um absolute «Nicht-Exklusivität». Das Werkzeug dafür ist unter anderem die Materialität der Arbeit. Die Art und Weise wie und mit welchen Materialien ein Kunstwerk gemacht ist, muss das Werkzeug sein, um den Anderen zu berühren. Ich denke, dass Kunst nur in seiner Dimension der Beteiligung zu einer Transformation, einer Transformation jedes Einzelnen, führen kann. Ich lehne klar die Ästhetik des coolen Unbeteiligtseins ab.

Mahnt ihr Provisorium zur Mässigung?
Meine Arbeit ist nie eine Mahnung, Kunst ist immer – zum Glück – Behauptung, absolute Behauptung von Form. Die Hoffnung und die Zukunft ersehnen und herbeiwünschen heisst also, sich zum Ungewissen, sich zum Prekären und sich zum Unbestimmten zu bekennen, es anzunehmen und es zu ertragen. Das ist die Behauptung von «Can I Trust you?». Sie will, dass wir ganz bewusst «Ja» sagen zu allem, was wankt, was schwankt und was zittert. Ich will, dass man «Ja» sagt zum Unvorstellbaren und zum Unmöglichen. Ich weiss, dass das ein hoher Anspruch ist, aber meine Arbeit will durch diese Formbehauptung ermutigen.

Ja-sagen zu allem, ist das nicht ein Demutsmantra? Nicht aufbegehren, zufrieden sein, mit dem was man hat. Sollten die vielen Unterprivilegierten nicht eher viel entschiedener fordern: Champagner für alle?
Es ist falsch zu denken, meine Arbeit sei, weil sie mit einfachen, mit billigen, mit von allen benützten Techniken und mit nicht einschüchternden Materialien gemacht ist, anspruchslos, demütig oder bescheiden. Vielmehr geht es darum, die Demut im absoluten Anspruch an sich selbst zu sehen und – wenn schon – sich darin demütig zu zeigen. Nämlich im Anspruch an seine eigene Kompetenz, ein aktives, ein offensives, ein waches und ein behauptendes Subjekt zu sein. Statt der Versuchung und dem Komfort zu erliegen, ein Objekt des passiven Konsums zu sein.

Bleiben wir beim Champagner: Wie denken Sie, geht die Party der Begüterten weiter?
Ich habe grundsätzlich nichts gegen Partys. Wenn man gearbeitet hat, wenn man gut gearbeitet hat, hat man sich ein Glas Champagner verdient. Der weise Okwui Enwezor hat gesagt: Es gibt einen Zeitpunkt zum Arbeiten und es gibt einen Zeitpunkt, um zu feiern. Es liegt an uns, den Zeitpunkt fürs Arbeiten einerseits und fürs Party machen andererseits zu bestimmen und keine Konfusion zwischen den verschiedenen Momenten aufkommen zu lassen. Auch hier geht es um Klarheit.

Viele Menschen arbeiten aber ständig, sind auf der Flucht, arbeitslos, ausgeschlossen. Es will sich bei ihnen keine Party im Sinne einer Sorglosigkeit einstellen. Die an sich brüchige Existenz wird durch wirtschaftliche und politische Erschwernisse zusätzlich belastet. Wie verhindern Sie, dass die Kunst bloss zum Katalysator dieser Probleme wird, und auf realpolitischer Ebene nicht wirkt?
Ich will und ich versuche, manchmal gelingt es mir sogar oder es gelingt mindestens teilweise, eine inklusive, eine einschliessende, eine universelle Arbeit zu machen. Mich mit der Welt, in der ich lebe, mit der Realität, die mich umgibt und mit der Zeit, in der ich lebe, auseinanderzusetzen ist meine Logik, mein Werkzeug, meine Waffe. Ich bin nun einmal Künstler, ich liebe meine Arbeit und ich erachte meine Arbeit «Kunst» als meine einzige, wenn überhaupt, Kompetenz. Wenn ich meine Arbeit also ernst nehme, so muss ich sie so gut, so klar und so stark wie möglich machen und ich muss meine Kompetenz mit unserer Welt, mit unserer Zeit und mit unserer Realität konfrontieren, denn das ist das Reale, das ist das Politische, das ist das Wirkliche! Ich kann und will mich nicht auf das sogenannte «Realpolitische», diesen journalistischen und flüchtigen Begriff einlassen, wenn ich meine Mission «Kunst» ernstnehme und ich kann und will mich nicht hinter dem «Realpolitischen» verstecken. Es gibt keinen Fluchtweg, ich will und ich muss meiner Logik – der einzigen, die ich habe – treu bleiben und Kunst machen. Und dafür muss ich auch bereit sein, den Preis zu bezahlen.

Ungeachtet der Pandemie, es wird ständig der ökonomische Ausnahmezustand ausgerufen. Zukunftsängste werden politisch bewirtschaftet. Mit Giorgio Agamben gesprochen, wird der Modus des nackten Überlebens, des «bare life», politisch herbeigeführt. Wie schafft man es, nicht dieser Hysterie zu erliegen?
Giorgio Agamben hat recht, wie könnte es anders sein? Er sieht die Dinge unserer Zeit kristallklar und er beschreibt sie messerscharf. Er lässt mich nachdenken in dieser hyperkomplexen Welt und in diesem konfusen Moment. Dazu verehre ich ihn schon lange für seine Texte zu Robert Walser und über Simone Weil. Es ist ebenfalls Giorgio Agamben, der in seinem Buch «Le feu et le récit» («Die Erzählung und das Feuer») die für mich wichtigste, schönste, treffendste und hoffnungsvollste Definition des Begriffs «prekär» gegeben hat – seine Texte zu lesen helfen mir. Ganz allgemein erliege ich «Hysterie» nicht so schnell, so auch nicht der jetzigen – ganz einfach, weil ich an die Kunst glaube und weil ich es liebe, meine Arbeit zu tun. Kunst, jede Kunst und jedes Kunstwerk ist Stärkung, Aufrichtung, Ermutigung und gleichzeitig ist Kunst – immer – widerständig.

Ich habe den Eindruck, die gebaute Welt wird immer unwirtlicher. An den Bahnhöfen werden Bänke abgeschraubt, auf Geländer scharfe Kanten geschweisst – Randständige werden aus der Öffentlichkeit vertrieben. Wie ist das in Zeiten der Solidarität und des kollegialen Fistbumps zu erklären?
Tatsächlich ist es unbedingt wichtig, für den öffentlichen Raum zu kämpfen, denn es ist der öffentliche Raum, der es ermöglicht, eine Relation zum Andern zu erleben. Es ist notwendig, ihn, wo immer er, vor allem durch die schleichende Privatisierung, bedroht wird, zu schützen. Überall wo er angegriffen, verkleinert, beschönigt, beruhigt wird, geht es darum, sich für seine Erhaltung einzusetzen. Ich erkläre mir die andauernde Reduzierung des öffentlichen Raums durch die ganz allgemeine Angst – ausser es geht um Konsum – in Kontakt mit dem Anderen zu treten.

Bei allem Fortschritt ist der Mensch selbst auf der Strecke geblieben. Dann wäre Ihr Provisorium ein Zeichen der inneren Verlotterung. Was wäre ein Ausweg aus diesem Zustand?
Der Ausweg, die Form, die «Can I Trust You?» aufzeigt, ist: Sich dem Prekären, dem Unbestimmten, dem Unsicheren, dem Nicht-Garantierten, dem Nicht-Befestigten zuzuwenden, darin eine Dynamik – die Dynamik des Lebens und den Sinns des Überlebens zu sehen – und sich über jeden Augenblick in dieser wahrlich komplexen, hyper-komplexen Welt zu freuen – ja, wirklich: Zu freuen!

Art As Connection

23.10.2021 – 9.1.2022

In Reaktion auf die durch die Coronapandemie ausgelösten Erschütterungen gestaltet sich Art as Connection als eine experimentelle und offen angelegte Ausstellung. Sie reflektiert diese Ereignisse um Neues daraus entstehen zu lassen und gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen und thematisiert gleichzeitig unsere Verbundenheit.

Um verschiedene Blickwinkel auf diese ungewöhnliche Zeit zu eröffnen und der Unsicherheit mit Offenheit zu begegnen, entwickelte das kuratorische Team des Aargauer Kunsthauses die Ausstellung im engen, bewusst kollektiv angelegten Diskurs mit den eingeladenen Kunstschaffenden. In regelmässigen Zeitabständen stellen die Künstler*innen sich und ihr Werk im Fokus kurz vor.

Kunstschaffende

Mit: Sabian Baumann und Karin Michalski (An Unhappy Archive Part II mit Beiträgen von Paloma Ayala, Sabian Baumann, Dafne Boggeri, Criptonite, Thirza Cuthand, Mîrkan Deniz, Feeltank Chicago, Ayoung Kim, Karin Michalski, Naomi Rincón Gallardo, Teatro da Vertigem), Mîrkan Deniz, Dreams Come True, Hichmoul Pilon Production und das Kollektiv anthropie, Clare Goodwin, Hemauer/Keller, Thomas Hirschhorn, Laura Arminda Kingsley, RELAX (chiarenza & hauser & co), Romy Rüegger (Wunschbibliothek/Wishful Library mit Beiträgen von Amal Alhaag, Mohamed Abdelkarim, Noor Abuarafeh, Jasmina Al-Qaisi, Cana Bilir-Meier, Lamin Fofana, Maria Guggenbichler, İpek Hamzaoğlu, Samia Henni, Suza Husse, Maria Iorio, Chantal Küng, Jasmina Metwaly, Miwa Negoro, Maria-Cecilia Quadri, Tina Omayemi Reden, Kerstin Schroedinger zusammen mit Cannach MacBride, Pascal Schwaighofer, Emma Wolf-Haugh), Gregory Stauffer, Max Treier, Rolf Winnewisser

Öffentliche Führungen

Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Art as Connection: Max Treier. WAS WIR TUN_d

Max Treier (*1974) zeigt in seiner 6-teiligen Videoarbeit die subtilen Momente des Dazwischen. Es sind die Sequenzen von einer Handlung zur nächsten, der Augenblick, bevor etwas passiert, das Nachdenken über  einen Prozess, die Leerstelle, bevor ein Werk entsteht, die Treier interessieren. So sind filmische Porträts der Künstler*innen Gabi Fuhrimann, Susanne Keller, Rolf Winnewisser und Paul Takács während ihrer Arbeit im Atelier entstanden. Treier ertastet zudem einerseits die leeren Räumlichkeiten des Aargauer Kunsthauses vor der Ausstellung und dokumentiert andererseits den Prozess des Aufbaus als Komponente des gemeinschaftlichen  Arbeitens und der Verbindungen, die Kunst herstellen kann. Die Videos sind mit der Tonspur der jeweiligen Situation unterlegt und laufen in unterschiedlich langen Loops, was zu neuen Sichtweisen und Bezugsebenen zwischen den einzelnen Videos führt. Die Wortbestandteile des Werktitels WAS WIR TUN_d sind in die Videoarbeiten integriert, wobei sich neue Kombinationsmöglichkeiten ergeben und beispielsweise die Frage formuliert wird «TUN WIR WAS?». Das Werk regt zum Nachdenken darüber an, was Einzelne, eine Gesellschaft und die Kunst im Vakuum unsicherer Zeiten tun können.

Zur Webseite von Max Treier

Max Treier. WAS WIR TUN_d, Videostill Gabi Fuhrimann, 2021
Max Treier. WAS WIR TUN_d, Videostill Umbau Kunsthaus, 2021
Max Treier. WAS WIR TUN_d, Videostill Paul Takács, 2021
Max Treier. WAS WIR TUN_d, Video der Videoaufzeichnung für WAS WIR TUN_d im Kunsthaus, 2021
© Max Treier

Art As Connection

23.10.2021 – 9.1.2022

In Reaktion auf die durch die Coronapandemie ausgelösten Erschütterungen gestaltet sich Art as Connection als eine experimentelle und offen angelegte Ausstellung. Sie reflektiert diese Ereignisse um Neues daraus entstehen zu lassen und gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen und thematisiert gleichzeitig unsere Verbundenheit.

Um verschiedene Blickwinkel auf diese ungewöhnliche Zeit zu eröffnen und der Unsicherheit mit Offenheit zu begegnen, entwickelte das kuratorische Team des Aargauer Kunsthauses die Ausstellung im engen, bewusst kollektiv angelegten Diskurs mit den eingeladenen Kunstschaffenden. In regelmässigen Zeitabständen stellen die Künstler*innen sich und ihr Werk im Fokus kurz vor.

Kunstschaffende

Mit: Sabian Baumann und Karin Michalski (An Unhappy Archive Part II mit Beiträgen von Paloma Ayala, Sabian Baumann, Dafne Boggeri, Criptonite, Thirza Cuthand, Mîrkan Deniz, Feeltank Chicago, Ayoung Kim, Karin Michalski, Naomi Rincón Gallardo, Teatro da Vertigem), Mîrkan Deniz, Dreams Come True, Hichmoul Pilon Production und das Kollektiv anthropie, Clare Goodwin, Hemauer/Keller, Thomas Hirschhorn, Laura Arminda Kingsley, RELAX (chiarenza & hauser & co), Romy Rüegger (Wunschbibliothek/Wishful Library mit Beiträgen von Amal Alhaag, Mohamed Abdelkarim, Noor Abuarafeh, Jasmina Al-Qaisi, Cana Bilir-Meier, Lamin Fofana, Maria Guggenbichler, İpek Hamzaoğlu, Samia Henni, Suza Husse, Maria Iorio, Chantal Küng, Jasmina Metwaly, Miwa Negoro, Maria-Cecilia Quadri, Tina Omayemi Reden, Kerstin Schroedinger zusammen mit Cannach MacBride, Pascal Schwaighofer, Emma Wolf-Haugh), Gregory Stauffer, Max Treier, Rolf Winnewisser

Öffentliche Führungen

Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Art as Connection: Nous Sommes Partout

Das von Dreams Come True, Hichmoul Pilon Production und dem Kollektiv anthropie konzipierte und produzierte Projekt Nous Sommes Partout (Wir sind überall), das 2020 in der Westschweiz seinen Anfang nahm, wird im Aargauer Kunsthaus weitergeführt. Im Rahmen von Art as Connection wird eine lokal verankerte Version realisiert. Dafür produziert und versammelt eine Redaktionsgruppe Texte von Aktivist*innen aus der Region, die schliesslich in Form einer partizipativen Performance präsentiert werden. Das Publikum wird dafür am 8. Januar 2022 zu einer kollektiven Lesung eingeladen, auf Deutsch und Französisch, bei der es selbst über das Vorlesen der gesammelten Texte den verschiedenen Anliegen eine Stimme geben kann.

 

Mit Beiträgen von zahlreichen anonymen Personen; Mikele; Faris; Oshose, Janko et Z; eine Aktivistin des Kollektivs R, das sich für Aufenthaltsbewilligungen für Exilierte einsetzt; Samba; Truc; Ondine; D’jin Lylas; Kollektiv Bambou, S. und P.; eine Aktivistin unter vielen; Antonia Undurraga; AL.; Loïc Valley; Kollektiv Amani; ein Kollektiv zur Verteidigung der Rechte von Sexarbeiter*innen im Rahmen des feministischen Streiks und von den waadtländischen Frauen; Hêvi; Elena et Rina; Les composteuses; El.; C. ( und weitere Teilnehmende)

Nous sommes partout, Théâtre du Grütli, Genève 2021
© Dorothée Thébert Filliger

Art As Connection

23.10.2021 – 9.1.2022

In Reaktion auf die durch die Coronapandemie ausgelösten Erschütterungen gestaltet sich Art as Connection als eine experimentelle und offen angelegte Ausstellung. Sie reflektiert diese Ereignisse um Neues daraus entstehen zu lassen und gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen und thematisiert gleichzeitig unsere Verbundenheit.

Um verschiedene Blickwinkel auf diese ungewöhnliche Zeit zu eröffnen und der Unsicherheit mit Offenheit zu begegnen, entwickelte das kuratorische Team des Aargauer Kunsthauses die Ausstellung im engen, bewusst kollektiv angelegten Diskurs mit den eingeladenen Kunstschaffenden. In regelmässigen Zeitabständen stellen die Künstler*innen sich und ihr Werk im Fokus kurz vor.

Kunstschaffende

Mit: Sabian Baumann und Karin Michalski (An Unhappy Archive Part II mit Beiträgen von Paloma Ayala, Sabian Baumann, Dafne Boggeri, Criptonite, Thirza Cuthand, Mîrkan Deniz, Feeltank Chicago, Ayoung Kim, Karin Michalski, Naomi Rincón Gallardo, Teatro da Vertigem), Mîrkan Deniz, Dreams Come True, Hichmoul Pilon Production und das Kollektiv anthropie, Clare Goodwin, Hemauer/Keller, Thomas Hirschhorn, Laura Arminda Kingsley, RELAX (chiarenza & hauser & co), Romy Rüegger (Wunschbibliothek/Wishful Library mit Beiträgen von Amal Alhaag, Mohamed Abdelkarim, Noor Abuarafeh, Jasmina Al-Qaisi, Cana Bilir-Meier, Lamin Fofana, Maria Guggenbichler, İpek Hamzaoğlu, Samia Henni, Suza Husse, Maria Iorio, Chantal Küng, Jasmina Metwaly, Miwa Negoro, Maria-Cecilia Quadri, Tina Omayemi Reden, Kerstin Schroedinger zusammen mit Cannach MacBride, Pascal Schwaighofer, Emma Wolf-Haugh), Gregory Stauffer, Max Treier, Rolf Winnewisser

Öffentliche Führungen

Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Art as Connection: Clare Goodwin

Clare Goodwin (*1973 in Birmingham/GB, lebt in Zürich) ist bekannt für ihre Hard-Edge-Malereien und -Keramiken, grossformatige Wandarbeiten sowie Arbeiten auf Papier, die an der Grenze zwischen Abstraktion und Figuration stehen. Im Jahr 2020 begann sie eine neue Werkserie unter dem Titel Object Furniture, bestehend aus mehreren handgefertigten und handbemalten Holzobjekten, die an häusliche Möbel erinnern. Diese können sowohl benutzt werden als auch einfach als reine Kunstobjekte existieren. Während des ersten Covid-19-Lockdowns produzierte Goodwin eine spezielle, auf Corona bezogene Edition namens Distant Lounge (2020), die sich mit den beunruhigenden sozialen Distanzierungsregeln und der Isolation befasste, die wir auch heute noch aufrechterhalten müssen. Für das Aargauer Kunsthaus gestaltet Goodwin ein Environment, das sich auf das "Zuhause" konzentriert, den Ort, an dem wir alle während der Pandemie viel mehr Zeit als üblich zu verbringen gezwungen waren. Inspiriert von ihrer Sammlung von Einrichtungsbüchern und ihren eigenen Erfahrungen, interpretiert Goodwin die physische und emotionale Beziehung neu, die wir zu dem Ort haben, den wir Zuhause nennen, und enthüllt persönliche Fiktionen und Erzählungen.

Clare Goodwin. Environment - Model Home (draft), 2021
© Clare Goodwin

Art As Connection

23.10.2021 – 9.1.2022

In Reaktion auf die durch die Coronapandemie ausgelösten Erschütterungen gestaltet sich Art as Connection als eine experimentelle und offen angelegte Ausstellung. Sie reflektiert diese Ereignisse um Neues daraus entstehen zu lassen und gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen und thematisiert gleichzeitig unsere Verbundenheit.

Um verschiedene Blickwinkel auf diese ungewöhnliche Zeit zu eröffnen und der Unsicherheit mit Offenheit zu begegnen, entwickelte das kuratorische Team des Aargauer Kunsthauses die Ausstellung im engen, bewusst kollektiv angelegten Diskurs mit den eingeladenen Kunstschaffenden. In regelmässigen Zeitabständen stellen die Künstler*innen sich und ihr Werk im Fokus kurz vor.

Kunstschaffende

Mit: Sabian Baumann und Karin Michalski (An Unhappy Archive Part II mit Beiträgen von Paloma Ayala, Sabian Baumann, Dafne Boggeri, Criptonite, Thirza Cuthand, Mîrkan Deniz, Feeltank Chicago, Ayoung Kim, Karin Michalski, Naomi Rincón Gallardo, Teatro da Vertigem), Mîrkan Deniz, Dreams Come True, Hichmoul Pilon Production und das Kollektiv anthropie, Clare Goodwin, Hemauer/Keller, Thomas Hirschhorn, Laura Arminda Kingsley, RELAX (chiarenza & hauser & co), Romy Rüegger (Wunschbibliothek/Wishful Library mit Beiträgen von Amal Alhaag, Mohamed Abdelkarim, Noor Abuarafeh, Jasmina Al-Qaisi, Cana Bilir-Meier, Lamin Fofana, Maria Guggenbichler, İpek Hamzaoğlu, Samia Henni, Suza Husse, Maria Iorio, Chantal Küng, Jasmina Metwaly, Miwa Negoro, Maria-Cecilia Quadri, Tina Reden, Kerstin Schroedinger zusammen mit Cannach MacBride, Pascal Schwaighofer, Emma Wolf-Haugh), Gregory Stauffer, Max Treier, Rolf Winnewisser

Öffentliche Führungen

Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Art as Connection: RELAX (chiarenza & hauser & co)

RELAX (chiarenza & hauser & co) - Marie-Antoinette Chiarenza (*1957 in Tunis) und Daniel Hauser (*1959 in Bern) - arbeiten seit 1983 als Kollektiv.  Das "& co" in ihrem Namen bezieht sich auf alle Arten von Kooperationen mit Menschen: Mal sind weitere Personen Teil der Kunstwerke, mal sind sie am Entstehungsprozess beteiligt, je nach Kontext der Orte und Themen.

