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Patricia Bucher###Ohne Titel, 2019

Einfache, symbolhafte Motive charakterisieren seit 2013 das Schaffen der gebürtigen Aarauer Künstlerin Patricia Bucher (*1976). Tiere, Transportmittel, technisches Gerät, vielleicht aber auch nur Spielzeug – die Proportionen sind nicht immer leicht zu bestimmen – heben sich vor flächigen, oft einfarbigen Hintergründen ab. Auch die Motive selbst sind flächig gestaltet oder zu eckigen Umrisszeichnungen reduziert. Gegenüber der stilistischen Spanne früherer Werkkapitel hat sich die Bildsprache also konsolidiert. Weiterhin gross ist hingegen die Vielfalt der Trägermedien: Diese reichen vom kleinen Aquarell über Holz- und Plexiglasreliefs bis hin zur direkten Intervention auf der Wand.

Am Beginn dieser Werkphase steht zunächst die bildhafte, teils zoomorphe Architektur von John Hejduk. Zufällig entdeckt Patricia Bucher darin Parallelen zur Teppichkunst und erhält 2015 auch die Chance, die über Jahrhunderte generierten und tradierten Motive mit Unterstützung des Aargauer Kuratoriums auf einer zweimonatigen Reise durch die Türkei und Iran zu studieren. Sie beginnt die Motive zu sammeln und mittlerweile bilden diese zusammen mit Symbolen verschiedenster Herkunft, Emblemen, Signeten, Piktogrammen oder auch Sigeln primitiver Schriftsysteme ein Bildarchiv von nahezu enzyklopädischem Ausmass. Damit ergibt sich – bei allen Unterschieden – eine Verbindung zu älteren Werken, bei denen Patricia Bucher ähnlich unerschrocken zum Beispiel eine Atlantiküberquerung sekündlich fotografierte, mit Musil von Hand einen der ausuferndsten Autoren der Moderne kopierte oder aus hunderten von Schlachtenszenen aller Zeiten und Weltgegenden  ein Rundbild zusammentrug. Alle Arbeiten eint, dass sie – wie Fresken, Reliefzyklen oder Tapisserien – um die grossen Epen und Erzählformen der Menschheit kreisen. Im episodisch erzeugten Narrativ wird so ein roter Faden im Tun der Künstlerin sichtbar. Zugleich ist wichtig zu verstehen, dass es nicht um die Erzählung als solche, sondern vielmehr um die Art und Weise des Erzählens geht.

In diese Logik reihen sich die jüngsten Arbeiten und speziell die Kelims, die Patricia Bucher im türkischen Konya produzieren lässt, nahtlos ein. Neu ist nur, dass ihr hoher Abstraktionsgrad nicht mehr auf das Epische, sondern auf maximale Verdichtung setzt. Einzeln, in Gruppen oder installativ in Kombination mit anderen Bausteinen verwendet, bilden sie nomadisierende Assoziationsketten und -räume, in denen sich Gegensätze wie Figur und Grund, Sprach- und Bildzeichen auflösen. Dazu gehört auch die Absage an die Einheit der Materialien zugunsten neuer Bezüge, wie dies im vorliegenden, erstmals im Kunstraum akku in Emmen gezeigten und für die Auswahl 19 neu arrangierten Ensemble beispielsweise beim Hausmotiv geschieht, das nicht nur mit der Wand und somit mit dem Museumsgebäude interferiert, sondern auch die Struktur der kühlen Metallgerüste aufnimmt. Frei nebeneinander gesetzt, fungieren die Motive so als eine Art Bildalphabet oder als Ideogramme, die nicht so sehr auf die Konstitution von Bedeutung zielen, sondern auf ferne Echos, Erinnerungen und Stimmungen.