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Dieter Meier###48 Personen (dargestellt von Dieter Meier), 1974 / 2014

Zweifelsfrei zählt Dieter Meier (*1945) zu den prominentesten Persönlichkeiten des Schweizer Kulturlebens. Man kennt ihn als Musiker der legendären Band YELLO, als Unternehmer, Restaurantbetreiber sowie Wein- und Fleischproduzenten. Er ist aber auch Filmemacher, Essayist und bildender Künstler. Bereits in den späten 1960er-Jahren trat Meier mit konzeptuellen Aktionen im öffentlichen Raum in Erscheinung; er hat eine documentaTeilnahme zu verbuchen (1972) und stellt regelmässig im In- und Ausland aus. Im Vergleich zu seiner Reputation als öffentliche Figur ist sein künstlerisches Werk allerdings wenig bekannt. Dieses einer Neubeurteilung im Kontext der bildenden Kunst zu unterziehen, war denn auch das Anliegen der grossen Überblicksschau, die 2013 im Aargauer Kunsthaus stattfand. Mehrere Arbeiten aus der Ausstellung konnten für die Sammlung des Kunsthauses gewonnen werden: neben den beiden Fotoserien Given Names (1976) und Behind Flowers (performed by Bice Curiger) (1976) sowie dem frühen Experimentalfilm Shutter (1969) auch die Arbeit 48 Personen von 1974.

In den 1970er-Jahren gewinnt die Arbeit mit der eigenen Person immer grössere Bedeutung in Meiers Schaffen. Der Künstler ist sich selbst das eigene Material, er selbst das häufigste Modell. Wie eine Konstante zieht sich das Bild von Meier durch das Schaffen dieser Jahre. Dass es dabei nicht um eine Form der Selbstdarstellung geht, beweist die Fotoserie 48 Personen. Wir haben es zwar mit Selbstporträts zu tun – 48mal Dieter Meier –, das «Selbst» aber bleibt eine Variable. Durch Haltung, Ausdruck und Kleidung mimt Meier 48 unterschiedliche, frei erdachte Personen. Ähnlich wie Cindy Sherman (*1954), die etwa zur gleichen Zeit begann, für ihre Fotografien in bestimmte Rollen zu schlüpfen, spielt Meier mit den Möglichkeiten und Vorstellungen von Persönlichkeit. Jahre später nimmt er diese Arbeit wieder auf und schreibt in As Time Goes by (2005 / 2012) die Biografien seiner Alter Egos weiter. Mit ihnen um dreissig Jahre gealtert stellt er 2005 dieselben Personen noch einmal dar, wobei Kurzbiografien Aufschluss über deren Werdegang geben. Einzelne Figuren holt Meier 2012 ein drittes Mal hervor, nun in Form von Videoporträts: Boxmeister und Trainerlegende Pat LeBlanc etwa, der vermögende Kunstliebhaber und Banker Robert P. Valdez oder Kurt «Küde» Späni, ein Basler Original, dessen Karriere als Trapeztänzer begann und als Wurst verkäufer im Fussballstadion endete. Ihnen allen leiht Meier sein Gesicht und damit das unmittelbarste und naheliegendste Material, das ihm zur Verfügung steht. Ganz im Zeichen des «Nichts», dem laut Meier seine künstlerischen Erkundungen in erster Linie gelten, sind die Mittel auf das  Möglichste reduziert.