Für Art as Connection greifen RELAX ein Thema auf, das seit der Pandemie eine grössere Öffentlichkeit erhalten hat, das in ihren Arbeiten allerdings bereits vor Covid-19 durchscheint: der Arbeitsalltag und die Arbeitsbedingungen von Pflegepersonal. Beruhend auf ihrer fortlaufenden künstlerischen Auseinandersetzung mit Fragen zur Ökonomie der Sorge zeigen RELAX mit HEALTH COMPLEX eine neue Installation, bestehend aus räumlichen Elementen, Fotografien, Video, Objekten und Zeichnungen. Für die neue Arbeit ist es im Vorfeld der Entwicklung der Installation zu mehreren Gesprächen gekommen mit Menschen, die in der Pflege tätig sind. Effizienz und Rentabilitätsdruck, Verletzlichkeit und Erschöpfung kommen zur Sprache, währenddem wir eintauchen in Sichten auf Hände und Körper und auf Oberflächen von textilen Stoffen und Geweben.

Gefangen in einer Welt, die bis zur Erschöpfung aller Ressourcen der kommerziellen Verwertung unterworfen ist und kein Aussen mehr zu einer Marktwelt kennt, liegen die inhaltlichen Schwerpunkte der künstlerischen Arbeit von RELAX auf ökonomischen Fragen, Fragen zu Hierarchien und zum Verhältnis der Geschlechter. 

In ihren Arbeiten haben sie sich seit Beginn ihrer Zusammenarbeit mit der Kanonbildung in der Kunst auseinandergesetzt. Teil davon sind ihre Bilder zur Macht und der Gewalt des Blicks und der damit einhergehenden Beziehung zwischen Subjekt und Objekt. So etwa zuletzt in WHAT DO WE WANT TO KEEP, ihrer umfangreichen Auseinandersetzung mit der Graphischen Sammlung der ETH Zürich 2018.

Als Kollektiv verfolgen sie eine offene Autorschaft jenseits des Personenkults in der Kunst. Dabei entstehen hie und da auch Selbstinszenierungen. Diese sind häufig parodierend, wie etwa das Selbstporträt die künstlerinnen kurz vor dem höhepunkt ihrer karriere (the artists just before the peak of their career) von 2008. Ein frühes Selbstporträt - du bist was du siehst wir sind was du willst (you are what you see we are what you want), eine dreiteilige Fotoarbeit von 1991, das zugleich altbekannte Rollenverständnisse umstülpt - befindet sich seit 1993 in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses. 

Mehr Infos zu RELAX:
Webseite und Instagram

Art As Connection

23.10.2021 – 9.1.2022

In Reaktion auf die durch die Coronapandemie ausgelösten Erschütterungen gestaltet sich Art as Connection als eine experimentelle und offen angelegte Ausstellung. Sie reflektiert diese Ereignisse um Neues daraus entstehen zu lassen und gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen und thematisiert gleichzeitig unsere Verbundenheit.

Um verschiedene Blickwinkel auf diese ungewöhnliche Zeit zu eröffnen und der Unsicherheit mit Offenheit zu begegnen, entwickelte das kuratorische Team des Aargauer Kunsthauses die Ausstellung im engen, bewusst kollektiv angelegten Diskurs mit den eingeladenen Kunstschaffenden. In regelmässigen Zeitabständen stellen die Künstler*innen sich und ihr Werk im Fokus kurz vor.

Kunstschaffende

Mit: Sabian Baumann und Karin Michalski (An Unhappy Archive Part II mit Beiträgen von Paloma Ayala, Sabian Baumann, Dafne Boggeri, Criptonite, Thirza Cuthand, Mîrkan Deniz, Feeltank Chicago, Ayoung Kim, Karin Michalski, Naomi Rincón Gallardo, Teatro da Vertigem), Mîrkan Deniz, Dreams Come True, Hichmoul Pilon Production und das Kollektiv anthropie, Clare Goodwin, Hemauer/Keller, Thomas Hirschhorn, Laura Arminda Kingsley, RELAX (chiarenza & hauser & co), Romy Rüegger (Wunschbibliothek/Wishful Library mit Beiträgen von Amal Alhaag, Mohamed Abdelkarim, Noor Abuarafeh, Jasmina Al-Qaisi, Cana Bilir-Meier, Lamin Fofana, Maria Guggenbichler, İpek Hamzaoğlu, Samia Henni, Suza Husse, Maria Iorio, Chantal Küng, Jasmina Metwaly, Miwa Negoro, Maria-Cecilia Quadri, Tina Reden, Kerstin Schroedinger zusammen mit Cannach MacBride, Pascal Schwaighofer, Emma Wolf-Haugh), Gregory Stauffer, Max Treier, Rolf Winnewisser

Öffentliche Führungen

Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Art as Connection: Hemauer/Keller – Himmelsfarbenklimaforschung

Wie blau ist unser Himmel? Diese Frage stellen sich Christina Hemauer und Roman Keller schon länger. Sie springen damit in eine Lücke, welche die Wissenschaft hinterlässt, denn für Klima- und Atmosphärenforscher ist die Farbe des Himmels keine relevante Grösse.

Im Coronajahr 2020 wurde während weniger Monate die menschliche Aktivität stark reduziert.

Ein Steilpass für das himmelbeobachtende Künstlerduo. Während des Lockdowns haben sie mit einem Fisheye-Objektiv täglich den Himmel über der Lutherwiese in Zürich dokumentiert. Die daraus entstandene Foto-Serie Corona Skies (2020) zeigt, dass der Himmel damals nicht nur blauer, sondern auch weniger von Kondensstreifen gezeichnet war.

Die Arbeit ist Teil eines interdisziplinären Langzeitprojekts. Hemauer/Keller beobachten die Himmelsfarbe in seiner ökologischen wie auch kulturellen Dimension, und lassen es in verschiedenen Formen und Formaten in ihre Arbeiten einfliessen. Kürzlich wurde im Museum of Contemporary Art in Belgrad die Installation Observing Human Skies (2021) ausgestellt. Eine All-Sky-Kamera projizierte das Himmelsgeschehen über dem Museum direkt in den Ausstellungsraum.

Um die Entstehung der Himmelsfarben zu beobachten, liessen sie auch schon Solarballone mit Videokameras aufsteigen. Einer flog im Juni 2016 vom Gemmipass während zehn Stunden nach Reggio Emilia. Daraus entstand das Video Solarballonflug (Gemmipass – Reggio Emilia) (2016).

Art As Connection

23.10.2021 – 9.1.2022

In Reaktion auf die durch die Coronapandemie ausgelösten Erschütterungen gestaltet sich Art as Connection als eine experimentelle und offen angelegte Ausstellung. Sie reflektiert diese Ereignisse um Neues daraus entstehen zu lassen und gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen und thematisiert gleichzeitig unsere Verbundenheit.

Um verschiedene Blickwinkel auf diese ungewöhnliche Zeit zu eröffnen und der Unsicherheit mit Offenheit zu begegnen, entwickelte das kuratorische Team des Aargauer Kunsthauses die Ausstellung im engen, bewusst kollektiv angelegten Diskurs mit den eingeladenen Kunstschaffenden. In regelmässigen Zeitabständen stellen die Künstler*innen sich und ihr Werk im Fokus kurz vor.

Hemauer/Keller

Hemauer/Keller (Christina Hemauer, *1973 in Zürich, und Roman Keller, *1969 in Liestal) arbeiten seit 2003 zusammen. In ihrem gemeinsamen Schaffen steht seit Beginn der kulturelle Umgang mit der Klimakrise im Zentrum. Mittels unterschiedlicher Medien wie Film und Fotografie - installativ oder in Buchform - und verschiedener Herangehensweisen beschäftigen sie sich seit 2014 u.a. mit den vom Menschen veränderten Himmelsfarben. Für Art as Connection arbeiten sie an einer Präsentation, um ihre jüngsten Recherchen vorzustellen.

Werkangaben

Siehe PDF

© Hemauer/Keller

Öffentliche Führungen

Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Art as Connection: Romy Rüegger – The Wishful Library

Geteiltes Recherche- und Ausstellungssetting mit Beiträgen und Wünschen von Amal Alhaag, Mohamed Abdelkarim, Noor Abuarafeh, Jasmina Al-Qaisi, Cana Bilir-Meier, Lamin Fofana, Maria Guggenbichler, Ipek Hamzaoğlu, Samia Henni, Suza Husse, Maria Iorio, Chantal Küng, Jasmina Metwaly, Miwa Negoro, Maria-Cecilia Quadri, Tina Reden, Kerstin Schroedinger together with Cannach MacBride, Pascal Schwaighofer, Emma Wolf-Haugh

The Wishful Library ist Teil einer längeren Recherche, die von historischen Fahndungsbildern und Fahndungslisten von Fahrenden im Staatsarchiv Aarau ausgeht. Anhand der Bilder und Listen lässt sich nachvollziehen, wie Sesshaftigkeit als Teil der europäischen Moderne, als Norm und als weisse Leitkultur etabliert wurde und wie andere Lebensformen - in direkter Kontinuität in Vokabular und Kategorisierung bis heute - rassifiziert, kriminalisiert, unterdrückt, abgewertet oder ausgelöscht wurden.

Auf einer begehbaren Plattform in Dialog gebracht werden Arbeiten, die Fragen der Leerstelle, von Land und Auslöschung, von Reproduktion und Unterbrechung, aber auch von Möglichkeits-, Vorstellungs- und Austauschräumen verhandeln. Zusammengestellt in einer offenen Konstellation, mit Soundstücken, Arbeiten, Fragmenten, Assoziationen, Notizen, Texten und Pflanzen der eingeladenen Künstler*innen.

Teil der Wishful Library sind auch Buchwünsche der Beitragenden an die Bibliothek des Aargauer Kunsthauses. Die hauseigene Bibliothek ist nicht indexikalisiert, niemand weiss so ganz genau, was sich dort finden lässt, abgesehen vom - im Buchaustausch mit anderen Kunstinstitutionen etablierten - mehrheitlich männlichen westlichen Kunstkanon. Die Buchwünsche konfrontieren und imaginieren – Perspektiven, Fragen und Positionalitäten. Sie sind als Teil der Ausstellung präsent und gehen danach in die öffentliche Bibliothek über.

Die Ausstellung wird betreut vom kuratorischen Team des Aargauer Kunsthauses. Die Recherche basiert auf Hinweisen und einem Text von Vanessa Rüegger. Ausstellungsgestaltung: Marlene Oeken und Fotini Lazaridou-Hatzigoga – wir verwenden dafür bereits vorhandenes Material früherer Ausstellungen. Gestaltung Handout: Lotte Meret.

Art As Connection

23.10.2021 – 9.1.2022

In Reaktion auf die durch die Coronapandemie ausgelösten Erschütterungen gestaltet sich Art as Connection als eine experimentelle und offen angelegte Ausstellung. Sie reflektiert diese Ereignisse um Neues daraus entstehen zu lassen und gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen und thematisiert gleichzeitig unsere Verbundenheit.

Um verschiedene Blickwinkel auf diese ungewöhnliche Zeit zu eröffnen und der Unsicherheit mit Offenheit zu begegnen, entwickelte das kuratorische Team des Aargauer Kunsthauses die Ausstellung im engen, bewusst kollektiv angelegten Diskurs mit den eingeladenen Kunstschaffenden. In regelmässigen Zeitabständen stellen die Künstler*innen sich und ihr Werk im Fokus kurz vor.

Romy Rüegger

Romy Rüegger ist Künstler*in, sie lebt und arbeitet in verschiedenen Konstellationen und Namen in Zürich und Berlin. Ihre Installationen, Performances, Audioarbeiten und Texte beschäftigen sich mit Fragen nicht linearer Zeit, Körper und Verkörperung, Ausbeutung von Ressourcen und mit sozialen Räumen, in ihren gegenwärtigen und gegenwärtig gewordenen Dimensionen.

Eine umfassende Einzelausstellung The Moving Body, The Listening Body, Moving Through Wires of Wind wurde 2020/21 beim Badischen Kunstverein in Karlsruhe gezeigt. Die Künstlermonografie Language is Skin – Scripts for Performances ist 2018 bei Archive Books, Berlin erschienen. 2018 hatte sie das Gasworks Stipendium in London, 2020 ist sie mit Werksbeiträgen von Pro Helvetia und der Stiftung Kunstfonds ausgezeichnet worden.

Öffentliche Führungen

Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Art as Connection: An Unhappy Archive Part II

Ein Ausstellungsprojekt von Sabian Baumann & Karin Michalski.
Inspiriert von Sara Ahmed.
Mit Ayoung Kim
(KR), Thirza Cuthand (CA), Naomi Rincón Gallardo (MX), Teatro da Vertigem (BR), Mirkan Deniz (CH), Paloma Ayala (MX/CH), Criptonite aka Edwin Ramirez & Nina Mühlemann (CH), Feeltank Chicago (US), Karin Michalski (DE), Dafne Boggeri (IT) und Sabian Baumann (CH)

An Unhappy Archive ist ein von den Künstler*innen Sabian Baumann und Karin Michalski entwickeltes Ausstellungsprojekt, das von den politischen Figuren der australisch-britischen Theoretikerin Sara Ahmed und weiterer feministisch-queerer Theoretiker*innen inspiriert ist und in dem es um eine Politisierung individuell erlebter negativer Gefühle geht. An Unhappy Archive wurde 2012 erstmals bei Les Complices* in Zürich installiert.

Bezugnehmend auf den im öffentlichen Diskurs der Coronapandemie verwendeten Begriff der Verletzlichkeit zur Identifizierung sogenannter vulnerabler Gruppen, wird das für Aarau neu kuratierte An Unhappy Archive Part II mit 11 internationalen künstlerischen Positionen die Frage der verwundbaren Körper kritisch verhandeln – um die Verbindung zwischen Verletzlichkeit und vermeintlicher Passivität zu lösen und Raum für eine utopische Imaginierung einer widerständigen Zukünftigkeit zu schaffen. 

Die Schutzbedürftigkeit bestimmter Gruppen führt nicht zu sozialem Wandel mit dem Effekt eines guten Lebens auch für diese identifizierten Gruppen, sondern im Gegenteil zu mehr und neuen Formen der Einschränkung und Ausgrenzung wie u.a. die US-amerikanische Philosophin Judith Butler kritisch anmerkt:

«Einerseits vollzieht der Staat die Zerstörung der materiellen Grundvoraussetzungen für ein lebenswertes Leben. Auf der anderen Seite setzt er seinen paternalistischen humanitären Diskurs durch, der die Kopplung von Verletzlichkeit und Passivität reproduziert.»

Können die künstlerischen Arbeiten Formen des Widerstands einsetzen, die Verletzlichkeit nicht verleugnen, sondern Körper als verletzlich und mit Handlungsmacht ausgestattet produzieren und darstellen?

Das «An Unhappy Archive Part II» versteht sich als Protest gegen die aktuellen rassistischen Asyl- und Gesellschaftspolitiken, gegen Sexismus, Homo- und Transphobie, gegen Ableismus und andere Formen der Diskriminierung.

Ayoung Kims 2-Kanal-Videoinstallation Porosity Valley 2: Tricksters’ Plot (2019) erzählt die Migrationsgeschichte von Petra Genetrix, einem fiktiven Wesen, das aus einem Mineralien- oder Datencluster besteht, und stellt Bezüge her zur realen Geschichte jemenitischer Geflüchteter, die 2018 nach Südkorea migrierten, um dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat zu entkommen. Petra sieht sich mit der biopolitischen Kontrolle durch Behörden konfrontiert, die Migrant*innen mit Aliens oder Viren gleichsetzen.

Zur Webseite von Ayoung Kim

Thirza Cuthands Reclamation (2017) ist eine dokumentarische Vorstellung einer postdystopischen Zukunft in Kanada nach massiven Klimaveränderungen, Kriegen, Umweltverschmutzung und den Nachwirkungen des gross angelegten Kolonialprojekts, welches das Land nun zerstört hat.

«In letzter Zeit wird viel darüber gesprochen, zum Mars zu fliegen und ihn zu besiedeln. Als indigene Person ist mein erster Instinkt dabei natürlich: Scheiss auf die Kolonisierung, mein zweiter Instinkt ist: Wie kannst du unserem Planeten schaden und dann einfach gehen? In Reclamation sind die Weissen nach den Klimakriegen zum Mars aufgebrochen und haben die Ureinwohner zurückgelassen, die nun an der Wiederherstellung ihres Landes und ihrer Gemeinschaften arbeiten. Ein lesbisches Paar und ein schwuler Mann erzählen von ihrer Arbeit und wie sie nach der Kolonialisierung, Verschmutzung und Zerstörung ihres Landes aufräumen. In einer Zeit der Apokalypse zeigt dieser Film eine Möglichkeit der Hoffnung und der Wiederherstellung in den Händen der rechtmässigen Verwalter, den indigenen Völkern. Wenn man sich als indigener Mensch mit seinem Land verbunden fühlt, ist es unverständlich, diesen Planeten zu verlassen. Die Entkolonialisierung ohne die Kolonisatoren wird einfacher, und die Zurückgebliebenen erkennen, dass nicht nur ihr Planet heilt, sondern auch ihr Geist und ihr Herz.» (Zitat Thirza Cuthand)

Zur Webseite von Thirza Cuthand

Naomi Rincón Gallardos Verses of filth (2021) ist eine mythisch-politische Erzählung, in der eine Cihuateteo (eine mesoamerikanische Gottheit des Todes, eine Frau, die bei der Geburt gestorben oder im Kampf gefallen ist) zum Aasfresser geworden ist, die körperliche Überreste und kulturellen Schutt ausgräbt. Zusammen mit einer überfütterten und kranken Geierbande rekrutiert sie eine Brigade von widerspenstigen Armen und unterweltlichen Kreaturen, die auf der Suche nach Vergnügen, Berührung und Revolte von der anderen Seite zurückkehren.

Zur Webseite von Naomi Rincón Gallardo

 

Teatro da Vertigem haben mit Marcha à ré (dt. Rückwärtsgang, 2020) eine Performance inszeniert, die eine Beerdigungsprozession mit 120 Autos zeigt, die rückwärts in Richtung des Friedhofs von São Paulo fahren, als Protest gegen die Nekropolitiken der rechten Regierung in Brasilien, die sich am Genozid ihrer eigenen Bevölkerung beteiligt. 

Zur Webseite von Teatro da Vertigem

Mîrkan Deniz nahm als Ausgangspunkt für ihr Video Barikat (2017) die in den letzten Jahren in vielen kurdischen Städten verhängten Ausgangssperren und Bombardements von Wohnvierteln. Die Kurden*innen haben angefangen Barrikaden zu bauen, um sich vor den Angriffen zu schützen. Am Ende der Performance schreibt die Künstlerin auf Kurdisch folgenden Satz auf ein Transparent: «Ji vê jêrzemînê sax dernekeve keçam.» (dt.: Meine Tochter, hoffentlich kommst du nicht lebendig aus diesem Bunker). Dieser Satz greift ein Ereignis auf, das in der Stadt Cizre in 2016 stattgefunden hat. Trotz Ausgehverboten versuchte eine junge Frau 60 Verletzen zu helfen, die sich in einem Bunker versteckt hatten. Ihre Mutter hatte Angst, dass die türkische Armee die Tochter foltern würde, wenn sie sie erwischten. Sie sagte der Presse, dass sie lieber möchte, dass ihre Tochter im Bunker stirbt, als dass sie von der türkischen Armee festgenommen wird.

Zur Webseite von Mîrkan Deniz

 

Paloma Ayala arbeitete zusammen mit der Musikerin Luna León in Karaoke Readings (2020) die feministisch queeren Gedichte und Texte der chicana Schriftstellerin Gloria Anzaldúa um. Das Video lädt zum Mitsingen ein und ist gleichzeitig eine Kritik an der Politik im Umgang mit den Problemen an der mexikanisch-US-amerikanischen Grenze, welche die Aktualität der Texte Anzaldúas aus der Perspektive mexikanischer Frauen/Feministinnen betont, die aus diesen Grenzregionen kommen.

Zur Webseite von Paloma Ayala

 

Criptonite ist eine Performance-Formation der crip-queeren Künstler*innen Edwin Ramirez & Nina Mühlemann. Sie setzen sich in ihrer Serie der Oktopus-Briefe mit den einzigartigen Eigenschaften des Oktopus auseinander und regen an, darüber zu reflektieren, auf wie viele unendlich verschiedene Weisen Körper existieren können.

