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Esther Kempf###Give me Options, 2009/2012

Give me Options – Gib mir Wahlmöglichkeiten – der Werktitel der sechsteiligen Fotoserie ist Appell und Bitte gleichzeitig. Esther Kempf (*1980) unterzieht einen alten Holzstuhl, wie er zu Hunderten für wenig Geld in den Brockenstuben dieses Landes erworben werden kann, einem Transformationsprozess der besonderen Art. Ohne die Materialmenge zu verändern baut die Künstlerin das Möbelstück zu unterschiedlichen Einrichtungsgegen ständen um: Der Stuhl wird zum Tisch, zu einem Hocker, zu einer Liege, wandelt sich zum Fernsehmonitor mit Antenne und sogar zur Zimmerpflanze. Seine finale Bestimmung findet die Sitzgelegenheit jedoch als Holzrahmen für die Bildserie, die ihre Wandlungen fotografisch dokumentiert. In der Fotoserie knüpft Esther Kempf in spielerisch tiefgründiger Manier an existenzielle Fragen der menschlichen Identität an: Was wäre wenn (ich eine andere / ein anderer wäre)? Was macht mich aus? Wer bin ich?

Ein Stuhl ist ein Stuhl ist kein Stuhl. Esther Kempf rüttelt in ihrem künstlerischen Schaffen immer wieder an gängigen Zuschreibungen und stellt vermeintlich Evidentes auf charmant unkonventionelle Weise in Frage. Neben Möbelstücken erhalten in ihren Arbeiten Klebstreifen, Milchtüten, Streich hölzer, Zimmerpflanzen oder Bücher neue und überraschende Identitäten. Die Zürcher Künstlerin pflegt einen ironisch-liebevollen Umgang mit diesen unspektakulär profanen Gegenständen, die ihr als Material für ihre Installationen, Objekte und Fotografien dienen. Mit subtilem Humor und Sinn für die Poesie des Alltäglichen manipuliert sie in ihren Werken unsere Wahrnehmung und hinterfragt unsere Ordnungssysteme.

Die Fotoarbeit Give me Options hat Esther Kempf 2012 in der Gruppenausstellung La jeunesse est un art. Jubiläum Manor Kunstpreis 2012 im Aargauer Kunsthaus präsentiert. Die Überblicksausstellung war eine fundierte Standortbestimmung der vielfältigen und dynamischen jungen Schweizer Kunstszene und vereinte vielversprechende junge Kunstschaffende des Landes. Mit Give me Options konnte die Kunsthaussammlung um ein Werk einer talentierten jungen Schweizer Künstlerin erweitert werden.