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Aktuell

22.01.17 – 17.04.17
verlängert bis 30.4.2017

CARAVAN 1/2017: Selina Baumann

Ausstellungsreihe für junge Kunst

Selina Baumanns bevorzugtes Thema ist die klassische Skulptur mit Sockel. Ihre aus gebranntem Ton gefertigten Objekte siedeln sich an der Schnittstelle zwischen Abstraktion und Figuration an. Dieser Ausgangslage und der Auseinandersetzung mit der Körperlichkeit bleibt die Künstlerin treu und sucht in den eigens für das Aargauer Kunsthaus geschaffenen Arbeiten nach neuen Ausdrucksformen.

Spätestens seit ihrem Studienabschluss in Bildhauerei 2014 fällt Selina Baumann mit ihren biomorphen Keramikskulpturen auf. Mit grosser Präzision und in mehreren Arbeitsschritten schafft sie aufwändige Objekte aus verschiedenfarbigem, gebranntem Ton, wie beispielsweise die mehrteilige Arbeit Nora, Pirmin, Cyrill, Agens & Salome, Valentina, Andrea und Marianne (2014). Die filigranen, wesenhaften Figuren sind weder Mensch, Tier noch Pflanze und doch vereinen sie Ansätze von allem in sich. 

In der neuen Keramikarbeit Skulptur 1-20 (2015 – 2016) für die CARAVAN- Ausstellung verfolgt Selina Baumann einen neuen konzeptuellen Ansatz: Ihr Interesse gilt nicht mehr primär der präzise ausgearbeiteten Figur, vielmehr sucht sie nach einer in kurzer Zeit geschaffenen, spontanen Form. Sie bedient sich in lockerer Anlehnung eines Formenvokabulars, welches in unserem kollektiven Gedächtnis verankert ist. Die Spiralen, pflanzenähnlichen Gebilde, Molekülstrukturen oder Schlangenformen haben Modellcharakter.  Als Ausgangsmaterial dient ihr der vielseitig verwendete, ziegelrote rohe Ton, den sie zu Würsten rollt. Aus diesen formt sie in zügiger Arbeitsweise Objekte, die, transformiert durch den Brennprozess, fest und zerbrechlich werden. In der rauen, unglasierten Oberfläche der Keramiken bleibt so die formende Hand der Künstlerin als Arbeitsspur sichtbar.

In Selina Baumanns aktueller Arbeit steht nicht die Einzigartigkeit des einzelnen Werkes im Zentrum, sondern durch die serielle Reihung und die auffallend dichte Setzung im Ausstellungsraum verbinden sich die rund 20 Skulpturen zur Installation. In dem die Künstlerin diese auf identischen Sockeln in der Sammlungspräsentation des Aargauer Kunsthauses zeigt, sucht sie – nicht nur örtlich –, sondern auch thematisch die Auseinandersetzung mit der klassischen Bildhauerei. Die simplen Formenspielereien und das geradezu unbedarft Anmutende der Skulpturen Selina Baumanns erfahren im Oberlichtsaal, umgeben von Schlüsselwerken der Schweizer Kunst aus mehreren Jahrhunderten, einen gewollten und von feinem Humor durchdrungenen Bruch.