«Wir kreieren Räume des Zusammenseins innerhalb von Räumen, die nicht für uns gemacht wurden oder die dazu geschaffen wurden, uns auszuschliessen. Wir spielen Crip–Prinzessinnen auf Spitalbetten, wir führen einander Drag–Lipsyncs in Pflegeheimen vor. Wir legen Kissen und Sitzsäcke auf Theaterböden und -bühnen und finden neue Wege, zusammen zu träumen und zu sein.» (Zitat Magic Brief 3/8)

Criponite in der Gessnerallee

Zur Facebook-Seite von Criptonite

Fotos: Alexandra Moskovchuk
Design: Alexandra Moskovchuk und Ed Bracey

Feel Tank Chicago, eine internationale, queer-feministische Gruppe von Theoretiker*innen, Künstler*innen und Aktivist*innen, ist mit einem Foto im An Unhappy Archive Part II vertreten. Es zeigt die 1. International Parade of the Politically Depressed, die am 1. Mai 2003 in Chicago stattgefunden hat.

Zum Webseite von Feel Tank Chicago

Karin Michalski zeigt mit The Alphabet of Feeling Bad (2012) ein experimentelles Interview mit der Theoretikerin und Aktivistin Ann Cvetkovich. Die auf Gesprächen mit der Künstlerin beruhende Performance erläutert von A bis Z Begriffe wie Depression und alltägliche negative Gefühle und wirft die Frage auf, wie diese als «public feelings» kollektiv gefühlt und im Kontext neoliberaler Arbeitsverhältnisse, aber auch von Homophobie und Rassismus politisiert werden können.

Zur Webseite von Karin Michalski

Dafne Boggeri zeigt den auf die Wand gesprayten Schriftzug No Tears (2008/2021) und weitere Werke. Sie arbeitet multidisziplinär und untersucht die Dynamik der Verhandlung zwischen dem Bestehenden und dem Möglichen, dem Unaussprechlichen und dem Realen als metaphysische und ontologische Aspekte des Menschen in Bezug auf belebte Körper oder unbelebte Lebensformen. Boggeri ist auf der Suche nach Werten, die in der Sprache und im Denken neue Strukturen schaffen und in denen der Rand und das Periphere, das Anomale und der Irrtum als grundlegende Erfahrungen des Bewusstseins beobachtet und untersucht werden.

Zur Webseite von Dafne Boggeri

Zur Instagram-Seite von SPRINT Milano

Zur Instagram-Seite von TomBoysDontCry

Sabian Baumann entwarf das Ausstellungsdesign von An Unhappy Archive Part II und zeigt darin auch einige Arbeiten. In Baumanns Werk repräsentieren Bildzitate aus Kunst, Populärkultur und anderen Quellen die Vielfalt verschiedener Menschen und Lebenswelten. Auch die mit diversen Handschriften auf ganz unterschiedliche Tapeten geschriebenen Zitate aus der Queertheorie können so gelesen werden.

Zur Webseite von Sabian Baumann

Art As Connection

23.10.2021 – 9.1.2022

In Reaktion auf die durch die Coronapandemie ausgelösten Erschütterungen gestaltet sich Art as Connection als eine experimentelle und offen angelegte Ausstellung. Sie reflektiert diese Ereignisse um Neues daraus entstehen zu lassen und gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen und thematisiert gleichzeitig unsere Verbundenheit.

Um verschiedene Blickwinkel auf diese ungewöhnliche Zeit zu eröffnen und der Unsicherheit mit Offenheit zu begegnen, entwickelte das kuratorische Team des Aargauer Kunsthauses die Ausstellung im engen, bewusst kollektiv angelegten Diskurs mit den eingeladenen Kunstschaffenden. In regelmässigen Zeitabständen stellen die Künstler*innen sich und ihr Werk im Fokus kurz vor.

Kunstschaffende

Mit: Sabian Baumann und Karin Michalski (An Unhappy Archive Part II mit Beiträgen von Paloma Ayala, Sabian Baumann, Dafne Boggeri, Criptonite, Thirza Cuthand, Mîrkan Deniz, Feeltank Chicago, Ayoung Kim, Karin Michalski, Naomi Rincón Gallardo, Teatro da Vertigem), Mîrkan Deniz, Dreams Come True, Hichmoul Pilon Production und das Kollektiv anthropie, Clare Goodwin, Hemauer/Keller, Thomas Hirschhorn, Laura Arminda Kingsley, RELAX (chiarenza & hauser & co), Romy Rüegger (Wunschbibliothek/Wishful Library mit Beiträgen von Amal Alhaag, Mohamed Abdelkarim, Noor Abuarafeh, Jasmina Al-Qaisi, Cana Bilir-Meier, Lamin Fofana, Maria Guggenbichler, İpek Hamzaoğlu, Samia Henni, Suza Husse, Maria Iorio, Chantal Küng, Jasmina Metwaly, Miwa Negoro, Maria-Cecilia Quadri, Tina Reden, Kerstin Schroedinger zusammen mit Cannach MacBride, Pascal Schwaighofer, Emma Wolf-Haugh), Gregory Stauffer, Max Treier, Rolf Winnewisser

Öffentliche Führungen

Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Art as Connection: Connection Nest

Art as Connection – Connection Nest von Laura Arminda Kingsley


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© Laura Arminda Kingsley

Nehmen Sie teil beim Vermittlungsprojekt für die Ausstellung Art as Connection

Die Ausstellung Art as Connection thematisiert das gesellschaftliche Beziehungsgeflecht in Krisenzeiten und die Möglichkeiten, diese mit den Mitteln der Kunst gemeinschaftlich zu bewältigen. Kunst bietet die Möglichkeit, solche Verbindungen zu schaffen. Der gemeinschaftliche, verbindende Aspekt ist uns auch in Bezug auf das Publikum wichtig. Das Vermittlungsprojekt lädt ein, Teil dieser Diskussion zu werden: Schicken Sie uns ein Foto eines (Kunst-)Objekts, welches Ihnen in schwierigen Zeiten Sicherheit und ein Gefühl der Verbundenheit gibt. Dazu einen Text, der Ihre Beziehung zum Gegenstand beschreibt. Die Beiträge werden fortlaufend von der Künstlerin und Vermittlerin Laura Arminda Kingsley zu einer Videoarbeit zusammengefasst, die als Teil des Vermittlungsprojekt Connection Nest in der Ausstellung Art as Connection gezeigt wird.

Der Gegenstand kann ein Kleidungsstück, ein Schmuckstück, ein Bild, ein Foto, eine Tasse oder eine Pfeife sein, so ziemlich alles, was für Sie von persönlicher Bedeutung ist. Wenn es sich um Kunstwerke von anderen handelt, bitten wir Sie um die Werkangaben. Allerdings müssen Sie das Recht haben, es auszustellen.

Die besten Ergebnisse erzielen Sie, wenn Sie Ihr Motiv bei Tageslicht auf einem einfarbigen Hintergrund fotografieren und Ihr Handy oder eine möglichst hochauflösende Kamera verwenden.

Der Text sollte in weniger als 100 Wörter Ihre Verbundenheit zu dem Gegenstand verdeutlichen. Was kann in unsicheren Zeiten trösten, nähren, helfen und Halt geben? Was bedeutet dieser Gegenstand für Sie? Warum ist er Ihnen wichtig? Welche Erinnerungen oder Gefühle löst er aus? Inwiefern hilft er in "unsicheren" Zeiten?

Sie können dies handschriftlich tun oder in ein Word-Dokument eintippen.

Schicken Sie das Foto und den Text, von jetzt an bis zum 9.12.2021, per Email an laura.kingsley@ag.ch mit dem Betreff Connection Nest oder analog per Post an:

Aargauer Kunsthaus
Laura A. Kingsley
Aargauerplatz
Postfach
CH-5001 Aarau

Art As Connection

23.10.2021 – 9.1.2022

In Reaktion auf die durch die Coronapandemie ausgelösten Erschütterungen gestaltet sich Art as Connection als eine experimentelle und offen angelegte Ausstellung. Sie reflektiert diese Ereignisse um Neues daraus entstehen zu lassen und gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen und thematisiert gleichzeitig unsere Verbundenheit.

Um verschiedene Blickwinkel auf diese ungewöhnliche Zeit zu eröffnen und der Unsicherheit mit Offenheit zu begegnen, entwickelte das kuratorische Team des Aargauer Kunsthauses die Ausstellung im engen, bewusst kollektiv angelegten Diskurs mit den eingeladenen Kunstschaffenden. In regelmässigen Zeitabständen stellen die Künstler*innen sich und ihr Werk im Fokus kurz vor.

Kunstschaffende

Mit: Sabian Baumann und Karin Michalski (An Unhappy Archive Part II mit Beiträgen von Paloma Ayala, Sabian Baumann, Dafne Boggeri, Criptonite, Thirza Cuthand, Mîrkan Deniz, Feeltank Chicago, Ayoung Kim, Karin Michalski, Naomi Rincón Gallardo, Teatro da Vertigem), Mîrkan Deniz, Dreams Come True, Hichmoul Pilon Production und das Kollektiv anthropie, Clare Goodwin, Hemauer/Keller, Thomas Hirschhorn, Laura Arminda Kingsley, RELAX (chiarenza & hauser & co), Romy Rüegger (Wunschbibliothek/Wishful Library mit Beiträgen von Amal Alhaag, Mohamed Abdelkarim, Noor Abuarafeh, Jasmina Al-Qaisi, Cana Bilir-Meier, Lamin Fofana, Maria Guggenbichler, İpek Hamzaoğlu, Samia Henni, Suza Husse, Maria Iorio, Chantal Küng, Jasmina Metwaly, Miwa Negoro, Maria-Cecilia Quadri, Tina Reden, Kerstin Schroedinger zusammen mit Cannach MacBride, Pascal Schwaighofer, Emma Wolf-Haugh), Gregory Stauffer, Max Treier, Rolf Winnewisser

Öffentliche Führungen

Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Art as Connection: Mîrkan Deniz

Untitled (300 observations)

Mîrkan Deniz. Untitled (300 observations), 2021
300 Handzeichnungen, je 30 x 30 cm, Papier und Farbe

© Mîrkan Deniz

Art As Connection

23.10.2021 – 9.1.2022

In Reaktion auf die durch die Coronapandemie ausgelösten Erschütterungen gestaltet sich Art as Connection als eine experimentelle und offen angelegte Ausstellung. Sie reflektiert diese Ereignisse um Neues daraus entstehen zu lassen und gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen und thematisiert gleichzeitig unsere Verbundenheit.

Um verschiedene Blickwinkel auf diese ungewöhnliche Zeit zu eröffnen und der Unsicherheit mit Offenheit zu begegnen, entwickelte das kuratorische Team des Aargauer Kunsthauses die Ausstellung im engen, bewusst kollektiv angelegten Diskurs mit den eingeladenen Kunstschaffenden. In regelmässigen Zeitabständen stellen die Künstler*innen sich und ihr Werk im Fokus kurz vor.

Mîrkan Deniz

Mîrkan Deniz (*1990, staatenlos, lebt in Zürich) realisiert für die
Ausstellung zum ersten Mal eine umfangreiche Serie von Zeichnungen. Die 300
Handzeichnungen weisen eine minimalistische Form auf und setzen sich
lediglich aus schwarzen Linien und verschiedenfarbigen Flächen zusammen.
Deniz greift damit die Themen von Überwachung und nationalen Grenzziehungen
- die in der Pandemie plötzlich für alle relevant wurden - mithilfe einer
abstrakten Darstellung auf: Die Zeichnungen zeigen Militärposten, die in
den letzten Jahren entlang der Grenzen der Türkei zu Syrien, dem Irak, Iran
und Armenien gebaut wurden und sich mitten durch kurdisches Siedlungsgebiet
ziehen. Auf Google Maps sind die Posten aufgrund ihrer Architektur zu
erkennen. Deniz übernimmt diese reduzierte Darstellungsform und verweist
damit auch auf den subversiven Gebrauch neuer Bildgebungsverfahren.

Öffentliche Führungen

Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Art as Connection: Gregory Stauffer

Thursday is Danceday

Jeden Donnerstag 17.30 – 18.30 Uhr
28.10.21 bis 6.1.2022
 

Einmal pro Woche darf im Aargauer Kunsthaus getanzt werden! Gregory Stauffer verwandelt einen Ausstellungsraum in eine mit Clubbing Elementen ausgestatte Umgebung. Eine Einladung um sich in einem geschützten Raum zu bewegen, zu experimentieren, zu schwitzen und loszulassen. Gespielt wird jedes Mal ein anderer Musik-Mix, produziert von verschiedenen Musikschaffenden aus Aarau und Region.
Freier Eintritt

Gregory Stauffer. Thursday is Danceday, 2021
© Beth Dillon & Gregory Stauffer

Art As Connection

23.10.2021 – 9.1.2022

In Reaktion auf die durch die Coronapandemie ausgelösten Erschütterungen gestaltet sich Art as Connection als eine experimentelle und offen angelegte Ausstellung. Sie reflektiert diese Ereignisse um Neues daraus entstehen zu lassen und gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen und thematisiert gleichzeitig unsere Verbundenheit.

Um verschiedene Blickwinkel auf diese ungewöhnliche Zeit zu eröffnen und der Unsicherheit mit Offenheit zu begegnen, entwickelte das kuratorische Team des Aargauer Kunsthauses die Ausstellung im engen, bewusst kollektiv angelegten Diskurs mit den eingeladenen Kunstschaffenden. In regelmässigen Zeitabständen stellen die Künstler*innen sich und ihr Werk im Fokus kurz vor.

Künstler*innen

Mit: Sabian Baumann und Karin Michalski (An Unhappy Archive Part II mit Beiträgen von Paloma Ayala, Sabian Baumann, Dafne Boggeri, Criptonite, Thirza Cuthand, Mîrkan Deniz, Feeltank Chicago, Ayoung Kim, Karin Michalski, Naomi Rincón Gallardo, Teatro da Vertigem), Mîrkan Deniz, Dreams Come True, Hichmoul Pilon Production und das Kollektiv anthropie, Clare Goodwin, Hemauer/Keller, Thomas Hirschhorn, Laura Arminda Kingsley, RELAX (chiarenza & hauser & co), Romy Rüegger (Wunschbibliothek/Wishful Library mit Beiträgen von Amal Alhaag, Mohamed Abdelkarim, Noor Abuarafeh, Jasmina Al-Qaisi, Cana Bilir-Meier, Lamin Fofana, Maria Guggenbichler, İpek Hamzaoğlu, Samia Henni, Suza Husse, Maria Iorio, Chantal Küng, Jasmina Metwaly, Miwa Negoro, Maria-Cecilia Quadri, Tina Reden, Kerstin Schroedinger zusammen mit Cannach MacBride, Pascal Schwaighofer, Emma Wolf-Haugh), Gregory Stauffer, Max Treier, Rolf Winnewisser

Programm

28.10. DJ Ren
4.11. Shasam
11.11. Ephemeroptera
18.11. Geil Dave
25.11. Filú Filú
2.12. mireille minty
9.12. Montagnez
16.12. Gianni Panini
23.12. DJ Ramso
30.12. Pablo Color
6.1. DJ Garcia

Öffentliche Führungen
Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Art as Connection: Sabian Baumann

Signes et Sentiments

Sabian Baumann (*1962 in Zug, lebt in Zürich) zeigt die begehbare Installation Signes et Sentiments (2021). Aus ungebranntem Ton modellierte, lebensgrosse Hände hängen in zwei Haltungen von der Decke - ausgestreckt und zur Faust geballt. Durch die Positionierung sowie die Nähe oder Distanz der Hände entsteht eine Vielfalt von menschlichen Gesten. Die Arbeit thematisiert das komplexe Ausdrucks- und Aktivitätenspektrum der menschlichen Hand. Man könnte das Werk in Bezug auf die Pandemie sehen: Einerseits fehlten die alltäglichen Berührungen, andererseits gab es verschiedene politische Kundgebungen, wie z. B. die Black Lives Matter-Demonstrationen und den Frauenstreik, die gerade auch während der Pandemie die fortwährenden politischen Missstände in unserer Gesellschaft kollektiv thematisierten. Es wäre aber verfehlt, das Werk darauf zu reduzieren, denn Signes et Sentiments geht über diese Interpretation hinaus.

Sabian Baumann. Signes et Sentiments, 2021
© Sabian Baumann

Fotos: Sandra Pointet

Art As Connection

23.10.2021 – 9.1.2022

In Reaktion auf die durch die Coronapandemie ausgelösten Erschütterungen gestaltet sich Art as Connection als eine experimentelle und offen angelegte Ausstellung. Sie reflektiert diese Ereignisse um Neues daraus entstehen zu lassen und gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen und thematisiert gleichzeitig unsere Verbundenheit.

Um verschiedene Blickwinkel auf diese ungewöhnliche Zeit zu eröffnen und der Unsicherheit mit Offenheit zu begegnen, entwickelte das kuratorische Team des Aargauer Kunsthauses die Ausstellung im engen, bewusst kollektiv angelegten Diskurs mit den eingeladenen Kunstschaffenden. In regelmässigen Zeitabständen stellen die Künstler*innen sich und ihr Werk im Fokus kurz vor.

Sabian Baumann

Sabian Baumann wurde 1962 in Zug geboren und ist in Wettingen aufgewachsen. Seine künstlerische Tätigkeit nahm 1989 ihren Anfang und ist von bemerkenswerter Breite und Vielfalt: Es umfasst Zeichnungen ebenso wie Objekte, Videos, Installationen und kollaborative, transdisziplinäre Projekte mit Filmen, Aktionen und thematischen Veranstaltungen.

Seit 1995 entwickelte sich eine regelmässige Ausstellungstätigkeit, die erste Einzelausstellung im Aargauer Kunsthaus 1998 trug den Titel Dicke Hände. Er war hier auch in mehreren Gruppenausstellungen präsent – zuletzt 2019 in MASKE. In der Kunst der Gegenwart. Er leistet künstlerische Pionierarbeit in der Schweiz, indem er die Diskussion um Queerness, Diskriminierung und Systemkritik befruchtet und vorantreibt. 

Öffentliche Führungen

Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Art as Connection: Rolf Winnewisser

DIE KAMMER DER FRAGEN

Rolf Winnewissers (*1949 in Niedergösgen, lebt in Ennetbaden) Beitrag mit dem Titel KAMMER DER FRAGEN erkundet in einer raumgreifenden Installation das Gewebe der Antworten, das im künstlerischen Prozess entsteht, diesen trägt und fortschreiten lässt. Der in Luzern aufgewachsene und seit 1993 im Aargau lebende Künstler, der 1972 an der Documenta 5 in Kassel beteiligt und dem 2008 mit split horizon eine Einzelausstellung im Aargauer Kunsthaus gewidmet war, versteht sich als Medium sinnlicher und kognitiver Kräfte, die ihn durchlaufen. Seine Arbeit geht von Erschütterungen aus, die sich mit seinen Erfahrungen zwischen Vergangenem, Gegenwärtigem und Ahnungen verknüpfen. Das Gewebe der Installation verbindet bestehende und neue Arbeiten des Künstlers mit der Geschichte des Hauses, der aktuellen Ausstellung und der Frage nach der anthropologischen Aufgabe der Kunst. Zwei Führungen mit Carlo Sauter werden diese KAMMER DER FRAGEN durch gemeinsame Gespräche öffnen und zu erschliessen versuchen.

In einer Zine-Werkstatt werden während der Ausstellung, jeweils einmal pro Woche, Hefte - in Text und Bild – gedruckt, die sich um den Aspekt der Verknüpfung drehen, mit Beiträgen verschiedener Künstler*innen.

Rolf Winnewisser. DIE KAMMER DER FRAGEN, 2021
Alle Bilder © Rolf Winnewisser

Art As Connection

23.10.2021 – 9.1.2022

In Reaktion auf die durch die Coronapandemie ausgelösten Erschütterungen gestaltet sich Art as Connection als eine experimentelle und offen angelegte Ausstellung. Sie reflektiert diese Ereignisse um Neues daraus entstehen zu lassen und gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen und thematisiert gleichzeitig unsere Verbundenheit.

Um verschiedene Blickwinkel auf diese ungewöhnliche Zeit zu eröffnen und der Unsicherheit mit Offenheit zu begegnen, entwickelte das kuratorische Team des Aargauer Kunsthauses die Ausstellung im engen, bewusst kollektiv angelegten Diskurs mit den eingeladenen Kunstschaffenden. In regelmässigen Zeitabständen stellen die Künstler*innen sich und ihr Werk im Fokus kurz vor.

Künstler*innen

Mit: Sabian Baumann und Karin Michalski (An Unhappy Archive Part II mit Beiträgen von Paloma Ayala, Sabian Baumann, Dafne Boggeri, Criptonite, Thirza Cuthand, Mîrkan Deniz, Feeltank Chicago, Ayoung Kim, Karin Michalski, Naomi Rincón Gallardo, Teatro da Vertigem), Mîrkan Deniz, Dreams Come True, Hichmoul Pilon Production und das Kollektiv anthropie, Clare Goodwin, Hemauer/Keller, Thomas Hirschhorn, Laura Arminda Kingsley, RELAX (chiarenza & hauser & co), Romy Rüegger (Wunschbibliothek/Wishful Library mit Beiträgen von Amal Alhaag, Mohamed Abdelkarim, Noor Abuarafeh, Jasmina Al-Qaisi, Cana Bilir-Meier, Lamin Fofana, Maria Guggenbichler, İpek Hamzaoğlu, Samia Henni, Suza Husse, Maria Iorio, Chantal Küng, Jasmina Metwaly, Miwa Negoro, Maria-Cecilia Quadri, Tina Reden, Kerstin Schroedinger zusammen mit Cannach MacBride, Pascal Schwaighofer, Emma Wolf-Haugh), Gregory Stauffer, Max Treier, Rolf Winnewisser

Öffentliche Führungen

Samstags jeweils 15 Uhr
Sonntags jeweils 11 Uhr

Jeden letzten Donnerstag im Monat jeweils 18.30 Uhr

Weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender.

