Logo des Aargauer Kunsthauses

Shirana Shahbazi###Untitled II-2012, 2012

Shirana Shahbazi zählt zu den wichtigsten Positionen der aktuellen Schweizer Fotokunst. Im Jahr 2012 hatte sie in der Gruppenausstellung La jeunesse est un art. Jubiläum Manor Kunstpreis 2012 mit der raumfüllenden Arbeit Untitled II-2012 einen prominenten Auftritt im Aargauer Kunsthaus. Diese Werkgruppe zählt nun dank der Schenkung durch die Freunde der Aargauischen Kunstsammlung zu den Beständen des Kunsthauses, womit Shirana Shahbazi erstmals in der Sammlung vertreten ist.

Shirana Shahbazi widmet sich seit vielen Jahren dezidiert dem Medium der analogen Fotografie und erforscht in immer neuen Versuchsanordnungen die Komplexität des fotografischen Bildes. Während Landschaftsaufnahmen und im Studio arrangierte klassische Stillleben und Porträts von betörender Schönheit die künstlerische Sprache der letzten Jahre prägen, zeigt sich in jüngster Zeit eine Hinwendung zu abstrakteren Bildwelten. Mit farbenprächtigen Kompositionen aus geometrischen Elementen schafft die Künstlerin Bilder von hoher Suggestionskraft. Farbfelder überlagern sich und schaffen eine eigene Räumlichkeit, entziehen sich aber einer klaren Zuordnung und fordern als vieldeutige Raummuster die Wahrnehmung des Betrachters heraus. Der Schlichtheit und hohen Präzision des geometrischen Vokabulars steht der Gesamteindruck einer komplexen Oberflächen- und Tiefenstruktur gegenüber. In dieser spannungsvollen Dualität eröffnet sich für Shirana Shahbazi das mannigfaltige Spektrum an Möglichkeiten des Mediums Fotografie, die in ihrem Verständnis nie nur ein präzises Abbild der Realität liefert, sondern vielmehr auch eine Verwischung von Genauem und Diffusem, von Erfundenem und Dokumentarischem, von Konstruiertem und Realem.

Mit konzeptueller Strenge und einer den Zufall einschliessenden Offenheit spürt Shirana Shahbazi in der in sich geschlossenen Werkgruppe Untitled II-2012 den verschiedenen Bedeutungsschichten von Bildern nach. In einer dramaturgischen Anordnung, die einer inneren Logik folgt, werden verschiedene Bildgenres kombiniert und auf einer geometrisch-räumlichen Wandmalerei präsentiert. Dadurch entsteht eine Erweiterung der Bilddeutung: Landschaften, Stillleben, Figurendarstellungen oder Porträts entfalten in direkter Nachbarschaft zu abstrakten Kompositionen eine grafische Qualität. Letztere knüpfen an die jüngst entstandenen Bildfindungen an, in denen Shirana Shahbazi farbig lackierte Raumkörper und Wände mit grösster Bedachtheit im Studio zu abstrakten Form- und Raumarrangements zusammenfügt. Dabei reizt sie die Technik der Mehrfachbelichtung bis an ihre Grenzen aus und erzeugt mit der Verwebung unterschiedlicher Bildebenen eindrückliche Raumtiefen von rätselhafter Strahlkraft und verführerischer Qualität.