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Reto Boller###S-13.1, 2013

Das Aargauer Kunsthaus hegte seit Langem den Wunsch, ein Werk von Reto Boller (*1966) in seine Sammlung aufzunehmen. Zusammen mit S-13.1 (2013) wird 2014 eine zweite Arbeit mit dem Titel Acryl Stahl Aluminium (2005) angekauft. Beide sind für Bollers Schaff‘en exemplarisch. Ihre Titel sind technisch-minimalistisch und überlassen dem Betrachtenden Raum für eigene Vorstellungen.

Boller spürt dem Nerv der Malerei auf den Zahn. Er wählt Bildträger – in diesem Fall industrielle Schaumstoff‘platten aus dem Baugewerbe –, die als eingefärbter Malgrund den Ersatz für die Leinwand bilden. Der Bildträger hat eine beachtliche Übergrösse. Erst wenn der Betrachter sich nähert, wird ersichtlich, dass die Arbeit aus 19 Schaumstoffplatten besteht und ähnlich einem Altar links und rechts zwei Flügel hat. Weil diese Flügel im Lot zur Bildfläche stehen, wird ihre räumliche Wirkung erst bei näherem Herantreten klar erkennbar. Sie bilden den ästhetischen Raum einer Malerei, die aus der Fläche tritt. Mit kräftiger, unregelmässig aufgetragener Acrylfarbe sind die Nähte der Platten markiert. Sie verleihen dem Werk seine Geschlossenheit. Wir orientieren uns im Raum an ihnen und im übertragenen Sinne sind es Schnittstellen, die das Objekt zusammenhalten. Was auf den ersten Blick zweidimensional erscheint, erweitert sich in den Raum. Die Malerei ist zwar Ausgangspunkt, aber das Werk lässt sich nicht mehr eindeutig einer Gattung zuschreiben. Es verweigert sich der Zuordnung und spielt mit möglichen Tendenzen der Minimal Art sowie mit konkreten und konzeptuellen Ansätzen.

Boller studiert nach dem Vorkurs der Schule für Gestaltung in Romanshorn an der Zürcher Hochschule für Gestaltung. Er verbringt Auslandsaufenhalte unter anderem in Genua, Berlin und New York und ist in zahlreichen Ausstellungen vertreten. Sein Interesse gilt der Beziehung zwischen Bildoberflœäche und Bildraum, einem seit jeher zentralen Thema der Malerei. Ebenso thematisiert er die Beziehung zwischen der Farbmaterie und ihrer Erscheinung. Sein wahrnehmungsanalytischer Ansatz erlaubt subtile Einsichten in diese Wechselwirkung.

Werke von Boller befnden sich im Museum zu Allerheiligen in Schaff‘hausen und im Kunstmuseum St.Gallen. Im Aargauer Kunsthaus treff‘en Bollers Arbeiten auf Werke anderer Künstler, welche dessen Kernthemen dialogisch kontrastieren, so zum Beispiel Adrian Schiess (*1959), Olivier Mosset (*1944) oder Jean Pfaff‘ (*1945). Bevor das Werk S-13.1 in das Aargauer Kunsthaus gelangte, wurde es 2014 / 2015 in der Ausstellung Elementare Malerei im Kunstmuseum St.Gallen gezeigt.