Juni 2021

Schweizer Skulptur seit 1945 – Ausstellungsaufbau


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Schweizer Skulptur seit 1945

Die umfassende Schau im Aargauer Kunsthaus widmet sich der Schweizer Skulptur von 1945 bis heute mit 230 Werken von 150 Kunstschaffenden aus allen Landesteilen, unter anderem von Hans Arp, Meret Oppenheim, Sylvie Fleury und Ugo Rondinone. Tradition, Avantgarde, Postmoderne: Die hier aufgerollte jüngere Kunstgeschichte der Schweiz zeichnet sich aus durch Innovation, Vielfalt und enge Verflechtungen mit der internationalen Kunstszene.

Unser Aufbau-Team hat innerhalb von einigen Tagen enorme Arbeit geleistet und 230 Werke ausgepackt, aufgebaut und platziert  – im Kunsthaus und auf dem Kunsthausdach bis in den hintersten Winkel des angrenzenden Rathausgarten wurde an der Ausstellung gearbeitet. Einen Eindruck des aufwändigen Aufbaus vermitteln die beiden Zeitraffer- und Drohnen-Videos.

Wir danken an allen Beteiligten für den grossen Einsatz!

Werkangaben Drohnenflug

Schweizer Skulptur seit 1945 – Drohnenflug


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Schweizer Skulptur seit 1945. Aargauer Kunsthaus, 12.06.21 – 26.09.21 ((Trailer kurz)


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Aargauer Kunsthaus | Schweizer Skulptur seit 1945


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Weitere Beiträge zur Ausstellung Schweizer Skulptur seit 1945 finden Sie auf 3Sat und SRF.

Künstlerinnen und Künstler in der Ausstellung

Selim Abdullah (*1950); Eva Aeppli (1925-2015); Maia Aeschbach (1928-2015); Hans Aeschbacher (1906-1980); Jürg Altherr (1944-2018); John M. Armleder (*1948); JeanArp (1886-1966); Theodor Bally (1896-1975); Otto Charles Bänninger (1897-1973); Vincenzo Baviera (*1945); Paolo Bellini (*1941); Raffael Benazzi (*1933); Ueli Berger (1937-2008); Daniel Berset (*1953); Max Bill (1908-1994); Vanessa Billy (*1978); Rudolf Blättler (*1941); Walter Bodmer (1903–1973); Rolf Brem (1926-2014); Serge Brignoni (1903-2002); Carl Bucher (1935-2015); Heidi Bucher (1926-1993); Gianfredo Camesi (*1940); Valentin Carron (*1977); Davide Cascio (*1976); Julian Charrière (*1987); Claudia Comte (*1983); Louis Conne (1905-2004); Carlo Cotti (1903-1980); Liliane Csuka (*1935); Arnold D'Altri (1904-1980); Trudi Demut (1927-2000); Martin Disler (1949-1996); Herbert Distel (*1942); Angel Duarte (1930-2007); Marcel Dupertuis (*1941); Latifa Echakhch (*1974); Franz Eggenschwiler (1930-2000); Anton Egloff (*1933); Olivier Estoppey (*1951); Urs Fischer (*1973); Peter Fischli & David Weiss (*1952/1946-2012); Sylvie Fleury (*1961); Annemie Fontana (1925-2002); Corsin Fontana (*1944); Urs Frei (*1958); Gunter Frentzel (1935-2017); Karl Geiser (1898-1957); Giovanni Genucchi (1904-1979); Charlotte Germann-Jahn (1921-1988); Alberto Giacometti (1901-1966); H.R. Giger (1940-2014); Christian Gonzenbach (*1975); Stefan Gritsch (*1951); Michael Grossert (1927-2014);Mariann Grunder (1926-2016); Fabrice Gygi (*1965); Peter Hächler (1922-1999); Eric Hattan (*1955); Barbara Heé (*1957); Christian Herdeg (*1942); Thomas Hirschhorn (*1957); Gottfried Honegger (1917-2016); Daniel Robert Hunziker (*1965); Schang Hutter (*1934); Leiko Ikemura (*1951); Hans Josephsohn (1920-2012); Zoltán Kemény (1907-1965); Frantiček Klossner (*1960); Isabelle Krieg (*1971); Friedrich Kuhn (1926-1972); James Licini (*1937); Walter Linck (1903-1975); Bernhard Luginbühl (1929-2011); Ingeborg Lüscher (*1936); Urs Lüthi (*1947); Andres Lutz & Anders Guggisberg (*1968/*1966); Christian Marclay (*1955);

Künstlerinnen und Künstler (Fortsetzung)

Rémy Markowitsch (*1957); Nicole Martin-Lachat (1919-2010); Sara Masüger (*1978); Silvio Mattioli (1929-2011); Jean Mauboulès (*1943); Christian Megert (*1936); Charles de Montaigu (*1946); Wilfrid Moser (1914-1997); Josef Felix Müller (*1955); Otto Müller (1905-1993); Robert Müller (1920-2003); Shahryar Nashat (*1975); Yves Netzhammer (*1970); Edit Oderbolz (*1966); Josef Maria Odermatt (1934-2011); Marianne Olsen (1924-2011); Meret Oppenheim (1913-1985); Flavio Paolucci (*1934); Erica Pedretti (*1930); Mai-Thu Perret (*1976); Carmen Perrin (*1953); Fred Perrin (*1932); Guillaume Pilet (*1984); Antoine Poncet (*1928); Gilles Porret (*1962); Václav Pozárek (*1940); Henri Presset (1928-2013); Jakob Johann Probst (1880-1966); Markus Raetz (1941–2020); Augustin Rebetez (*1986); Peter Regli (*1959); Erwin Rehmann (1921-2020); Delphine Reist (*1970); Germaine Richier (1902-1959); Heiner Richner (*1944); Pipilotti Rist (*1962); Ugo Rondinone (*1964); Remo Rossi (1909–1982); Dieter Roth (1930-1998); Christian Rothacher (1944-2007); Nelly Rudin (1928-2013); Christoph Rütimann (*1955); Marguerite Saegesser (1922-2011); Niki de Saint Phalle (1930-2002); Katharina Sallenbach (1920-2013); Lucie Schenker (*1943); Klaudia Schifferle (*1955); Georges Schneider (1919–2010); Pierino Selmoni (1927-2017); Albert Siegenthaler (1938-1984); Roman Signer (*1938); Kurt Sigrist (*1943); Matias Spescha (1925-2008); Daniel Spoerri (*1930); Anselm Stalder (*1956); Emilio Stanzani (1906-1977); Jürg Stäuble (*1948); Doris Stauffer (1934-2017); Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger(*1967/*1964); Rosa Studer-Koch (1907-1991); Hugo Suter (1943-2013); André Thomkins (1930-1985); Jean Tinguely (1925-1991); Ben Vautier (*1935); Not Vital (*1948); Isabelle Waldberg (1911-1990); Aldo Walker (1938-2000); Hugo Weber (1918-1971); Thea Weltner (1917-2001); Gillian White (*1939); Oscar Wiggli (1927-2016); Eva Wipf (1929-1978); Andrea Wolfensberger (*1961); René Zäch (*1946); Rémy Zaugg (1943-2005); Beat Zoderer (*1955); Pierre-Alain Zuber (*1950)

Kuratorinnenführung

Donnerstag 1.7. 11 – 12 Uhr
Samstag 17.7. 14 – 15 Uhr
Samstag 14.8. 14 – 15 Uhr

Sonntag, 26.9. 13 – 14 Uhr

Gastkurator Peter Fischer (alle Daten) und Ko-Kuratorin Anouchka Panchard (1.7. und 26.9.)  führen durch die von ihnen kuratierte Ausstellung im Aargauer Kunsthaus Schweizer Skulptur seit 1945.

Öffentliche Führungen
Sonntags jeweils 11 Uhr
Donnerstags jeweils 18.30 Uhr

Mit Brigitte Haas und Astrid Näff, Kunsthistorikerinnen

Anzahl Teilnehmende beschränkt.
Anmeldung: anlaesse.kunsthaus@ag.ch

Online-Preview im Virtual Cultural House Credit Suisse
Registrieren Sie sich unter Credit Suisse AG | (credit-suisse.com), um die Wiederholung der Online Preview im Virtual Cultural House Credit Suisse des Hauptsponsors der Ausstellung zu sehen.
 

 

Buchvernissage

Donnerstag 19.8.
18 – 20.30 Uhr

Publikation
Zur Ausstellung erscheint Mitte August eine Publikation, in der das weite Themenfeld der Skulptur in der Schweiz abgesteckt wird. In Essays werfen renommierte Autorinnen und Autoren Schlaglichter auf kunstgeografische und kunsthistorische Aspekte. Ausserdem untersuchen sie die Produktionsbedingungen und die spezifische Rezeptionsästhetik der Skulptur. Bereichert wird die Publikation durch ein sorgfältiges Abbildungskonzept.

Schweizer Skulptur seit 1945
Hrsg. von Peter Fischer und dem Aargauer Kunsthaus
Mit Texten von Marianne Burki, Christoph Doswald, Peter Fischer, Franz Müller, Anouchka Panchard, Peter Schneemann, Simone Soldini, Walter Tschopp
Fotografie: Philipp Hitz
Köln, Snoeck Verlag 2021
360 Seiten, deutsch / französisch
CHF 49.– / CHF 42.– für Mitglieder des Aargauischen Kunstvereins
(Zusätzliche Versandkosten werden pro Bestellung verrechnet.)

Der Katalog kann hier vorbestellt werden.

 

April 2021

Emma Kunz im Aargauer Kunsthaus - damals und heute

Vor fast 50 Jahren wurde das künstlerische Schaffen von Emma Kunz erstmals in einem Museum ausgestellt und sorgte in der ganzen Schweiz für Furore. Jetzt zeigt das Aargauer Kunsthaus mit Kosmos Emma Kunz. Eine Visionärin im Dialog mit zeitgenössischer Kunst abermals eine umfassende Schau mit der Aargauer Künstlerin, Visionärin und Heilerin.  Es ist eine Art Retrospektive, die aktueller nicht sein könnte. Das beweisen die vierzehn Positionen von zeitgenössischen Kunstschaffenden, die sich in ihrem Schaffen mit der Kunst und der Person Emma Kunz oder verwandten Themen auseinandersetzen und in der Ausstellung ihren Werken gegenübergestellt werden.

Die Arbeit von Emma Kunz bildet das konzeptuelle Zentrum der Gruppenausstellung. Mit ausgewählten Zeichnungen, deren Existenz zum Teil bis vor kurzem unbekannt war, wird das bildnerische Werk von Emma Kunz vervollständigt. Die Analyse und Auswertung von unbearbeitetem Quellenmaterial erlauben zudem, das vorherrschende Bild der Künstlerin, um die sich viele Mythen ranken, differenzierter zu betrachten. Die Kuratorin Yasmin Afschar hat Interviews mit Zeitzeuginnen und -zeugen, fotografisches Nachlassmaterial, Presseberichte und historisches Filmmaterial aufgearbeitet. Diese zeigen auf, wie sich die Aufnahme und Resonanz von Kunz' Werken in der Kunstwelt seit ihrer ersten öffentlichen Präsentation 1973 verändert hat. Yasmin Afschar geht in ihrem Essay in der Ausstellungspublikation vertieft auf diese Thematik ein.

Der Fall Emma Kunz

Wie kann man sich die Ausstellung von 1973 mit dem Titel Der Fall Emma Kunz überhaupt vorstellen? Es war von "sensationeller Entdeckung im Aargauer Kunsthaus" (Aargauer Zeitung) die Rede, eine "eigenartige Neuentdeckung" (Aargauer Tagblatt), "beeindruckend und fragwürdig" (Frankfurter Allgemeine Zeitung) zugleich. Fast neunzig Werke von Emma Kunz wurden zehn Jahre nach ihrem Tod im Aargauer Kunsthaus gezeigt. Der damalige Direktor des Aargauer Kunsthauses, Heiny Widmer, hatte die Ausstellung Der Fall Emma Kunz zusammengestellt. Er war fasziniert von der Vielfältigkeit und Universalität der Pendelzeichnungen dieser bisher wenig beachteten Forscherin, Naturheilerin und Künstlerin. Widmer erkannte, dass das Werk von Kunz nach einem neuen Kunstverständnis verlangte. So soll Emma Kunz selbst postuliert haben: "Mein Bildwerk ist für das 21. Jahrhundert bestimmt". Verständlich also, dass 1973 das Wort "geheimnisvoll" (St. Galler Tagblatt) sehr oft in den Zeitungen und Zeitschriften stand, welche über die Ausstellung berichteten. War das Publikum noch nicht bereit für Emma Kunz als Künstlerin?

Naive Esoterikerin oder willkommene Randerscheinung?

Die Kluft zwischen Lobgesang dieser Neuentdeckung, die "alle Funktionen der Kunst erfüllt" (Frankfurter Allgemeine Zeitung), und Kritik an dieser "Randerscheinung" (Luzerner Tagblatt) war in der Berichterstattung kaum zu übersehen. Damalige Presseberichte fokussierten sich fast ausschliesslich auf die Person Emma Kunz. Eckpunkte aus ihrer Biografie als Naturheilerin und Forscherin wurden als Beweis genommen, ihrer Arbeit einen künstlerischen Wert abzuerkennen. Die klassische Kunstkritik erkannte jedoch durchaus einen formalen Kunstanspruch in Kunz' Werk, doch wurde ihre freie und naturnahe Lebensform und die tatsächliche Funktion der Zeichnungen – als Heilhilfe – gegen sie verwendet. "Emma Kunz suchte ja ganz andere Gesetzmässigkeiten als ästhetische." (St. Galler Tagblatt) "In der nach allen Richtungen hin ver- und abgesicherten Wohlstandsgesellschaft sind Naive, Mystische, Wunderheiler und Esoteriker [eine] willkommene Randerscheinung abseits der Norm" aber "man bleibt kalt, ablehnend oder zumindest unsicher" (Luzerner Tagblatt) gegenüber dem Schaffen von Emma Kunz.

Sind wir denn jetzt bereit für Emma Kunz? Hat sich das "Geheimnis" um die Künstlerin und Heilerin 48 Jahre später gelüftet? Das ganzheitliche Denken und die Frage nach dem Unsichtbaren, haben in der Gegenwartskunst Konjunktur. Kunst und Wissenschaft nähern sich einander immer stärker an. Das menschzentrierte Weltbild, das im westlichen Denken vorherrscht, zeigt sich gerade als überholt und die Beschäftigung mit Naturkräften als eine von möglichen neuen Perspektiven. Als Annäherungen zu den ominösen Linienzeichnungen von Emma Kunz bieten sich die vierzehn zeitgenössischen Positionen der Kunstschaffenden an. Und es ist nur passend, dass die Antworten auf die immer noch rätselhaften Werke Kunz' in der gleichen Sprache gezeigt werden, die sie ausgelöst haben – mit Mitteln der Kunst.  Emma Kunz fasziniert und beschäftigt Kunstschaffende damals genauso wie heute – das Resultat ist nun im Aargauer Kunsthaus zu sehen.

Kunst heilt. Kunst hilft, Kunst schützt. Kunst stärkt. Kunst widersteht. – Vortrag von Thomas Hirschhorn

Mittwoch, 14.4. 18.30
(Live-Streaming)

Thomas Hirschhorn ist ein Bewunderer von Emma Kunz. In seinem Vortrag spricht der Künstler anhand seiner Ausstellung "Superficial Engagement" (2005) über Emma Kunz und wie er der Behauptung "Kunst heilt." Form gibt.

 

Lauryn Youden. Performance in der Emma Kunz Grotte
Samstag, 8.5. ab 16 Uhr

Lauryn Youden bringt mit einer neuen Komposition für Klangschalen die Emma Kunz Grotte in Würenlos zum Klingen (18 Uhr). Davor Spezialführung durch die Ausstellung (16 Uhr).

Emma Kunz heute – Spezialprogramm zur Finissage

Samstag, 22.5.

Ein Tag ganz im Zeichen von Emma Kunz’ Aktualität in der zeitgenössischen Kunst – mit Performances, Ausstellungsrundgängen mit den Kunstschaffenden und einer Podiumsdiskussion mit den wichtigsten Expertinnen und Experten.

Kosmos Emma Kunz – Katalog mit Essay von Yasmin Afschar

Dem Beitrag der Kuratorin Yasmin Afschar zur Rezeptionsgeschichte von Emma Kunz Schaffen in der Ausstellungspublikation liegen umfassende Recherchen zugrunde: Erstmals wurden Quellen wie Interviews mit Zeitzeugen, fotografisches Nachlassmaterial, Presseberichte, unbekannte Fotografien und historisches Filmmaterial ausgewertet, um zu analysieren, wie sich die Aufnahme und Resonanz von Kunz’ Werken seit ihrer ersten öffentlichen Präsentation im Aargauer Kunsthaus 1973 verändert hat.

Kosmos Emma Kunz (Katalog)
Eine Visionärin im Dialog mit zeitgenössischer Kunst
2021
Beiträge: Yasmin Afschar, Elise Lammer, Lars Bang Larsen, Ingo Niermann, Marco Pasi, Julia Voss u.a.
Herausgegeben von: Yasmin Afschar, Aargauer Kunsthaus, Aarau
Verlag: Scheidegger & Spiess, Zürich

Im Webshop bestellen

Einblick in die Ausstellung

Emma Kunz fasziniert – heute mehr als je zuvor. Am selben Ort, an dem ihr Werk 1973 für die Kunst entdeckt wurde, wird das Schaffen der Aargauer Forscherin, Naturheilerin und Künstlerin Positionen der zeitgenössischen Kunst gegenübergestellt. Aber wer war Emma Kunz und warum lohnt es sich gerade heute ihr Schaffen im Kontext zeitgenössischer Kunst zu betrachten? Der Dialog mit jüngst entstandenen Arbeiten von vierzehn zeitgenössischen Positionen zeigt neue und unbekannte Facetten eines Schaffens, das in einer Zeit, in der althergebrachte Kategorien kritisch hinterfragt werden müssen, grosse Aktualität aufweist. Yasmin Afschar, die Kuratorin der Ausstellung Kosmos Emma Kunz, gibt im Video Einblicke in das Schaffen von Emma Kunz einschliesslich bisher noch nie gezeigter Werke und präsentiert ausgewählte zeitgenössische Positionen internationaler Kunstschaffender.

Die Ausstellung Kosmos Emma Kunz ist noch bis zum 24. Mai 2021 im Aargauer Kunsthaus zu sehen.

Februar 2021

Auswahl 2020 – Rundgang mit Direktorin Katharina Ammann


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Auswahl 20. Aargauer Künstlerinnen und Künstler

In Zusammenarbeit mit dem Aargauer Kuratorium entstand zum Jahresende die Ausstellung Auswahl 20. Aargauer Künstlerinnen und Künstler. Die traditionelle Schau bietet sowohl Neuentdeckungen wie auch bekanntere Positionen, die gemeinsam einen thematisch wie formal vielfältigen Überblick des aktuellen Kunstschaffens der Region zeigen.

Für die Auswahl bewerben sich Künstlerinnen und Künstler, die den Wohnsitz im Kanton Aargau haben oder in besonderer Weise mit dem Kulturleben des Kantons verbunden sind.

Aus rund 170 Eingaben von Kunstschaffenden wurden von zwei unabhängigen Jurys – eine des Aargauer Kuratorium und eine des Aargauer Kunsthauses – 51 Positionen ausgewählt.

Die Ausstellung musste kurz vor Weihnachten viel zu früh schliessen und konnte nicht mehr wieder eröffnet werden. Begleiten Sie deshalb Dr. Katharina Ammann, Direktorin und Kuratorin der Auswahl 20, im Videorundgang, bei dem sie exemplarisch nochmals einige ausgewählte Werke vorstellt, um so einen Einblick in die Aargauer Kunst zu ermöglichen.

Auswahl 20: Werk- und Förderpreise

Auswahl 20. Credit Suisse Förderpreis für Lea Schaffner


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Das Aargauer Kuratorium verleiht jedes Jahr anlässlich der Auswahl die Werk- und Förderbeiträge im Bereich Bildende Kunst. Im selben Rahmen findet auch die Übergabe des Förderpreises der Credit Suisse statt.

Der Credit Suisse Förderpreis ging dieses Jahr an die Aargauer Künstlerin Lea Schaffner. Roberto Belci, Leiter Region Aargau der Credit Suisse (Schweiz) AG, und Dr. Katharina Ammann, Direktorin des Aargauer Kunsthauses, übergaben den Preis an Lea Schaffner direkt vor ihrem ausgestellten Kunstwerk Blooming Bloody Spider.

