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Provenienzforschung am Aargauer Kunsthaus

Das vom BAK geförderte Provenienzforschungsprojekt am Aargauer Kunsthaus hatte eine Laufzeit von einem Jahr. Es konnte deshalb keine Tiefenerschließung der gesamten Sammlung des Kunsthauses geleistet werden, sondern es musste ein Werkkonvolut ausgewählt werden. Die Sammlung Häuptli eignete sich aus zweierlei Gründen besonders gut für eine vertiefte Recherche: einmal aufgrund ihrer künstlerischen Bedeutung für das Kunsthaus, zum anderen aufgrund bereits vorliegender Provenienzhinweise. Aus der Sammlung wurden 50 Werke ausgewählt, deren Provenienz intensiv untersucht werden sollte. Das Aarauer Ehepaar Valerie und Dr. Othmar Häuptli sammelte für gute zwei Jahrzehnte – zwischen ungefähr 1930 und 1950 – moderne Kunst. Sie folgten dabei keinem strengen Sammlungsprofil, sondern kauften, was ihnen gefiel.

So entstand eine Kollektion von 105 Werken, vor allem Gemälde, die mit Schenkungsvertrag 1970 vom Ehepaar an den Aargauischen Kunstverein übereignet wurden. Othmar Häuptli starb 1983, und die Sammlung kam gemäss seines Testaments ins Aargauer Kunsthaus.

Zur Geschichte der Sammlung gibt es leider wenig konkrete Hinweise, denn Häuptlis sammelten nicht nur ausschliesslich ihrem Geschmack folgend, sondern sie blieben als Käufer auch zurückhaltend und traten öffentlich nicht häufig in Erscheinung. Sie kauften im nationalen wie internationalen Kunsthandel – vor allem in (Süd-)Deutschland. Die meisten Werke erwarb das Ehepaar bei den Galerien Aktuaryus (Zürich), Fischer (Luzern), Griebert (München/Konstanz), Ketterer (Stuttgart), Rosengart (Luzern) sowie vermutlich Nierendorf (New York).  Roman Norbert Ketterer und Häuptli waren persönlich miteinander bekannt. Ketterer hatte das Ehepaar offenbar in Aarau besucht. Othmar Häuptli erwarb darüber hinaus mehrere Kunstwerke vom Glarner Sammler und Arztkollegen Othmar Huber, beispielsweise als dieser Anfang der 1950er Jahre die Aussteuer seiner Tochter finanzierte. Die beiden Sammler standen in einer freundschaftlichen Konkurrenz.

Auch mit einigen Künstlern waren Valerie und Othmar Häuptli persönlich bekannt:  Erich Heckel und seine Frau Siddi beispielsweise besuchten das Ehepaar Häuptli im Frühjahr 1965 in Aarau und standen in freundlicher Korrespondenz miteinander.

Untersuchte Werke

Im Fokus des Provenienzforschungsprojektes standen mehrere Werkkategorien:
Einmal wurden Werke derjenigen Künstler genauer betrachtet, die während des Nationalsozialismus als ‚entartet‘ galten. In der Sammlung Häuptli sind die folgenden Künstler vertreten: Ernst Barlach, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Oskar Kokoschka, Wilhelm Lehmbruck, August Macke, Otto Mueller, Emil Nolde, Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff. Diese Werke bilden tatsächlich das Herzstück der Sammlung.

Daneben wurden diejenigen Werke näher betrachtet, die von französischen Künstlern stammen, Werke von Paul Cézanne, Camille Corot, Edgar Degas, Paul Gauguin, Auguste Rodin oder Georges Rouault. Bei ihnen kam es vor allem darauf an zu untersuchen, ob es sich um beschlagnahmte Objekte aus dem besetzten Frankreich (1940-1944) handelt.

Darüber hinaus wurden auch zu Werken Ferdinand Hodlers und Cuno Amiets genauer recherchiert, weil sie während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im internationalen (deutschen) Kunsthandel gut vertreten waren.

Als Ergänzung zur Sammlung Häuptli wurden drei Aquarelle von Paul Klee sowie ein Gemälde Ferdinand Hodlers aus einer anderen Schenkung an den Aargauischen Kunstverein in das Projekt miteinbezogen, weil es zu diesen Werken bereits einige Hinweise gab und ihre Provenienzketten fast geschlossen waren.
Das einjährige Provenienzforschungsprojekt hat demnach insgesamt 54 Werke des Aargauischen Kunstvereins intensiv untersucht.
 
Text von Carolin Lange

Fallbeispiele

Erich Heckel, Männerbildnis, 1919
Holzschnitt, 61,3 x 44 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Legat Dr. Othmar u. Valerie Häuptli


Paul Klee, Schützen, 1939
Aquarell, Kleister und Öl auf Baumwolle, auf Karton aufgezogen, 23,8 x 35 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Legat Dr. Othmat u. Valerie Häuptli

Ernst Ludwig Kirchner, Der Wanderer, 1922
Öl auf Leinwand, 90 x 151 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Legat Dr. Othmar u. Valerie Häuptli

 

 

 

 


Emil Nolde, Neuguineer, 1914
Aquarell auf Papier, 48,6 x 35,7 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Legat Dr. Othmar u. Valerie Häuptli

Emil Nolde, Neuguineer am Feuer, 1914
Aquarell auf Papier, 34,2 x 48 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Legat Dr. Othmar u. Valerie Häuptli

Weitere Informationen

Sollten Sie Fragen oder Hinweise über die Forschungsergebnisse haben, wenden Sie sich bitte an uns.

Werkliste und Schlussbericht

Liste aller untersuchten Werke mit Provenienzen
Schlussbericht
vom BAK

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Das Aargauer Kunsthaus arbeitet im Projekt Provenienzforschung mit Lange & Schmutz Provenienzrecherchen GmbH zusammen.