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Urs Lüthi###Slapstick, 1963

Mit diesem Neuzugang wird eine bereits umfangreiche Werkgruppe von Urs Lüthi (*1947) in unserer Sammlung durch eine Arbeit ergänzt, die ganz am Anfang seines künstlerischen Wegs steht. Der heute in München lebende, international bedeutende Künstler war Professor an der Kunsthochschule in Kassel, hat in zahlreichen wichtigen Institutionen ausgestellt und 2011 die Schweiz an der Biennale in Venedig vertreten. Bis heute arbeitet er an einem komplexen und vielfältigen Œuvre. Slapstick von 1963 erweitert unsere Bestände um eine der wohl frühsten malerischen Arbeiten des Künstlers. Er hat das Gemälde mit 18 Jahren angefertigt, kurz nach seinem Abschluss an der Kunstgewerbeschule Zürich. Das Werk repräsentiert eine nur wenig bekannte Seite von Lüthis Schaffen und kündigt die als «konzeptuelle Pop-Art-Bilder» bezeichneten grossformatigen Arbeiten von 1966/1967 an. Eines der wichtigsten Zeugnisse hierfür ist die Arbeit Supercortemaggiore, 1967, die sich in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses befindet.

Auf dem mittelformatigen, auf Holz gemalten Werk Slapstick überlagern und spiegeln sich verschiedene Ebenen. Ein in Rosatönen gehaltenes Streifenmuster dominiert die Bildfläche, wobei sich eine Art aufgefächerter weisser Leporello von der ansonsten flächig gehaltenen, plakativen Komposition absetzt. Lüthi bedient sich hier einer abstrakten Bildsprache, die vornehmlich auf einem dynamischen Spiel mit Linien und Streifen basiert und an die ästhetischen Strategien der Werbegrafik der 1960er-Jahre denken lässt. Zwischen dem auf Film und Komödie verweisenden Werktitel und dem Dargestellten besteht kein offensichtlicher Zusammenhang.

Tatsächlich scheint sich Urs Lüthi zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn weniger für das Sujet an sich zu interessieren, als vielmehr für die spezifische Optik und die grafischen Gestaltungsmittel der Zeit. Der junge Künstler war in diesen Jahren selber auch in der Grafik tätig. Slapstick gehört zu einer Reihe von Arbeiten, die Lüthi Mitte der 1960er-Jahre im signalhaft-grafischen Stil der Pop-Art malte. So beruht die Art der Darstellung deutlich sichtbar auf dem Einfluss dieser Kunstrichtung, welche ab der Mitte des 20. Jahrhunderts von Nordamerika herkommend auch Europa erreicht hatte. Im Aargauer Kunsthaus werden wir uns noch intensiv mit der Pop-Art und deren Wirkung auf die Schweizer Kunstszene beschäftigen, und zwar im Rahmen der für 2017 geplanten Ausstellung zur Schweizer Pop-Art, zu deren Vertreter der junge Urs Lüthi zweifelsohne gezählt werden kann. Unseren Neuankauf werden wir spätestens zu diesem Zeitpunkt ins Rampenlicht rücken und ihn in den Kontext der Schweizer Kunst der 1960er- und 1970er-Jahre stellen.