Eine neue Webseite ehrt alle durch das Aargauer Kuratorium 2020 geförderten Künstler und Künstlerinnen digital. Darunter sind auch die Kunstschaffenden, die Werk- und Förderpreise erhalten haben und in der Ausstellung Auswahl 20 im Aargauer Kunsthaus zu sehen waren.

Werkangaben: Lea Schaffner, Blooming Bloody Spider, 2020 5-Kanal Audio-Installation, 3'34", Stereo, Loop Video, Full HD, 16:9, Loop, Farbe/Ton, 1'02", 8 UV Röhren, Masse variabel

Auswahl 20: Digitale Vermittlung

Digitale Werkbetrachtung: Max Matter, «In Verläufen (an inside)», 2019-2020


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Unsere Vermittlerinnen und Vermittler haben während der Auswahl 20 zahlreiche digitale Werkbetrachtungen produziert, die dazu einladen sich genauer mit den ausgestellten Werken auseinanderzusetzen. Silja Burch, Leiterin Vermittlung & Anlässe, erklärt im Video, wie der Künstler Max Matter sein ebenso grossformatiges wie ephemeres Werk in der Auswahl 20 kreierte. Weitere Beispiele sind die Bildserie der Künstlerin Barbara Müller, die Installation I Have Found My Dream Home von Tobias Maurer oder die Werkgruppe von Elena Tamburini.

Werkangaben: Max Matter, In Verläufen (an inside), 2019-2020
Farbtinkturen auf Japanpapier, 400cm x 800cm

In der Serie «Workshop live zu Hause» werden inspiriert von der Farb- und Formenwelten der Ausstellung Techniken und Ideen vermittelt, die man auf der eigenen Leinwand zu Hause ausprobieren kann.

Auswahl 20: Kugeln gipsen

Workshop live zu Hause:
Kugeln gipsen

Die Vermittlerin Laura Kingsley stellt eine Gipsform her, so wie es die Künstlerin Laura Mietrup für die farbigen Kugeln in ihrer Installation aus Gips getan hat. Nach dem Giessen hat die Künstlerin die Kugeln mit Acryl bemalt.

Auswahl 20: Pigmente mischen

Workshop live zu Hause:
Pigmente mischen

Inspiriert von der Malerei der Künstlerin Dominique Lämmli stellt Fachspezialistin Vermittlung Sibilla Caflisch Farben aus Pigmenten her.

Workshop live zu Hause – Playlist

Workshop live zu Hause:
Video-Playlist

Auf Youtube finden Sie noch weitere Video-Anleitungen für unsere Serie «Workshop live zu Hause».

Weitere Infos zu tollen Vermittlungsangeboten sind hier ersichtlich.

Die Künstlerinnen und Künstler der Auswahl 20

Georg Aerni, Angela Anzi, Silvia Bächli, Valérie Balmer, Annette Barcelo, Leonie Brandner, Christoph Brünggel, Fabienne Ehrler, Noemi Eichenberger, Cédric Eisenring, Tom Fellner & René Fahrni, Philippe Fretz, Eva Maria Gisler, Viviana González Méndez, Otto Grimm, Mireille Gros, Marianne Halter & Mario Marchisella, Eric Hattan, Nadia Hauri, Valentin Hauri, Tom Karrer, Dominique Lämmli, Max Matter, Tobias Maurer, Bettina Maurer, Laura Mietrup, Thomas Moor, Barbara Müller, Roberta Müller, Irene Naef, Dominic Neuwirth, Sadhyo Niederberger, Susanna Perin, Levent Pinarci, Lea Schaffner, Lorenz Olivier Schmid, Roman Sonderegger, Jürg Stäuble, Mette Stausland, Gabriel Studerus & Julia Geröcs, Paul Takács, Elena Tamburini, Max Treier, Gianluca Trifilò, Sabine Trüb, Stefan Tschumi, Andrea Vera Wenger, Rolf Winnewisser, Roger Wirz & Thomas Hüsler, Beat Zoderer

Auswahl 20

Die Auswahl 20. Aargauer Künstlerinnen und Künstler war vom 14. November 2020 bis zum 19. Dezember 2020 im Aargauer Kunsthaus zu sehen.

Künstlergespräch

Donnerstag 10.12.
18.30 –19.30 Uhr

Jodok Wehrlis (*1994) Schaffen dreht sich häufig um die absurde Logik in alltäglichen Situationen des gesellschaftlichen Lebens. Die für den Ausstellungsraum im Aargauer Kunsthaus neu konzipierte Arbeit A pretty shitty Poem (2020) ist eine weiterführende Auseinandersetzung des Künstlers mit der Reproduzierbarkeit von Ideen, Emotionen und Assoziationen. Im Gespräch mit Sabrina Negroni, kuratorische Assistenz, gibt Jodok Wehrli Einblick in seine Arbeit.

Anzahl Teilnehmende beschränkt.
Anmeldung: anlaesse.kunsthaus@ag.ch

Social Media
Auf unseren Social Media Kanäle können Sie weitere Videos finden und spannende Einblicke in die Auswahl 20 und andere Ausstellungen erhalten.

Instagram: @aargauerkunsthaus
Facebook: @aargauerkunsthaus.ch

Dezember 2020

Improvisation von Robert Lippok zum Film «Towards No Earthly Pole» von Julian Charrière


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Improvisation von Robert Lippok zum Film Towards No Earthly Pole von Julian Charrière

Mit der Einzelausstellung Towards No Earthly Pole präsentiert das Aargauer Kunsthaus das Schaffen des Westschweizer Künstlers Julian Charrière (noch bis 3.1.2021). Dafür reiste er zu einigen der unwirtlichsten Gegenden unseres Planeten: in die Antarktis, nach Grönland und Island, aber auch in aussergewöhnliche heimische Topografien wie auf den Rhone- und Aletschgletscher oder den Mont Blanc. Die titelgebende monumentale Filmprojektion lässt das Publikum in faszinierende Eislandschaften eintauchen und versetzt es mitten in eine entrückte, menschenleere Gegend. Die Aufnahmen gewinnen dank der einzigartigen Soundkulisse zusätzlich an Intensität. Die Geräusche folgen dem akustischen Design des Musikers und Komponisten Robert Lippok und des Klangdesigners Felix Deufel und lassen das Publikum in die atmosphärischen Bilder eintauchen.

Anstelle der Live-Soundperformance, die im Aargauer Kunsthaus als Uraufführung hätte stattfinden sollen, hat Robert Lippok gemeinsam mit Felix Deufel eine digitale Kostprobe der Performance aufgenommen. Das Aargauer Kunsthaus hat sich mit Julian Charrière, Robert Lippok und Felix Deufel über die Tonspur und die Performance unterhalten.

Aargauer Kunsthaus: Julian Charrière, der Soundkulisse für deinen neuen Film Towards No Earthly Pole (2019) kommt eine besondere Bedeutung zu. In der Ausstellung betreten die Besucherinnen und Besucher einen komplett abgedunkelten Raum, auf einem leicht unebenen, mit Kies und Bitumen bedeckten Raum. Aus den 14 Lautsprechern sind wummernde Beats, ein Rauschen oder Tropfen zu hören. Ihre Lautstärke verändert sich zusammen mit dem Film. Dadurch sprichst du das Publikum auf mehreren Sinnesebenen an. Wie kam es dazu?

Julian Charrière: Bei dem ganzen Projekt geht es mir insbesondere um unsere Vorstellungskraft, genauer, wie aus Bildern ganze Welten aufgebaut werden können, die nur in unserem eigenen Kopf existieren. Solche imaginären Landschaften sind das Resultat einer komplexen Zusammenstellung von Bildern. Sie schweben im Raum einer sogenannten visuellen Kultur.

Diese Welten basieren aber nicht alleine auf Bildern. Das Gehör spielt in der Komposition eines phantasmagorischen Raumes eine ebenso wichtige Rolle. Wenn man in sich geht und sich etwas vorstellt, ergibt sich für manche vielleicht zunächst ein Bild, für andere zuerst ein Klang. Aber erst die Kombination von beidem ist der Schlüssel dazu, um ein “realeres” Gefühl zu entwickeln. Fiktionen werden nur als "Realität" wahrgenommen, wenn sie mehr als einen Sinn ansprechen. Darum funktioniert die Klangkulisse bei dieser Videoinstallation als verbindendes Element zu den Bildern. Der Klang vermittelt das Gefühl einer Kontinuität und hilft den Betrachtenden, sich innerhalb dieser surrealen Eistopografie zu verorten. Auch die spezielle Gestaltung des Bodens hilft bei der Wahrnehmung seiner eigenen Präsenz im dunklen Raum.


Aargauer Kunsthaus: Im Gegensatz zu Julian und Felix Deufel, warst du Robert, auf den Expeditionen in der Arktis und auf den Schweizer Gletschern nicht mit dabei. Wie hast du dich diesen spezifischen Eisgeräuschen angenähert? Wie bist du bei der Gestaltung des Sounds vorgegangen? Der Sound setzt sich ja zusammen aus tatsächlich vor Ort aufgenommenen und künstlich erzeugten Klängen – wie habt ihr das zusammengebracht?

Robert Lippok: Die Auseinandersetzung geschah über Gespräche mit Julian und Johannes Förster und über eigene Recherchen. Abgesehen von der akuten Klimakrise sind Gletscher faszinierende Gebilde, die komplexen physikalischen Prozessen unterliegen, Akkumulation, Metamorphose, Ablation und Sublimation sind nur einige Begriffe. Der Phasenübergang beschreibt die Umwandlung eines Stoffes – in unserem Fall Wasser – in einen anderen Aggregatzustand, von fest zu flüssig zum Beispiel. Unter einem Mikroskop lässt sich dieser Vorgang sehr schön beobachten, Eiskristalle verlieren nach und nach ihre Struktur und lösen sich auf. Mit Mitteln der elektronischen Klangverarbeitung habe ich Übersetzungen dieser Vorgänge erstellt und sie zu Kompositionen zusammengeführt.

Das Expeditionsteam hatte mir ausserdem Aufnahmen, die während der Reise gemacht wurden, zur Verfügung gestellt. Sie sind sehr detailreich und besitzen eine hohe Räumlichkeit und Plastizität. Aus diesen Elementen entstand durch Montage und Schichtung der Soundtrack.

Aargauer Kunsthaus: Geplant gewesen wäre eine Live-Soundperformance im Ausstellungsraum des Films im Aargauer Kunsthaus. Ihr hättet vor Ort eine neue Tonspur zur spielfilmlangen Projektion aufgeführt – diese musste leider aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Dafür bietet ihr nun digital einen Einblick in euer Schaffen. Was hören und sehen wir da?

Robert Lippok: Die Idee war, Towards No Earthly Pole ganz neu zu vertonen und die Komposition dynamisch im Ausstellungsraum über das Lautsprechersystem zu verteilen. Felix Deufel und ich hatten vor über mehrere Stunden, mit Perkussionsinstrumenten, modularen Synthesizern, Feldaufnahmen und Effektgeräten den Film live zu interpretieren, um die Besucherinnen und Besucher in einen sich stets verändernden Klangteppich zu führen.

Im Videomitschnitt sehen wir einen kurzen Ausschnitt der geplanten Performance. Die Aufnahme entstand auf der leeren Probebühne des Gorki Theaters in Berlin. Ich wollte unbedingt über ein grosses Soundsystem spielen und nicht, wie zurzeit notgedrungen üblich, zuhause oder in einem Studio. So nutzte ich den späten Abend nach einer Probe, installierte mein Equipment, stellte die Kamera auf und improvisierte zum Film. Towards No Earthly Pole sehen wir im originalen Bildformat. Felix hat die Tonspuren mit einem Verfahren für dreidimensionale Audiowiedergabe für Kopfhörer (binaural) gemischt, um auch in der Online Version einen Eindruck des geplanten Klangerlebnis vermitteln zu können.

Robert Lippok

ist Musiker und Komponist und bekannt für seine elektroakustischen, minimalistischen Kompositionen. In den vergangenen Jahren entstanden zahlreiche Kollaborationen mit Kunstschaffenden, Choreographinnen und Choreographen.

 

 

Felix Deufel

ist Klangkünstler und Toningenieur, spezialisiert im Bereich 3D Audioaufnahme, Produktion und System Design. Neben seinen künstlerischen Installationen und Kompositionen ist er Gründungsmitglied des Zentrum für immersive Medienkunst, Musik und Technologie in Leipzig und Gründer der Not a Number GmbH.

Julian Charrière

ist ein westschweizerischer Künstler (*1987 in Morges) mit Sitz in Berlin, dessen Werk eine Brücke zwischen den Bereichen Umweltwissenschaften und Kulturgeschichte schlägt.

Julian Charrière, Towards No Earthly Pole, 2019

4K-Farbfilm, 32:9, 14.2, Ambisonic Klanglandschaft, 104'30"

DIRECTION
Johannes Förster

SOUND COMPOSITION AND SOUND DESIGN
Robert Lippok, Felix Deufel

EXPEDITION CREW
Serena Acksel, Anders Berthelsen, Per Jacob Blut, Matt Cianfrani, Till Egen, Constantin Engelmann, Johannes Förster, Philipp Lee Heidrich, Carl Kemper, Roman Kolbert, Juaannguaq Reimer

POST PRODUCTION
Yasmin Balai, Julian Brinkmann, Omer Ben David, Felix Deufel, Johannes Förster, Tom Freeman, Karim Arnold Fuad, Finn Jager, Christian Kaupert, Julian Link, Robert Lippok, Neil Reynolds, Andre Roboredo, Matthias Schiemann, Jan Schoningh, Dragan Vujnic

Courtesy the artist, DITTRICH & SCHLECHTRIEM, Berlin, Galerie Tschudi, Zuoz, Sies+Höke, Düsseldorf, Sean Kelly Gallery, New York

November 2020

Entdecken Sie das aktuelle Kunstschaffen im Aargau

Zum Ausklang des Jahres gibt es im Aargauer Kunsthaus die Möglichkeit, das aktuelle Kunstschaffen der Region in seiner Fülle von Ausprägungen zu entdecken. Die Auswahl 20 ist die traditionelle Jahresausstellung der Aargauer Künstlerinnen und Künstler und wird vom Aargauer Kuratorium und dem Aargauer Kunsthaus gemeinsam realisiert.

Für das Ausstellungsformat der Auswahl bewerben sich jeweils Künstlerinnen und Künstler, die den Wohnsitz im Kanton Aargau haben oder in besonderer Weise mit dem Kulturleben des Kantons verbunden sind.

 

Von den 170 eingereichten Dossiers haben die Jurys des Aargauer Kunsthauses und des Aargauer Kuratoriums unabhängig voneinander 50 Kunstschaffende eingeladen, ihre Werke in den Räumen des Unter- und Obergeschosses des Aargauer Kunsthauses zu präsentieren.

Folgen Sie unseren Social Media Kanälen (Facebook und Instagram), um über die Veranstaltungen zur Auswahl 20 auf dem Laufenden zu bleiben.

Die Künstlerinnen und Künstler der Auswahl 20

Georg Aerni, Angela Anzi, Silvia Bächli, Valérie Balmer, Annette Barcelo, Leonie Brandner, Christoph Brünggel, Fabienne Ehrler, Noemi Eichenberger, Cédric Eisenring, Tom Fellner & René Fahrni, Philippe Fretz, Eva Maria Gisler, Viviana González Méndez, Otto Grimm, Mireille Gros, Eric Hattan, Nadia Hauri, Valentin Hauri, Tom Karrer, Dominique Lämmli, Marianne Halter & Mario Marchisella , Max Matter, Tobias Maurer, Bettina Maurer, Laura Mietrup, Thomas Moor, Barbara Müller, Roberta Müller, Irene Naef, Dominic Neuwirth, Sadhyo Niederberger, Susanna Perin, Levent Pinarci, Lea Schaffner, Lorenz Olivier Schmid, Roman Sonderegger, Jürg Stäuble, Mette Stausland, Gabriel Studerus & Julia Geröcs, Paul Takács, Elena Tamburini, Max Treier, Gianluca Trifilò, Sabine Trüb, Stefan Tschumi, Andrea Vera Wenger, Rolf Winnewisser, Roger Wirz & Thomas Hüsler, Beat Zoderer

Künstlergespräch

Donnerstag 10.12.
18.30 –19.30 Uhr

Jodok Wehrlis (*1994) Schaffen dreht sich häufig um die absurde Logik in alltäglichen Situationen des gesellschaftlichen Lebens. Die für den Ausstellungsraum im Aargauer Kunsthaus neu konzipierte Arbeit A pretty shitty Poem (2020) ist eine weiterführende Auseinandersetzung des Künstlers mit der Reproduzierbarkeit von Ideen, Emotionen und Assoziationen. Im Gespräch mit Sabrina Negroni, kuratorische Assistenz, gibt Jodok Wehrli Einblick in seine Arbeit.

Anzahl Teilnehmende beschränkt.
Anmeldung: anlaesse.kunsthaus@ag.ch

Künstlergespräch

Donnerstag 10.12.
18.30 –19.30 Uhr

Jodok Wehrlis (*1994) Schaffen dreht sich häufig um die absurde Logik in alltäglichen Situationen des gesellschaftlichen Lebens. Die für den Ausstellungsraum im Aargauer Kunsthaus neu konzipierte Arbeit A pretty shitty Poem (2020) ist eine weiterführende Auseinandersetzung des Künstlers mit der Reproduzierbarkeit von Ideen, Emotionen und Assoziationen. Im Gespräch mit Sabrina Negroni, kuratorische Assistenz, gibt Jodok Wehrli Einblick in seine Arbeit.

Anzahl Teilnehmende beschränkt.
Anmeldung: anlaesse.kunsthaus@ag.ch

Kuratorinnen-Führungen

Donnerstag, 3.12.2020 
18.30 – 19.30 Uhr
Donnerstag, 21.1.2020 
18.30 – 19.30 Uhr

Dr. Katharina Ammann, Direktorin des Aargauer Kunsthauses und Kuratorin der diesjährigen Auswahl 20, führt Sie durch die Jahresausstellung mit 50 Kunstschaffenden, die ihre Werke in den Räumen des Unter- und Obergeschosses des Aargauer Kunsthauses präsentieren.

Anzahl Teilnehmende beschränkt.
Anmeldung: anlaesse.kunsthaus@ag.ch

Kunsthistorische Führungen

durch die Ausstellung finden jeweils am Sonntag um 11 Uhr und am Donnerstag um 18.30 Uhr statt.

Museum geschlossen 2020
Donnerstag 24. Dezember
Freitag 25. Dezember

Geöffnet von 10-17 Uhr
Samstag 26. Dezember
Montag 28. Dezember
Donnerstag 31. Dezember
Freitag 1. Januar

September 2020

In memoriam Prof. Dr. Konrad Steffen

Mit Bestürzung haben wir die Nachricht vom plötzlichen Tod des Schweizer Polar- und Klimaforschers Prof. Dr. Konrad Steffen erhalten.

Im Rahmen der Ausstellung Julian Charrière. Towards No Earthly Pole hat Konrad Steffen ein längeres Gespräch mit dem Künstler und der Philosophin Dehlia Hannah geführt, das in der gleichnamigen Publikation zur Ausstellung erscheinen wird. Des Weiteren war ein Ausstellungsrundgang im November mit ihm vorgesehen.

Konrad Steffen wuchs in einem von Kunst geprägten Haus auf. In seiner Arbeit als Atmosphären- und Gletscherforscher hat er immer wieder auch Künstler und Künstlerinnen mit nach Grönland zu seiner Forschungsstation Swiss Camp eingeladen. Als Würdigung und in Erinnerung an einen grossen Wissenschaftler veröffentlichen wir hier vorab eine Interviewpassage.

Julian Charrière: Wir haben uns 2019 bei der PolARTS-Konferenz kennengelernt, einer gemeinsamen Initiative des Swiss Polar Institute und der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, deren Ziel es ist, Forschende und Kunstschaffende zusammenzubringen und ihnen die Möglichkeit zu geben, auf dem Gebiet der Polarforschung zusammenzuarbeiten. Du bist einer der Hauptverantwortlichen dieser Initiative. Seit über zwanzig Jahren nimmst du Künstlerinnen und Künstler mit auf deine Expeditionen. Ich würde gern mehr über deine Verbindung zur Kunst erfahren. Wie kam es zu dieser Alchemie? Wann fingst du an, das Terrain deiner wissenschaftlichen Forschung für andere Bereiche zu öffnen?

Konrad Steffen: Das liegt mir im Blut. Meine Familie ist stark künstlerisch geprägt. Mein Vater war Modedesigner für Pierre Cardin. Wir kannten viele Menschen aus dem Theater, dem Kabarett; ich wuchs also in einer Familie auf, für die Kunst zum Leben gehörte. Ich liebe die Kunst – Museen, Malerei, jede Form von Kunst. Ich wollte ursprünglich Schauspieler werden, aber mein Vater sagte: Du musst erst eine Berufsausbildung abschliessen, dann zahle ich dir die Schauspielschule. Ich merkte dann, dass ich in der Forschung mehr verdienen würde als mit der Schauspielerei. Ich war, ehrlich gesagt, nicht gut genug. Meine Schwester ist Künstlerin, und durch sie kenne ich die Kunstszene ein wenig. Ich mag auch die Fotografie und nutze viele meiner in Grönland aufgenommenen Bilder, um zu kommunizieren, wie es sich verändert. Ich fotografiere seit meiner Kindheit und habe mich intensiv mit der Fotografie beschäftigt, daher kann ich sie wirkungsvoll einsetzen. Als die Leute meine Aufnahmen bei Vorträgen sahen, fragten sie: Können wir mitkommen? Uns gefällt diese Landschaft. Mein Programm wurde von der NASA und der American National Science Foundation finanziert, und mein Budget gross genug, dass ich sagen konnte: Ja, kommen Sie mit, Sie können Teil unseres Teams sein. Die ersten Mitreisenden waren Fotografen mit grossen Plattenkameras. So fing alles an vor zwanzig Jahren. Seitdem kommen fast jedes Jahr Kunstschaffende mit – ausser in den Jahren, in denen wir lange Touren mit dem Schneemobil unternommen haben. Wir fuhren zwei Wochen lang acht bis zehn Stunden täglich bei minus dreissig Grad Celsius gegen den Wind. Ich bin mir nicht so sicher, ob ein Künstler, eine Künstlerin gern auf einem kalten Schneemobil hocken würde, ohne länger an einem Ort zu verweilen.

Julian Charrière: Diese Leute haben viel von dir gelernt, aber was hast du zurückbekommen, wenn jemand aus dem Bereich der bildenden Künste dich begleitet hat? Inwiefern hat dich das beeinflusst?

Konrad Steffen: Ich denke, es profitierten immer beide Seiten. Man kann seine Erlebnisse in grafischer Form, in Bildern, in Gemälden, in Erzählungen, in Gedichten ausdrücken. Es nahmen häufig visuelle Künstlerinnen und Künstler, Filmemacherinnen und Filmemacher und Kameraleute teil; die amerikanische Autorin Elizabeth Kolbert besuchte das Swiss Camp, als sie Field Notes from a Catastrophe (Bloomsbury, 2006) schrieb. Die interessierten Kunstschaffenden schildern mir, was sie vorhaben, und ich versuche abzuschätzen, ob das Projekt machbar ist. Es muss in unseren Alltag passen. Wenn ich jemanden mitnehme, ist der Gast Teil eines Teams. Ich möchte niemanden dabeihaben, der fremd bleibt, der sagt: Ich stehe auf einer Leiter und beobachte euch einen Tag lang. Am Ende wäre man steif gefroren! Einmal habe ich zu jemandem gesagt: Bleiben Sie im Zelt. Aber das war während eines starken Sturms. Ich möchte, dass die Besucherinnen und Besucher alles miterleben, nicht nur die schönen Dinge. Es ist hart, es ist kalt, und es ist vierundzwanzig Stunden hell. Daher hören wir nicht um sechs Uhr mit der Arbeit auf. Wir unterbrechen sie nur und kommen zurück, vielleicht um zwei oder drei Uhr morgens, und dann lösen wir uns mit dem Kochen ab. Als vollwertige Teammitglieder müssen auch die Gäste kochen – wir stellen hohe Anforderungen; es muss eine Mahlzeit mit drei Gängen sein. Eine seltsame Abmachung. Dann wird ihnen klar, was Teamwork bedeutet. Wir sind immer als gute Freunde wieder auseinandergegangen.

Dehlia Hannah: Das klingt sehr nach einer Produktionsexpedition mit Julian – lange Tage, raues Wetter, intensive Teamarbeit und immer gutes Essen. Julian hat eine Vorliebe für Dreharbeiten unter harten Bedingungen in der Nacht, wenn unsere Umgebung auf einmal ganz fremd wird. Wir sind an Bilder von blendend weissen Gletscherlandschaften gewöhnt, du aber hast die Polarnacht erlebt. Sind dir die dunklen Szenen aus Towards No Earthly Pole vertraut?

Konrad Steffen: Ich habe zweimal acht Monate auf Meereis überwintert und dabei in Zelten gelebt. Das heisst, ich war fünf Monate lang in absoluter Finsternis. Ich lebte mit dem Mond und weiss, wie faszinierend das ist. Der Mond ist deine Sonne; er bleibt über dem Horizont. Sobald er zum Halbmond wird, gibt es genügend Licht. Ich nahm all meine Schwarzweissbilder bei Dreiviertelmond auf. Ich stellte den ISO-Wert einfach auf 6400 ein. Ich habe wunderschöne körnige Bilder von der Meereislandschaft im Mondlicht gemacht. Eisberge schwammen vorüber und Seehunde. Es ist fantastisch. Es ist magisch. Die Stimmung lässt sich nur schwer beschreiben. Meereis ist laut; es bewegt sich und kracht. Während meiner Promotion blieb ich so lange auf 25 Zentimeter dünnem Meereis, bis es zwei Meter dick war. Ich mass den ganzen Energiefluss, der durch das Meereis hindurchging, während es immer weiter wuchs. Besonders magisch waren die Nordlichter, die direkt über mir zu sehen waren. Ich befand mich so weit im Norden, dass sie sich in Vorhängen über mir bewegten. Julian, dein Film hat mir wirklich gut gefallen, nur kam darin etwas zu viel direktes Licht vor. Wenn man das Licht ausschaltet, wird es noch schöner.

Julian Charrière: Ja, absolut! Aber das ist Teil der Arbeit. Es geht um den brutalen Vorgang der Belichtung, der offenbart, zugleich aber auch zerstört. Towards No Earthly Pole ist zum Teil ein visueller Versuch, einen Aspekt der wissenschaftlichen Methodik zu übertragen. Je tiefer man in sein Thema eintaucht, desto enger wird der Rahmen dessen, was man erforscht. Es wird immer schwieriger, den Überblick zu bewahren und zwischen den verschiedenen Perspektiven zu wechseln. Der Scheinwerfer zieht die Aufmerksamkeit auf sich, und deine Augen folgen ihm ganz instinktiv. Er gibt die Richtung vor – und während man ihm folgt, verliert man das grössere Bild aus den Augen. Das Video zeigt eine fragmentierte Vision der Realität, die in einem Konflikt mit dem Traum von der Allwissenheit steht. Es geht darum, Dinge in der Dunkelheit zu verbergen und aufzudecken.

Konrad Steffen: Das gefällt mir, weil ich weiss, wie es ist, wenn man kein Mondlicht hat. Als ich mit 26 Jahren auf dem Eis lebte, habe ich eine riesige Lampe installiert, die ich am Flughafen geklaut hatte. Im Winter landeten kaum Flugzeuge, da habe ich eine der Flughafenlampen abmontiert und an einen grossen Generator angeschlossen. Weisst du, warum? Ich wollte den Eisbären sehen. Er versuchte immer, meine Hunde zu erwischen. Ich richtete die Lampe von ganz oben auf das Zelt, damit ich die Schatten sehen konnte. Als der Bär kam, sah ich den Schatten, bevor er mich sah. Wegen dieser Erfahrung verstehe ich, warum du Licht verwendest. Als ich dort fotografierte, habe ich auch häufig mit den Schatten des Mondlichts gearbeitet. Mir gefiel, dass etwas in der Ferne beleuchtet wurde, das plötzlich aus der Finsternis auftauchte.

Julian Charrière: Ich erinnere mich an eine stürmische Nacht, als ich mit Dehlia an Bord des Forschungsschiffs Akademik Sergey Vavilov die Drake-Passage durchquerte. Wir waren auf dem oberen Deck, tranken einen starken Kaffee und sahen uns die verschiedenen Geräte auf der Kommandobrücke an. Obwohl das Schiff mit Hightech ausgerüstet war, um zu erkennen, wie es dort draussen aussah, gab es da diesen einen Matrosen, der einen riesigen Suchscheinwerfer bediente. Von links nach rechts schweifte das Licht durch die Leere der sternenlosen Polarnacht. Es fühlte sich so an, als würde man einem Beleuchter in einem Theater aus dem 19. Jahrhundert über die Schulter schauen. Und dann tauchte auf einmal aus der Dunkelheit ein kolossaler Eisberg im Scheinwerferlicht auf, nur für einen kurzen Augenblick. Es war, als sei die Zeit stehen geblieben, bevor er wieder in der Finsternis verschwand. Diese plötzlichen, flüchtigen Momente hatten etwas so Kraftvolles und Destabilisierendes. Ein Eindruck, den ich nie vergessen werde – der Auslöser für die Entwicklung des aktuellen Projekts.

Konrad Steffen: Hast du das gefilmt? Oder nur erlebt?

Julian Charrière: Nein, ich habe es nur erlebt und dann nach einem Weg gesucht, um das Erlebte zu rekonstruieren und diese Augenblicke in ein Kunstwerk zu übertragen. Schon lange wollte ich mithilfe der Drohnentechnologie den rasanten Perspektivwechsel der letzten zwanzig Jahre erforschen. Mich fasziniert, in welchem Mass die Drohnen die populäre Ikonografie beeinflussen, in der einem häufig diese neue, erhöhte Perspektive begegnet. Die Erschaffung von Bildern geschieht über eine Sichtweise, die nicht länger an die körperliche Wahrnehmung gebunden ist. Dank des Lichts, das an der Drohne angebracht war, konnte ich mich auf eine neue Art mit der Landschaft auseinandersetzen und damit spielen, dass das Gefühl für Grössenordnungen ausgehebelt wird. Wie man sieht, bin ich sehr in das Eis und dessen vielfältige Blautöne vernarrt. Eisberge sind die ultimativen Skulpturen. Aber man kann sie nicht in einer Galerie ausstellen. Die Verwendung der Drohne in absoluter Dunkelheit, ohne zu wissen, wohin und wie weit sie fliegt, war ein äusserst kniffliger, aber auch hochgradig intuitiver Prozess. Manchmal fühlte es sich so an, als würde man mit verbundenen Augen eine Skulptur gestalten. GPS und Kompasse funktionieren in der Nähe des Pols nicht mehr, also muss man raten – vielleicht ist das, was man filmen möchte, zwei- oder dreihundert Meter entfernt. Die Szenerie, die man beleuchten wird, kann man nicht sehen, und in der Kälte überdauert die Batterie der Drohne mit ihrer schweren Ladung nur sechs Minuten. Also beginnt in der Luft ein Tanz mit Licht und Kamera. Auf diese Weise hatte ich noch nie gefilmt. Ich musste die Art und Weise, wie ich das Video als Medium einsetze, neu erfinden.

 

Prof. Dr. Konrad Steffen

Konrad Steffen forschte seit über 40 Jahren über den Klimawandel, insbesondere in der Arktis und in der Antarktis. Er ist auf diesem Gebiet eine weltweit angesehene Koryphäe. Am 8. August 2020 ist der Direktor der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in Grönland tödlich verunglückt.

 

 

Julian Charrière

Julian Charrière ist ein westschweizerischer Künstler (*1987 in Morges) mit Sitz in Berlin, dessen Werk eine Brücke zwischen den Bereichen Umweltwissenschaften und Kulturgeschichte schlägt.

Interview

Aus: "Eisdynamiken", Konrad Steffen, Julian Charrière und Dehlia Hannah im Gespräch, in: Julian Charrière. Towards No Earthly Pole (D / E), Aargauer Kunsthaus, MASI Lugano, Dallas Museum of Art und Mousse Publishing, Mailand, 2020, S. 119-125, ISBN 978-88-6749-434-7. Erhältlich hier.

Juli 2020

Projektabschluss Sammlung Aargauer Kunsthaus – DIY!

Die Klasse vom Gestalterischen Vorkurs der Schule für Gestaltung Aargau hat über den Zeitraum von November 2019 bis März 2020 mit Projektleiterin Sibilla Caflisch und Lehrerin Nicole Schwarz die Museumsarbeit kennen gelernt. Als Projektabschluss kürten die Schülerinnen und Schüler im Juni innerhalb der Klasse das Siegerkonzept mit dem Titel "Fifty shades of red and blue" von Jordan und Alenka. Dieses wurde mit den Originalwerken in einem Sammlungsraum umgesetzt und steht ab dem 26. Juni 2020 für alle Besucherinnen und Besucher offen.
Im digitalen Vermittlungsraum können Sie alle Ideen der Projektklasse im Archiv aufrufen (Datum: 18.06.2020, Projekt der Schule für Gestaltung Aarau). Erproben Sie anschliessend eigene Kuratierungsideen mit der App.

Das Projekt "Sammlung Aargauer Kunsthaus – Do it yourself!" wurde finanziert durch SAFARI, das Fördergefäss von "Kultur macht Schule", welches diese langfristige, partizipative und prozessoffene Zusammenarbeit der Schule für Gestaltung Aargau mit dem Aargauer Kunsthaus ermöglichte, sowie durch das Bundesamt für Kultur.

Die Dokumentation zum Projekt wurde von Schülerinnen und Schüler des Vorkurses gestaltet und gibt Einblick in den Prozess.

PDF Dokumentation

Handout für mobile Geräte

Weitere Informationen zum Prozess des Projektes finden Sie hier:

#SammlungAKHDIY

SAFARI – so heisst das aargauische Fördergefäss der Fachstelle Kulturvermittlung des Departements Bildung, Kultur und Sport (BKS) für eine längerfristige und intensive, partizipative Zusammenarbeit von Schulen, Kulturschaffenden und Kulturinstitutionen.

Auch das Aargauer Kunsthaus setzt ein Projekt um. Der Gestalterische Vorkurs der Schule für Gestaltung Aargau in Aarau erarbeitet ein eigenes Konzept für die Kuratierung eines Museumsraums mit der hauseigenen Sammlung.

Ziel des Fördergefässes SAFARI ist es, Aargauer Schülerinnen und Schülern die Teilhabe an der künstlerischen Praxis in verschiedensten Bereichen zu ermöglichen. Das interdisziplinäre Projekt ermutigt zudem das Sammeln von kulturellen Erfahrungen und die Auseinandersetzung mit kulturellen Themen.

Projektdauer
12.11.2019 – 27.3.2020

Öffentliche Vernissage
ABGESAGT: Fr 27.3.2020 ab 18 Uhr

Vermittlungsraum offen
ab 24.1.2020

Social Media
Auf unseren Social Media Accounts können Sie dem Projekt folgen und spannende Einblicke in den Prozess der Kuratierung der hauseigenen Sammlung erhalten.

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#aargauerkunsthaus 
#sammlungAKHDIY
#Meinkunsthaus
#sfgaargau
#vorkursaargau

Dank finanzieller Unterstützung von

März 2020

Dominic Michel interviewt von Bettina Mühlebach

Bettina Mühlebach (BM): Dominic, du hast erwähnt, dass du dich schon öfters mit dem deutschen Komponisten Paul Hindemith (1895–1963) und speziell mit seiner Oper Wir bauen eine Stadt aus 1930 auseinandergesetzt hast. Kannst du kurz erklären, worum es darin geht und was dich dabei besonders interessiert?

Dominic Michel (DM): Wir bauen eine Stadt handelt vom Wiederaufbau einer Stadt durch Kinder. Hindemith appellierte damit an die gesellschaftliche Verantwortung der Kunst und komponierte die Oper für Kinder, weil er in ihnen die unverdorbene Hoffnung für eine bessere Zukunft sah. Mir geht es weniger um die Persönlichkeit des Komponisten bzw. um den Inhalt der Oper, sondern um deren Rolle in einem grösseren Zusammenhang von Produktion, Reproduktion und Distribution. Das Werk rekonfiguriert sich fortlaufend und nistet sich dadurch in neue Kontexte ein. – Wie eine Parole, die von ewiger Jugend träumt, um am Leben zu bleiben.
Ein wesentlicher Aspekt ist die Darstellung bzw. die Lesart des Kindes als wiederkehrender Akteur, der sich um die Zukunft kümmert und über Vorenthaltungen hinwegsetzt. Wir bauen eine Stadt kann somit akut bleiben und hinterfragt gleichermassen, wie Akteure zu Bildern bzw. als solche verwendet werden.

BM: Wie schlägt sich diese Beschäftigung mit Hindemith und der Kinderoper in deinem künstlerischen Schaffen nieder?

DM: Ich denke an das, was mich umgibt, wie es fortlaufend überschrieben wird und in Mehrdeutigkeit aufblüht.
Wir bauen eine Stadt liefert mir sozusagen die Parole. Dabei bin ich nicht so sehr auf der Suche nach Ideen. Das Schaffen ist eher ein Hangeln und Baumeln an Strängen, die sich fortlaufend zu Geschichten, deren Träger und Sprache formen – also gewissermassen zu Selbstläufern zwischen Flüchtigkeit und Beständigkeit werden.




 

 

 

BM: Die Bildseiten im CARAVAN-Booklet lehnen sich ebenfalls an Wir bauen eine Stadt an. Kannst du uns etwas zu den Bildern erzählen?

DM: Die Bilder stammen aus dem Video Flickering Gaslamp, das ich 2013 in drei Städten aufgenommen habe. Im Video wird der öffentliche Raum auf einem Streifzug observiert und Synchronität vorgegaukelt. Stadtansichten reihen sich aneinander, Zusammenhänge ergebend und Kulissen bildend. Es stellt sich die Frage nach der Diskrepanz zwischen Idealisierung und Alltag. Die Stadt als konditionierte Idee ihrer Bewohner?

BM: In deiner CARAVAN-Ausstellung sehen wir nebst dem ausgehöhlten Flügel auch eine neue Fotoserie von dir. Wie ist Letztere entstanden und in welchem Zusammenhang steht sie mit dem Flügel oder allenfalls Hindemith und der Kinderoper?

DM: Die Serie zeigt 18 kreisrund verformte Panorama-Aufnahmen der Tours Aillaud in Paris. Die Siedlung wurde im Geiste der 1970er-Jahre ideologisch-zukunftsweisend gebaut, um den Wohnraum für eine bessere Welt zu stellen.
Bei beiden Arbeiten – Flügel und Fotoserie – interessiere ich mich für den Moment, in welchem die Form zum Handlungsträger wird und an die Stelle der Funktion tritt. Der hohle prototypische Konzertflügel liefert keinen Soundtrack mehr, wurde aber zu einem Vehikel durch dessen Bedeutungsräume hindurch. Auch die Siedlung transferiert Tag für Tag ihren Ursprungsgedanken und ich muss daran denken, dass ich heute ein Anderer bin als morgen.

Zum Interview

Die Veranstaltung CARAVAN im Gespräch mit Dominic Michel am So 22.3. konnte nicht stattfinden. So stellte Bettina Mühlebach, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und CARAVAN-Kuratorin, dem Künstler einige Fragen, die er schriftlich beantwortete, um sie hier zu veröffentlichen.

Haben Sie Fragen?
Falls Sie selbst Fragen an Dominic Michel haben, schreiben Sie sie uns doch über Social Media.
Facebook: @aargauerkunsthaus.ch 
Instagram: @aargauerkunsthaus 
#caravan_1_2020

Zum Künstler

Dominic Michel ist 1987 in Klingnau (AG) geboren. Heute lebt und arbeitet er in Zürich.

Er stellt im Rahmen von CARAVAN 1/2020: Dominic Michel. Ausstellungsreihe für junge Kunst, 25.1. – 9.8.2020, im Aargauer Kunsthaus aus.

Zur Arbeit

In seinem Schaffen setzt sich Dominic Michel immer wieder mit der gesellschaftlichen Relevanz von Musik auseinander und wie sich diese im Lauf der Zeit verändern kann. Mit Bezug auf die Oper Wir bauen eine Stadt (1930) von Paul Hindemith werden zum Beispiel mögliche Bedeutungsverschiebungen je nach Aufführungskontext des Werks diskutiert.

Weitere Information zu CARAVAN

Unsere CARAVAN-Webplattform macht weitere Informationen zu Dominic Michel und seinem Schaffen zugänglich. Sie fungiert aber auch als Archiv aller bereits stattgefundenen CARAVAN-Ausstellungen. CARAVAN ist eine Ausstellungsreihe für junge Kunst, die 2008 ins Leben gerufen wurde.

Januar 2020

Im Aargauer Kunsthaus entsteht mit dem Gestalterischen Vorkurs der Schule für Gestaltung eine eigene Sammlungsausstellung im Zeitraum zwischen November 2019 und Ende März 2020: Sammlung Aargauer Kunsthaus – DIY! Im Vordergrund steht dabei die Auseinandersetzung mit der Sammlung, die kunsthistorische Recherche und die Visualisierung der Ideen in Form von Skizzen, Modellen oder Collagen. Sie werden zusammen mit der Projektleiterin Sibilla Caflisch, Fachspezialistin Kunstvermittlung Aargauer Kunsthaus, und Nicole Schwarz, Lehrperson der Schule für Gestaltung, erarbeitet und diskutiert. Dabei steht ein interaktiver, digitaler Vermittlungsraum zum Experimentieren mit der digitalisierten Sammlung des Aargauer Kunsthauses für die Klasse, sowie während der gesamten Dauer des Projekts auch für Besuchende, zur Verfügung.
Die Klasse kürt in der Schlussphase ein Siegerkonzept, welches anschliessend im Aargauer Kunsthaus mit Originalwerken umgesetzt wird. Es hätte bei einer öffentlichen Vernissage am Fr 27.3.2020 ab 18 Uhr präsentiert werden sollen. Doch aufgrund der derzeitigen Lage im Zusammenhang mit dem Coronavirus, kann die Klasse vom Gestalterischen Vorkurs der @sfgaargau.ch das Projekt #SammlungAKHDIY nicht zum Abschluss bringen. Gerne informieren wir Sie zu gegebener Zeit, ob und in welcher Form das Projekt mit einem öffentlichen Anlass geehrt werden kann. Wir danken für das Verständnis und wünschen allen eine gute Gesundheit.

Für das Aargauer Kunsthaus ist das Projekt Sammlung Aargauer Kunsthaus - DIY! wegweisend, weil der Einschluss des Publikums in den kuratorischen Gestaltungsprozess und in die Museumsarbeit neue Wege weisen kann, wie künftig Vermittlung der Sammlung und somit des kulturellen Erbes aussehen könnte.

SAFARI – so heisst das aargauische Fördergefäss der Fachstelle Kulturvermittlung des Departements Bildung, Kultur und Sport (BKS) für eine längerfristige und intensive, partizipative Zusammenarbeit von Schulen, Kulturschaffenden und Kulturinstitutionen.

Auch das Aargauer Kunsthaus setzt ein Projekt um. Der Gestalterische Vorkurs der Schule für Gestaltung Aargau in Aarau erarbeitet ein eigenes Konzept für die Kuratierung eines Museumsraums mit der hauseigenen Sammlung.

Ziel des Fördergefässes SAFARI ist es, Aargauer Schülerinnen und Schülern die Teilhabe an der künstlerischen Praxis in verschiedensten Bereichen zu ermöglichen. Das interdisziplinäre Projekt ermutigt zudem das Sammeln von kulturellen Erfahrungen und die Auseinandersetzung mit kulturellen Themen.



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November 2019

3x Maske - Ausstellungsrundgang

Interview mit Sabian Baumann

Ihre Arbeiten befassen sich jeweils mit den Themengebieten Körpern, Identitäten, Alltag und kulturellen Wertvorstellungen. Da passt das Thema der Maske sehr gut rein. Welche Bedeutung haben Masken für Sie persönlich?

Masken können verschiedene Funktionen haben. Sie verstecken, übertreiben oder überschreiben das Gesicht. Im Gegensatz zum Gesicht, das viel ausdrücken kann und beweglich ist, ist die Maske reduziert auf einen Ausdruck und unbeweglich. Bei meinen Masken wird eine Facette der Identität auf absurde Weise herausgehoben. Oder aber es ist nur ein Teil vom Gesicht sichtbar. Die Masken, die ich modelliert habe, haben verschiedene „Funktionen“. Grundsätzlich sind sie aber genauso Bedeutungsträger wie andere Objekte auch.

Die sieben Masken Ihrer Arbeit wirken besonders durch ihre Anonymität. Der Charakter der Masken wird also nur durch die goldenen Nasen bestimmt. Was sagen diese für Sie aus? Bzw. weshalb ist für Sie die Nase das charakter- bzw. identitätsgebende Element?

Die Nase ist nur vermeintlich identitätsgebend, weil sich von der Form einer Nase auf gar nichts schliessen lässt. Jedoch sind mit dem Sinn für den Geruch und somit der Nase ganz bestimmte Assoziationen verbunden, andere als z.B. mit den Augen, den Ohren oder dem Mund.

Hat es eine Bedeutung, dass es genau sieben Masken sind? Wenn ja, welche?

Sieben ist eine symbolträchtige Zahl, die oft in Märchen vorkommt, aber auch hier wird nur ein Assoziationsspektrum geöffnet.

Ihre Arbeit trägt keinen Titel. Gibt es dafür einen bestimmten Grund?

Dass die Arbeit keinen Titel trägt, verstärkt die Rätselhaftigkeit.

Spielt Humor eine Rolle für Ihr Werk?

Nein.

Den Betrachtenden Ihres Werkes fällt schnell einmal die Assoziation "sich eine goldene Nase verdienen" ein. Wollen Sie bei den Betrachtenden bewusst bestimmte Assoziationen erzeugen oder wollen Sie diesen "freie Assoziationswahl" lassen?

Ja, ich möchte dem Publikum die freie Assoziationswahl lassen, aber in einem bestimmten Spektrum. Natürlich ist die oben genannte, eine Assoziation, die sofort ausgelöst wird, aber es gibt noch weitere.

3x MASKE - Ausstellungsrundgang

Wollten Sie schon immer einmal mit Schweizer Kunstschaffenden in einem Museum über deren ausgestellten Werke diskutieren und direkt vom Künstler oder der Künstlerin hören, was die Hintergründe und Intentionen des Werks waren?

In der aktuellen Ausstellung MASKE erhalten Sie nun die Möglichkeit dazu: Die drei Schweizer Kunstschaffenden Sabian Baumann, Nathalie Bissig und Pedro Wirz zeigen, erklären ihre eigenen in der Ausstellung ausgestellten Werke. Ausserdem diskutieren Sie über ihre individuellen und werkspezifischen Zugänge zum Thema Maske. Dabei geht es um Fragen zur gesellschaftlich normierten Maske, zur Maske in der Natur oder der rituellen Maske. Gleichzeitig wird es aber auch um Material, Handwerk und Inszenierung der Werke und Masken allgemein gehen.

Geführt und moderiert wird der Rundgang von Yasmin Afschar, Kuratorin Aargauer Kunsthaus. Und das Schöne dabei ist: Sie zahlen nur den normalen Eintritt für die Ausstellung.

Auf der linken Seite haben wir zudem ein kurzes Interview mit Sabian Baumann geführt. Dort erhalten Sie bereits einen kleinen Vorgeschmack zur Führung und einen Einblick zum Werk und in das Schaffen von Sabian Baumann.

Sabian Baumann

Der Schweizer Kunstschaffende Sabian Baumann (*1962) lebt und arbeitet in Zürich. Seit 2001 unterrichtet er an der F+F Schule für Kunst und Mediendesign in Zürich, zudem war er auch in Genf und Luzern als Dozent tätig. Für sein Werk erhielt Baumann neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen 2012 den Förderpreis der Stiftung Erna und Curt Burgauer. Ihre Arbeiten befassen sich jeweils mit den Themengebieten Körpern, Alltag, Identitäten und kulturellen Wertvorstellungen.

www.sabianbaumann.ch/

Pedro Wirz

Der Künstler Pedro Wirz (*1981) ist in Sao Paulo geboren und lebt und arbeitet in Zürich.

www.pedrowirz.com

Nathalie Bissig

Die Künstlerin Nathalie Bissig (*1981) ist im Kanton Uri geboren und lebt und arbeitet in Zürich.

www.bissig.cc

Werkaufbau Auswahl 19

Auswahl 19

Jedes Mal aufs Neue findet in Zusammenarbeit mit dem Aargauer Kuratorium zum Jahresende ein besonderer Anlass im Aargauer Kunsthaus statt: Während sieben Wochen versammelt die Jahresausstellung Auswahl sowohl Neuentdeckungen wie auch bekanntere Positionen, die gemeinsam einen thematisch wie formal vielfältigen Überblick des aktuellen Kunstschaffens der Region bieten.

Für das Ausstellungsformat der Auswahl bewerben können sich Künstlerinnen und Künstler, die den Wohnsitz im Kanton Aargau haben oder in besonderer Weise mit dem Kulturleben im Kanton in Beziehung stehen.

Das Aargauer Kuratorium verleiht an der Vernissage vom 15. November 2019 die Werk- und Förderbeiträge im Bereich Bildende Kunst und Performance. Im Rahmen dieses feierlichen Anlasses findet auch die Übergabe des Förderpreis der NEUEN AARGAUER BANK statt.

Interview mit Jan Hofer

Während des Aufbaus der Ausstellung Auswahl 19 hat Christina Omlin mit Jan Hofer, dem diesjährigen Gastkünstler, gesprochen.

Jan Hofer, Ihre Arbeit behandelt ein akustisches Phänomen, wie stösst man als bildender Künstler auf die Akustik?

Nun ja... Das war, wie so oft, eher zufällig. Meine Auseinandersetzung mit Raumakustik begann mit einer Ausstellunganfrage vom Zimmermannhaus Brugg. Ein besonderer Ort, weil dort im selben Raum und zur selben Zeit Kunst-Ausstellungen und Kammermusik-Konzerte stattfinden. Das Akustik-Thema stand also gewissermassen bereits im Raum.

Sie haben selber die sogenannte "Rumford Fliese" nachgebaut, was hat sie an genau dieser Fliese als Künstler interessiert?

Also wenn meine Recherchen stimmen war die "Rumford Fliese" ja das erste Material, das gezielt zur Schallabsorption erfunden wurde. Das an sich ist schon bemerkenswert. Was mich persönlich aber besonders interessiert, ist, dass es spezifisch auf Schallabsorption im Frequenzbereich der menschlichen Sprache ausgerichtet war.

Können Sie kurz den Herstellungsprozess schildern? 

Grundsätzlich basiert das Material auf einer recht einfachen Überlegung. Man nimmt Ton und durchmischt diesen mit pflanzlichen Zusatzstoffen. Im Brennofen, bei ca. 1000 Grad, evaporieren diese pflanzlichen Zusatzstoffe und hinterlassen ein Netz von Lufteinschlüssen im Ton. So entstehen Tonplatten, die sehr porös und somit schallabsorbierend sind.

Eine Fliese selbst zu machen, ist wohl nicht alltäglich und verläuft wahrscheinlich auch nicht nur reibungslos, oder?

In der Tat. Und dazu kommt auch noch, dass ich weder von Raumakustik, noch von Keramik etwas verstand, als ich mit diesem Projekt begann. Viele meiner Versuche scheiterten. Doch mit der Zeit fand ich heraus, welche Tonarten ich mit welchen Zusatzmaterialien in welchen Mengenverhältnissen mischen musste, damit es funktioniert. Inzwischen habe ich eine gute Rezeptur und ein dazu passendes Produktionsverfahren gefunden. Aber auch dabei ist noch vieles unberechenbar. Ich glaube das gehört einfach zu diesem Material und ich finde das auch irgendwie noch schön.

Jetzt haben Sie den Raum im Aargauer Kunsthaus mit gegen 500 Fliesen ausgestaltet, wie ist das Resultat? Zufrieden?

Absolut, ja.

Werden die Besucher/innen den Effekt der Fliese ebenfalls nachvollziehen können?

Ich glaube schon. Ich persönlich habe beim Aufbauen zumindest überraschend deutlich gemerkt, wie die Akustik mit jeder weiteren Fliesen-Reihe, besser wurde.

Vernissage Auswahl 19

Am Freitag, 15.11. findet die Vernissage der Auswahl 19 statt. Ab 18 Uhr gibt es die Begrüssung und Einführungen von:
Madeleine Schuppli, Direktorin Aargauer Kunsthaus und Simona Ciuccio, Sammlungskuratorin Aargauer Kunsthaus

ÜBERGABE der Werk- und Förderbeiträge
durch Susanne König, Vorsitz Bildende Kunst und Performance Aargauer Kuratorium

ÜBERGABE des NAB-Förderpreises
durch Roland Herrmann CEO NEUE AARGAUER BANK AG

Anschliessend Apéro im Foyer und Streetfood vor dem Kunsthaus.
Der Wein wird von der Stadt Aarau offeriert.
Die Vernissage ist kostenlos

Künstlerinnen und Künstler der Auswahl 19

Urs Aeschbach, Annette Barcelo, Stephan Bruelhart, Marilin Brun, Christoph Brünggel, Patricia Bucher, Isabell Bullerschen & Félicia Eisenring, Erich Busslinger, Mattia Comuzzi, Regula Dettwiler, Anton Egloff, Cédric Eisenring, Christina Frey, Gabi Fuhrimann, Franziska Furter, Andrea Gerber, Eva Maria Gisler, Thomas Hauri, Valentin Hauri, Alex Herzog, Dunja Herzog, Géraldine Honauer, Stefanie Knobel, Denise Kobler, Oliver Krähenbühl, Kathrin Kunz, Max Matter, Dominic Michel, Thomas Moor, Sadhyo Niederberger, Pat Noser, Lorenz Olivier Schmid, Christian Schoch, Milena Seiler, Petra Soder, Jürg Stäuble, Mette Stausland, Gianluca Trifilo, Stefan Tschumi, Flurin Tuor, Ester Vonplon, Jodok Wehrli, Andrea Winkler, Rolf Winnewisser, Helena Wyss-Scheffler, Michael D. Zeindler, Matthias Zimmermann, Agatha Zobrist, Beat Zoderer, Franziska Zumbach

Jan Hofer

Der gebürtige Aargauer Jan Hofer (*1988) interessiert sich in seiner Arbeit für die Wahrnehmung des alltäglichen Lebens und dessen Vermischung mit Fiktion. Er arbeitet mit Materialien, die er aufgrund deren Herkunft zu Bedeutungsträgern macht. In Transport-Performances gibt er gefundenen Objekten aus PVC-Abfall eine Öffentlichkeit, deutet Altkarton-Gebilde fotografisch zu Skulpturen um oder entdeckt eine überlieferte handwerkliche Produktionsmethode neu.

Die "Rumford Fliese"

Für die Arbeit The New New Material (2019) rekonstruierte Jan Hofer die historische, schallabsorbierende "Rumford Fliese". Im 20. Jahrhundert erlebte diese Tonplatte einen kurzen Boom, bevor sie in Vergessenheit geriet. Die Fliesen brechen das Echo im geschlossenen Raum und optimieren die Akustik für das gesprochene Wort. Dabei stellte Jan Hofer die Fliesen nach traditioneller Art und Weise her.

Dieses Projekt wurde unterstützt durch die Ikea Stiftung Schweiz, die School of Commons und die Stiftung Yo.

Kino im Kunsthaus

Abtauchen ins verdunkelte Kunsthaus, am Sessel kleben, Popcorn und zuweilen auch Fingernägel kauen: Wir bieten ein Mini-Festival in drei Blöcken rund um die Maske im Film, vom experimentellen Streifen bis zum Horror-Blockbuster. Begegnen Sie dem starren Gesicht eines Buster Keaton, den Augen ohne Gesicht der Edith Scob bei Georges Franju und der Hockey-Maske von Serienkiller Jason Vorhees in Friday the 13th.

Zu den drei Filmblöcken gibt Filmexperte und SRF 2 Kultur Filmredaktor Michael Sennhauser jeweils Einführungen mit Beispielen und Ausschnitten aus der Filmgeschichte. So hat er u.a. neben Star Wars Episode VI Return of the Jedi (1983) oder Eyes Wide Shut (1999) auch diverse Ausschnitte aus den Filmen von Mission Impossible (ab 1996) gezeigt.
Sehen Sie hier die jeweiligen Filmausschnitte, welche Michael Sennhauser während seines Vortrags gezeigt hat:

Star Wars Episode VI: Return of the Jedi, 1983
Eyes Wide Shut, 1999
Mission Impossible, ab 1996

Auf der rechten Spalte sehen Sie den Inhalt der gezeigten Filmen Les yeux sans visage, The Mask und Twarz zusammengefasst:

Filme

Les yeux sans visage, Frankreich, 1960
Christiane, die Tochter des bekannten Pariser Chirurgen Dr. Génessier, gilt als vermisst. Eine am Ufer der Seine gefundene Wasserleiche wird vom Chirurgen als seine Tochter identifiziert und bestattet. In Wahrheit versteckt Dr. Génessier seine Tochter allerdings nach einem von ihm verschuldeten Unfall in seiner Villa. Denn seit dem Unfall hat sie ein völlig entstelltes Gesicht. Der brillante Chirurg will alles dafür tun, um seiner Tochter ein neues Gesicht zu geben. Für die Transplantation benötigt er allerdings die Haut einer jungen Frau. Dabei schreckt er vor nichts zurück…

Der Schwarzweissfilm von Georges Franju aus dem Jahr 1960 vereint Elemente des Thrillers mit Motiven eines Horrorfilms. Der Film entstand aus dem Roman Les yeux sans visage von Jean Redon. Gezeigt wird der Film auf Französisch mit englischen Untertiteln, 90 Minuten.

The Mask, USA, 1994
Stanley Ipkiss ist ein Bankangestellter und ein unglaublich freundlicher Mann. Gerade deshalb zieht bei Konfrontationen aber immer den Kürzeren. Als nach einem seiner schlimmsten Tag mitten in der Nacht sein Auto stehen bleibt, findet er eine Maske. Sobald er diese aufsetzt, verwandelt er sich in einen comicartigen, wilden Mann und macht nur das, auf was er Lust hat. Spätestens nach einem Banküberfall von Ipkiss kommt der Verbrecherboss Dorian Tyrel allerdings dahinter, wer die Maske ist. Und nachdem Tyrels Gangsterfreund indirekt wegen Ipkiss getötet wurde, will der Gangster die Maske zerstören…

The Mask ist eine US-amerikanische Komödie von Chuck Russell aus dem Jahr 1994, mit Jim Carrey in der Hauptrolle. Der Film wird auf Englisch mit deutschen Untertiteln gezeigt, 101 Minuten.


Twarz (Die Maske), Polen, 2018
Jacek ist ein Aussenseiter und will nur noch weg aus seiner provinziellen Heimatstadt in Polen. Für seinen Traum, nach London auszuwandern, arbeitet Jacek auf einer Grossbaustelle, wo die grösste Jesusstatue der Welt entstehen soll. Durch ein Versehen stürzt er im Innern der Statue ab und kommt nur knapp mit dem Leben davon – sein Gesicht wird dabei aber völlig entstellt. Unter reger Anteilnahme der polnischen Öffentlichkeit wird die erste Gesichtstransplantation des Landes vollzogen. Als er aber in sein Dorf zurückkommt, wird für ihn alles nur noch schlimmer…

Twarz ist ein polnisches Filmdrama der Regisseurin Malgorzata Szumowska aus dem Jahr 2018. Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit über die erste Gesichtstransplantation Polens. Der Film wird auf Polnisch mit deutschen Untertiteln gezeigt, 91 Minuten.

Kommentiertes Kino

Am Samstag, 9. November ab 15 Uhr (bis ca. 23 Uhr) findet im Aargauer Kunsthaus das Mini-Filmfestival MASKE statt.

Es gibt drei Filmblöcke zu denen Filmexperte Michael Sennhauser jeweils Einführungen mit Beispielen aus der Filmgeschichte gibt:
15 - 17 Uhr: Les yeux sans visage
18 - 20 Uhr: The Mask
21 - 23 Uhr: Twarz

Die drei Filme können jeweils einzeln oder alle zusammen angesehen werden.

Eintritt und Verpflegung

Eintritt: Pro Filmblock CHF 10.-  Eintritt, oder als Festivalpass CHF 25.- für alle drei Filme.

In den CHF 10.- Eintritt ist auch der Museumseintritt für die Ausstellung MASKE inbegriffen. Zwischen den Filmblöcken gibt es zudem Essen und Getränke an der Bar.
Als Kinosaal dient ein Raum im Untergeschoss des Kunsthauses, der extra für das Kinoerlebnis hergerichtet wird; u.a. mit einem flauschigen Teppich und bequemen Retro-Stühlen.

Michael Sennhauser

Der Schweizer Filmredaktor ist seit 1998 beim Schweizer Radio und Fernsehen tätig, zunächst als freier Internetkolumnist bei DRS 3 und seit 2003 als Filmjournalist bei Radio SRF 2 Kultur. Ausserdem war er jahrelang (Vorstands-) Mitglied der Semaine de la critique des Filmfestivals Locarno und des Badener Animationsfestivals Fantoche; u.a. hat er 2016 den Greulich Kulturpreis gewonnen, welcher sein langjähriges Wirken in der Filmszene ehrt.

Warum Kino im Kunsthaus

Das Mini-Filmfestival MASKE findet anlässlich der aktuellen Ausstellung MASKE. In der Kunst der Gegenwart statt. Alle Filme drehen sich deshalb um das Thema der Maske im Film.

Die Ausstellung MASKE ist noch bis Sonntag, 5. Januar 2020 geöffnet.
Mehr Infos

Schraffur

Wie das Kunsthaus mit Esstäbchen zum Klingen kommt

Die Proben für die Kollektivperformance Schraffur des Basler Schlagzeugers Fritz Hauser sind angelaufen, am Montag waren sie das erste Mal im Aargauer Kunsthaus.

Vier Frauen und Männer sitzen auf einer der Bänke im Aargauer Kunsthaus, in den Händen ein Essstäbchen und einen Schlagzeugstock. "Euer Blick geht genau auf die Höhe der Hand in diesem Bild" - die Instruktionen, die Fritz Hauser den Mitwirkenden der Kollektivperformance Schraffur gibt, sind präzise. Man merkt, dass er nicht das erste Mal mit einer grossen Menge Freiwilligen zusammen arbeitet, und dass er gerne genau arbeitet. "Und auch wenn die Versuchung noch so gross ist, ihr schaut nicht zum Fenster hinaus", fügt er hinzu und droht lachend mit dem Zeigefinger. "Ich werde das kontrollieren während der Aufführung". Die Mitwirkenden schmunzeln. Es macht ihnen sichtlich Spass, bei diesem musikalischen Experiment dabei zu sein und von Fritz Hauser, dem Basler Schlagzeuger und Komponisten angeleitet zu werden. Sie machen bei fünf Proben mit, bevor sie am Wochenende vier Aufführungen bestreiten werden.

Musikalische Vorkenntnisse dazu brauchen sie keine, aber Lust am zusammen musizieren und agieren, damit aus den einzelnen Gruppen ein musikalisches Ganzes entsteht - eine neue Komposition im Raum - das schon.

Die Mitwirkenden, etwa 40 Erwachsene sowie eine Schulklasse, sind in mehrere Gruppen unterteilt, die unterschiedliche Orte im Aargauer Kunsthaus bespielen. Sie sitzen auf der Bank in einem der Ausstellungsräume und verschieben sich auch mal, eine Gruppe bespielt den Innenhof des Kunsthauses, eine weitere steht im Foyer am Fenster und reibt die Essstäbchen mit den Schlagstöcken in einem genau vorgegeben rhythmischen Muster. Zwei kleine Kinder verfolgen sie gebannt durch das Fenster beim Proben. Schon jetzt scheint das Schraffieren, Gehen oder Sitzen im Raum eine Faszination auszuüben.

Kommen Sie vorbei. Hören Sie, wie das Aargauer Kunsthaus für Schraffur für eine halbe Stunde zum Klingen gebracht wird. Sie können sich in den Räumen ebenfalls frei bewegen.

Kollektivperformance "Schraffur"

Krrrch, krrrch, krrrrrrrch… ! Das Projekt von Fritz Hauser basiert auf seiner Kindheitserinnerung an die Schab- und Kratzgeräusche beim Zeichnen. Unter seiner Leitung bringen über 50 Mitwirkende das Gebäude des Kunsthauses mit Schlagzeugstöcken und chinesischen Essstäbchen zum Klingen. Fritz Hauser hat die Kollektivperformance speziell für die Ausstellung MASKE entwickelt.

Oktober 2019

Hinter die Maske sehen

Kommentierte Lesung zur Ausstellung "MASKE"

Genauso wie in der Kunst sind in der Literatur Masken und Fragen nach der eigenen Identität aufs Engste miteinander verbunden. Am Donnerstag, 24.10. um 19.45 Uhr findet bei uns im Aargauer Kunsthaus eine kommentierte Lesung statt. Gehen Sie mit uns auf eine Gedankenreise: Sie setzen die «Maske» auf, wir führen Sie durch spannende, amüsante und nachdenkliche literarische Texte zum Thema. Darunter sind u.a.:

  • Arthur Schnitzlers "Traumnovelle"
  • Siegfried Lenz` "Die Maske"
  • Jens Sparschuhs "Lavaters Maske"
  • Rainer Maria Rilkes "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge"
  • Natasha Staggs "Erhebungen"

Kuratiert und kommentiert von Dr. Gesa Schneider, Leiterin Literaturhaus Zürich; gelesen von Isabelle Menke, Schauspielerin

Zusammenfassung von Arthur Schnitzlers Traumnovelle:
Die meisten werden den Film kennen, aber vielleicht nicht das Buch: Stanley Kubricks letzter Film "Eyes Wide Shut" basiert auf Arthur Schnitzlers "Traumnovelle". Ein Arzt entdeckt in einer einzigen Nacht, dass in einem Leben viel mehr steckt als die Routine des Alltags. Er berauscht sich an der zunehmenden Auflösung zwischen Traum und Realität.

Zitat aus dem Buch:

„... und daß jede dieser Unverhüllten doch ein Geheimnis blieb und aus den schwarzen Masken als unlöslichstes Rätsel große Augen zu ihm herüberstrahlten, das wandelte ihm die unsägliche Lust des Schauens in eine fast unerträgliche Qual des Verlangens.“

 

Zusammenfassung von Siegfried Lenz`Die Maske:
Die Erzählung "Die Maske" handelt vom jungen Jan, der sich im Schutze seiner Drachenmaske seiner Angebetenen Lene, hinter einer Wildkatzenmaske, nähert. Obwohl man sich erkennt, sind alle Maskenträger verändert, indem sie die Eigenschaften annehmen, die den eigenen Masken zugeschrieben werden. Aber das Versteck hinter der Maske ist nur von kurzer Dauer.

Zitat aus dem Buch:

"Einzeln wurden wir aufgerufen, vor den Richtertisch zu treten, nicht bei unserem Namen, sondern bei dem der Maske, die wir trugen."

 

Gesa Schneider

Gesa Schneider (1973 in Bonn, Deutschland) ist eine deutsche Literaturwissenschaftlerin, Kuratorin und Moderatorin. Von 2007 bis 2013 war sie Dozentin für Bildtheorie an der F+F Schule für Kunst und Design in Zürich. Seit 2013 ist Gesa Schneider Leiterin des Literaturhauses Zürich. Gleichzeitig amtet sie als Vorstandsmitglied des Museum Strauhof und tritt als Moderatorin von Live-Veranstaltungen wie Lesungen in Erscheinung.

Isabelle Menke

Isabelle Menke (1966) ist eine vielseitige Schauspielerin, die sowohl in Theater- wie TV- und Film-Produktionen zu sehen ist, 2019 zum Beispiel im Tatort Schwarzwald "Datenschutz" des SWR/ARD. Sie war Ensemblemitglied am Staatstheater Hannover und am Theater Neumarkt Ensemble. Seit der Spielzeit 2010/11 ist Isabelle Menke festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Zürich. Ebenso wirkt sie als Sprecherin in Hörspielen von Schweizer Radio SRF mit.

Kommentierte Lesung am 24.10.

Am Donnerstag, 24.10. findet von 19.45 - 21 Uhr die kommentierte Lesung im Foyer des Aargauer Kunsthauses statt.

Anschliessend Apéro
Die Ausstellung und das Cafe bleiben durchgehend geöffnet bis 21 Uhr.

Preis
Eintritt + CHF 10.–

Oktober 2019

MASKE ist Mode!

Am 16. Oktober 2019 gibt es im Aargauer Kunsthaus eine Performance, Videoshow und ein Gespräch zum Thema MASKE ist Mode!
Inspiriert vom Brauch der Silvesterkläuse spannen Modedesigner Julian Zigerli und Künstler & Textildesigner Christoph Hefti zusammen. Das Resultat: die Kollektion Ring my Bell - wilde Muster, gewagte Stoffe und viele Masken, die Zigerli und Hefti im Aargauer Kunsthaus vorstellen und im Gespräch mit der Journalistin Claudia Schmid diskutieren.

Interview mit Julian Zigerli: Wir haben Julian Zigerli im Voraus noch einige Fragen zu Kunst, Mode (-trends) und zur Privatperson Julian Zigerli gestellt gehabt:

Julian, was macht die Mode zu Kunst oder Kunst zu Mode?

Grundsätzlich sind die Grenzen heutzutage sehr vermischt, was ich sehr spannend finde. Als Modedesigner fühle ich mich jedoch nicht in der Kunst zuhause. Wir kreieren ein Produkt, was im alltäglichen Leben getragen wird und relativ erschwinglich ist. Auch hat es einen saisonalen Rhythmus und landet früher oder später im SALE, auch wenn der Wert eigentlich immer noch derselbe ist.

Was ist für Dich interessant an der Kooperation mit Künstlern?

Ich kooperiere nicht nur mit Künstlern, sondern auch mit Grafikern, Fotografen usw. Eigentlich mit all denjenigen, die uns helfen können,  etwas "Neues" zu kreieren. Jeder bringt seine eigene Ästhetik an den Tisch. Genauso wie auch gewisse Kompetenzen und Techniken, welche wir in unserem Team nicht abdecken können. Besonders spannend an den Kooperationen ist der Gedankenaustausch und das gemeinsame Schaffen an einer Idee.

Wie steht Deine Kollektion „RING MY BELL" im Vergleich zu den gegenwärtigen Modetrends da?

Wir arbeiten eigentlich nie bewusst mit Modetrends. Die Marke Julian Zigerli versucht immer sehr eigenständige Kreationen zu schaffen, was wir mit "RING MY BELL" auf jeden Fall geschafft haben. Die Technik, welche Christoph Hefti und ich für unsere Prints entwickelt haben, ist sehr erfrischend, echt und auch neu. Das Thema der rustikalen Schweiz ist in diesem Sinne auch nicht unbedingt mode- oder trendbewusst. Jedoch haben wir es geschafft, etwas eigentlich Verstaubtes doch sehr modern und frisch zu gestalten.


Verändert sich Deine Mode, wenn sie im Kunstkontext gezeigt wird?

Je nach Art der Inszenierung ist dies durchaus möglich. Mit der Spring/Summer-Kollektion 2018 "THREESOME" z.B. sind wir ganz bewusst in einen inszenierten Ausstellungsrahmen eingedrungen und haben die Mode als solche aufgelöst. Das Kleidungsstück wird Teil eines Ganzen. Jedoch ist auch hier wieder wichtig: Wenn ich das Kleidungsstück vom Bügel nehme und es selbst anziehe, soll es ein Kleidungsstück bleiben und sich in seiner eigenen Welt - der des Trägers - mit einbringen.


Was macht Julian Zigerli, wenn er nicht Mode macht?

Er spielt Fussball, tanzt Ballett, geht gerne hinaus oder sitzt in seinem Laden und verkauft seine Mode und kümmert sich um tausend andere Angelegenheiten, die der "Normalbürger" nicht als "Mode machen" anschauen würde. Denn tatsächlich ist das Entwerfen und Erstellen der Mode leider immer nur ein kleiner Teil des gesamten Spektrums.

Julian Zigerli

Der Schweizer Modemacher Julian Zigerli studierte Modedesign an der Universität der Künste in Berlin und gründete sein eigenes Label in Zürich. Er entwirft Hightech Mode, die leicht zu tragen ist: modern, zeitlos, funktional. Seine spielerischen Kollektionen erhalten durch die strengen Druckdesigns einen smarten Zug. Julian Zigerli ist bekannt für seine Zusammenarbeit mit Künstler/innen aus verschiedenen Gebieten. Das Zusammengehen zwischen Kunst und Mode ist einzigartig und verhilft den einzelnen Designstücke zu ihrer Ausstrahlung. Julian Zigerli zeigte seine bisherigen Kollektionen in Paris, Berlin, London, Mailand, New York, Peking, Seoul und Zürich.

www.julianzigerli.com

Christoph Hefti

Der in der Schweiz geborene Textildesigner und Künstler Christoph Hefti lebt in Zürich, Paris, Stockholm und Brüssel. Nach dem Studium des Textildesigns in Zürich und der Mode bei Central Saint Martins in London begann er für Jean-Paul Gaultier in Paris und Dries Van Noten in Antwerpen Mode zu entwerfen. Hefti arbeitet derzeit an Projekten für bedruckte Textilien für Acne Studios in Stockholm. Hefti ist eine sehr viel­schich­ti­ge Künst­ler­per­sön­lich­keit. Es ge­lingt ihm auf be­ein­dru­cken­de Art und Weise seine ver­schie­de­nen Fä­hig­kei­ten unter einen Hut zu brin­gen. So ar­bei­tet er auch an ei­ge­nen Vi­deo- und Per­for­man­ce­pro­jek­ten.

www.instagram.com/c_hefti_2017

Fotos & Models

PHOTOGRAPHY
Alexandre Haefeli

MODELS
Andrea & Miles @OneTimeManagement, Anouk @Option

Styling & Co.

STYLING & CASTING
Sébastien Hernandez Bertrand

HAIR
Shy + Flo

MAKE-UP
Zakiya-Jordan Singleton

September 2019

Ferienkurse für Kinder mit Künstlern der Ausstellung MASKE

Pedro Wirz und Nathalie Bissig leiten Kinder zu gestalterischen Arbeiten an, die auf ihre Kunstwerke in der Ausstellung Bezug nehmen. Das Gespräch führte Silja Burch, Leiterin Kunstvermittlung & Anlässe Aargauer Kunsthaus.

 

Nathalie und Pedro, welche Arbeiten von euch sieht man in der Ausstellung MASKE?

Pedro Wirz: Meine Arbeit in der Ausstellung heisst Vigilia, auf Deutsch Wache. Es ist eine Gruppe von Arbeiten aus 2016, welche ich gemacht habe als ich an der Istituto Sivzzero in Rom artist in resident war. Es besteht aus zwölf in Silikon gegossenen überdimensionierten bunten Masken.

Nathalie Bissig: In der Ausstellung sind Teile der Fotoserie Dall`Alto zu sehen. Die surreal anmutenden Bilder zeigen Masken, die Teil von einer Landschaft werden.

Welche Bezüge zur Maske stellt ihr in eurer künstlerischen Arbeit her?

Pedro Wirz: Kurz gesagt: Ich interessiere mich für Kulturgeschichte und Naturwissenschaft. Das sind Themen, die ich bei der Entwicklung neuer Werke erforschen möchte - Masken gehören deutlich unter dieses Spektrum, auch wenn sie durch ihr mythologisches Elemente der Kulturgeschichte näher sind als den Naturwissenschaften. Im Kontext zu meinen Arbeiten, wo ich mich mit der Biologie des Lebens im Verhältnis zur kulturellen Entwicklung des Menschen befasse, ist Vigilia - die Arbeit im Aargauer Kunsthaus - eine spezifische Auseinandersetzung mit Mythologie.

Nathalie Bissig: Ich arbeite 1:1 mit der Maske, das heisst, ich stelle diese selber von Hand aus Textilien her und verwende diese dann z.B. in Fotografien oder Installationen weiter.

Ihr habt beide bereits früher Workshops mit Kindern geleitet. Was interessiert euch an dieser Auseinandersetzung?

Pedro Wirz: Kunst hat die Kraft und die Erlaubnis, die Natur zu abstrahieren - genau das Gegenteil von dem, was wir als Erwachsene tun: die Natur durch rationale Werte und Definitionen zu verstehen und zu realisieren. Kinder haben jedoch die Kraft und die Erlaubnis, jedes Thema zu abstrahieren, weil solche soziokulturellen Dogmen noch nicht existieren oder fragwürdig sind. Diese Kraft interessiert und inspiriert mich.

Nathalie Bissig: Kinder sehen die "gemeinsame Realität" noch nicht als einzige Möglichkeit und können sich in aller Natürlichkeit auf andere Vorschläge einlassen.

Könnt ihr von eurer Arbeit in der Ausstellung einen Bogen spannen zur Gestaltung, welche ihr mit den Kindern im Ferienkurs vornehmen werdet? Was haben die beiden gestalterischen Ideen miteinander zu tun?

Pedro Wirz: In meinem Kurs werden wir Masken nach genau der gleichen Methode herstellen, wie ich sie in der Ausstellung, ich nenne sie "Blindguss", verwendet habe: eine Negativform aus Ton, die später mit einem dritten Material gefüllt wird, bei "Vigilia" mit Silikon und im Ferienkurs mit Gips.

Nathalie Bissig: Wir werden die Materialien, mit welchen ich selber arbeite, als Ausgangspunkt nehmen: Textilien, Faden, Nadel, Russ, Asche, Kaffee und einen Fotoapparat. Was dann passiert werden wir gemeinsam herausfinden.

Worauf freut ihr euch beim Ferienkurs am meisten?

Pedro Wirz: Die Möglichkeit die gleichen Kindern in zehn Jahren wieder zu treffen und zu erfahren, was der Dialog durch den Kurs bei ihnen ausgelöst hat.

Nathalie Bissig: Auf mögliche Überraschungen.

Pedro Wirz

Der Künstler Pedro Wirz (*1981) ist in Sao Paulo geboren und lebt und arbeitet in Zürich.

www.pedrowirz.com

Nathalie Bissig

Die Künstlerin Nathalie Bissig (*1981) ist im Kanton Uri geboren und lebt und arbeitet in Zürich.

www.bissig.cc

Ferienkurs «Fingerbarts Geschichten»

Mittwoch 2.10.2019, 13.30 – 16 Uhr

Zusammen mit dem Künstler Pedro Wirz kreieren wir Masken gruseliger und schrecklich-schöner Fabelwesen, die Fingerbärte tragen und Faustnasen haben. Die Kinder modellieren mit wohlbekannten Alltagsgegenständen eine Negativform und lernen, wie daraus ein Abguss gemacht wird. Weit aufgerissene Münder, erstaunt hochgezogene Brauen oder verschmitzt blickende Augen, die Phantasiegestalten könnten unterschiedlicher nicht sein.
Für Kinder von 5 – 13 Jahren.
CHF 15.- / Kind

Für Mitglieder des Junior-Kunstvereins CHF 5.- Ermässigung
Bitte um Anmeldung: kunstvermittlung@ag.ch

Ferienkurs «Stoffgesichter»


Donnerstag 3.10.2019, 13.30– 16 Uhr

Versteckt sich dort im Busch ein Gesicht? Blinzelt ein Auge hinter dem Baumstamm hervor? Selbstgefertigte textile Masken werden in verschiedenen Umgebungen platziert und fotografisch festgehalten. Mit der Künstlerin Nathalie Bissig inszenieren wir theatralische Momente und komponieren Bildsujets, die die Masken zum Leben erwecken.
Für Kinder von 5 – 13 Jahren.
CHF 15.- / Kind

Für Mitglieder des Junior-Kunstvereins CHF 5.- Ermässigung
Bitte um Anmeldung: kunstvermittlung@ag.ch

August 2019

Interview mit Gauri Gill

Während des Aufbaus der Ausstellung MASKE. In der Kunst der Gegenwart hat Christina Omlin mit Gauri Gill* gesprochen.

How did you get the idea to ask the paper mache artists to show emotions with their masks?
As we know, emotions are central to who we ordinary humans are, and how we express ourselves. Our faces are impermanent and fluid, it is changing feelings and thoughts that come through every moment. Also, we studied Rasa theory or Indian classical theory of the various archetypal human emotions in college. The artists I worked with in Jawhar are well aware and very much express emotions in their work already, but we decided to foreground it, along with such definitive human experiences as illness, or aging, and imperfections that exist among us all.

How did the paper mache artists and the Konkana people in general react to your proposal?
Well, initially they said, 'We can make anything, if you give us a sample'. I said there is no sample, not even in my head. So it made everyone think, and come up with their own — very unique and wonderful — ideas. It was also a fairly long process, over three years, so each time we came together we built upon the past. For instance, the animal masks were there from the start, but the object masks only came later.

How is the current series of photos with masks by the Konkana people supposed to be seen in your entire work?
That is for others to decide, and perhaps too early for me to say as I am still working. I generally work quite instinctually, and try and follow what compels me at the time. But I believe the aspects of play, and collaboration — or interdependence made explicit — are often present. They have existed in prior series such as Balika Mela, 1984, Fields of Sight and so on. It's all a continuum really, and even the apparently independent thoughts I have arise very much out of collective memory.

Do you often work in longterm series like this one?
Yes, it's hard for me to let go.

You have been working for 5 years on «Acts of Appearance» – did you work with different craftspeople from different communities (tribes)?
No, I have worked on this particular series since 2015, and with the same community from the Kokna tribe, the very same people.

Has this collaboration had any impact on the way masks are perceived by you as an artist?
Yes, for sure. This has opened up my mind to so many possibilities. And then, I think my artist friends in Jawhar see the photographs too as a kind of mask. They might attempt to portray or 'fix' reality, but are also completely subjective interpretations of how things really are.

Has it changed the perception of the paper mache artists and the Konkana community towards their own handicrafts and/or how they wear masks?
You would have to ask them this question. I prefer also that we call them artists and not craftspeople. I am sure something would have changed, as with every experience we have and share. But sometimes its subtle, or hard to pin down.

Will you continue the series?
Perhaps, we will discuss it together in Jawhar and decide.

On which occasion did wear a mask for the last time?
In the village, where they made me a special mask of a camera. I will try and find the picture for you.

..und wie Sie sehen hat sie es gefunden.

Gauri Gill

Die Künstlerin Gauri Gill (*1970) lebt und arbeitet in New Delhi, Indien.

www.gaurigill.com 

Inspiration

Inspiriert von den rituellen Papiermascheemasken des westindischen Stamms der Konkanas, nahm Gauri Gill 2014 Kontakt zu Kunsthandwerkern dieses Stamms auf und schlug eine Zusammenarbeit vor.

Der Stamm der Konkanas

Die Stammesangehörigen führen jedes Jahr während des Bahoda-Fests Szenen aus Hindu-Epen und Stammesmythen auf und tragen dabei Masken, die Hindu- oder Stammesgottheiten darstellen.
Gill schlug vor, stattdessen neue Masken anzufertigen, die ihre aktuelle Situation und gängige menschliche Emotionen darstellen sollten. Letztere bezogen Tiermasken mit ein, ebenso Alltagsgegenstände wie das Handy oder den Computer, denen sie Empfindungsfähigkeit zuschreiben.

...und das Werk

Entstanden ist die fortlaufende Fotoserie Acts of Appearance (seit 2015), in denen die Maskenmacher zusammen mit anderen Angehörigen des Stamms Alltagsszenen nachspielen, die jedoch umformuliert und vielleicht aufgrund der Masken, die sie tragen, absichtlich ad absurdum geführt werden.